HORRESQUE - Textlich beschäftigen wir uns ausschließlich mit realen Abartigkeiten!


Mit Horresque aus Mainz ist Anfang des Jahres eine Blackened Death Metal-Band aufgetaucht, die es in sich hat. Die beteiligten Musiker sind keine Unbekannten in der Szene, sind sie doch sonst bei Nocte Obducta und Discreation aktiv. Allerdings schaffen sie es, sich von ihren anderen Bands zu lösen und haben mit „Chasms Pt. I - Avarice And Retribution" ein tolles Debüt abgeliefert, welches eine eigenständige Mischung aus Death-, Doom- und Black Metal enthält. Ich sprach mit Sänger M.R. über den Werdegang der Band und das Konzept des Albums.

logoDaniel: HELL-ö M.R.! Ihr seid ja eigentlich mit Nocte Obducta und Discreation schon ziemlich beschäftigt. Wie kam es dennoch zu der Gründung von Horresque?

M.R.: Gude Daniel! Die Idee der Gründung von Horresque kam schon vor meinem Beitritt bei Discreation auf. Als ich mit M.H., unserem damaligen Drummer, bei Eraserhead ausgestiegen bin, wollten wir etwas neues eigenes gründen, und nachdem wir mit S.D. und R.P. zwei Gitarristen gefunden hatten, nahm alles seinen Lauf.

Daniel: Sind Horresque für Euch eine richtige Band oder nur ein Projekt für zwischendurch?

M.R.: Horresque ist definitiv eine richtige Band! Der Ausstieg von M.H. hat uns leider für eine ziemlich lange Zeit außer Gefecht gesetzt, da die Drummer-Suche sich als sehr schwierig herausgestellt hat, Ideen und Motivation waren und sind aber zur Genüge vorhanden.

Daniel: Ihr gebt als Namen nur Eure Initialen an, und Eure Bandfotos sind alle verschwommen. Ist es Euch wichtig, unerkannt zu bleiben, damit man Euch nicht anhand Eurer anderen Bands sofort in eine bestimmte Schublade steckt? Oder gibt es andere Gründe dafür?

M.R.: In heutiger Zeit unbekannt zu bleiben, ist nahezu unmöglich und auch gar nicht unsere Intension. Die initialen und die Bandfotos sind einfach nur ein Stilmittel, was uns sehr gut gefällt.

Daniel: Welche Bands zählen für Horresque zu Euren Haupteinflüssen? Und ist es Euch wichtig, dass sie sich von Euren anderen Bands musikalisch unterscheiden?

M.R.: Es ist schwierig, Haupteinflüsse zu nennen, da es viele Kapellen gibt, die uns gleichermaßen inspirieren. Wenn ich ein paar Namen nennen muss, dann sind es wohl Bands wie Aosoth und Dead Congregation, die mit Atmosphäre eine unvergleichliche Bösartigkeit entstehen lassen.

Daniel: Bei Eurem kürzlich erschienenen Debüt „Chasms Pt. I – Avarice And Retribution“ handelt es sich um ein Konzept-Album. Worum geht es da genau?

M.R.: Textlich beschäftigen wir uns ausschließlich mit realen Abartigkeiten, die Menschen begangen haben. Dabei orientieren wir uns etwas an den sieben Todsünden (Wir übernehmen sie nicht einfach, weil sie in heutiger Zeit teilweise überholt sind) und haben zwei davon, nämlich Gier und Rache, in jeweils vier Songs thematisiert.

Daniel: Wer ist eigentlich Gary Heidnik, nach dem einer Eurer Songs benannt ist? Hat es ihn wirklich gegeben, oder ist er eine fiktive Person?

M.R.: Wie gesagt, all unsere Texte beschreiben stets reale Begebenheiten und Personen. Dabei habe ich die Titel meist so gewählt, dass man sie einfach in eine Suchmaschine eingeben kann, um alle Hintergründe zu den Texten zu finden. Auf unserer Bandcampseite habe ich aber auch Quellen verlinkt. Gary Heidnik war ein machtgieriger Psychopath, der sich eine Familie mit zehn Frauen und ganz vielen Kindern züchten wollte. Dafür hat er in den 80ern sechs Frauen in seinen Keller verschleppt, monatelang vergewaltigt und zwei von ihnen in seinem Wahn getötet.

horresqueDaniel: 2016 erschien ein Demo mit den drei Tracks „The Murder Castle“, „MQ1-Predator“ und „My Lai ´68“, die alle auch auf dem Album gelandet sind. War denn vor drei Jahren schon klar, dass aus diesen drei Songs später noch ein Konzept-Album entstehen würde? Oder hat sich das erst später so ergeben?

M.R.: Das Demo war als erstes Lebenszeichen gedacht, wie das eigentlich so üblich ist. Das Konzept ist erst danach entstanden und gewachsen.

Daniel: Wie lange hat es überhaupt gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

M.R.: Unser Songwriting entsteht eigentlich immer sehr dynamisch. Wir machen uns da keinen Stress. Allerdings hat uns der Weggang unseres Drummers auch im Songwriting sehr ausgebremst.

Daniel: Den glasklaren Sound auf dem Album finde ich total geil! Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

M.R.: Ja, wir sind mit dem Sound auch sehr zufrieden! Aufgenommen haben wir im Ultraton Studio (www.ultraton.com), dessen Inhaber Alex Theisen auch den Mix zusammengebraut hat. Das Mastering hat Philipp Welsing von Original Mastering, Hamburg gemacht.

Daniel: Euer stimmungsvolles Artwork gefällt mir ebenfalls sehr gut! Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen? Kanntet Ihr vielleicht schon vorherige Werke von ihm?

M.R.: Das Artwork ist in Zusammenarbeit von verschiedenen Künstlern entstanden. Das Cover und Backcover hat der irische Tätowierer Joseph Deegan (Sänger und Gitarrist von Slidhr), ein Freund von S.D., gezeichnet. Natürlich kannten wir schon einige Werke von Joseph im Vorfeld, und sie sprechen für sich selbst. Die Fotos, die wir genutzt haben, sind von R.P. selbst, wurden von C.S.R. von Schammasch (bei denen S.D. live immer wieder am Bass aushilft) zusammengefügt und gesetzt, und das Bandfoto wurde von einem guten Freund Marvin Mené angefertigt.

Daniel: Das Artwork eignet sich hervorragend für eine Vinyl-Version! Ist in dieser Hinsicht etwas in Planung?

M.R.: Wir möchten auf jeden Fall noch eine Vinyl-Version pressen lassen! Leider ist das ja immer mit ziemlichen Kosten verbunden, und da möchten wir erstmal noch abwarten, wie sich die CD verkauft.

Daniel: Wie seid Ihr eigentlich mit The Crawling Chaos Records aus Köln in Kontakt gekommen, die Euer Album veröffentlicht haben?

M.R.: Nachdem wir im Frühjahr letzten Jahres die Aufnahmen in Eigenregie und auf eigene Kosten beendet hatten, haben wir uns auf Label-Suche gemacht. Als wir ein paar Angebote hatten, haben wir uns untereinander beraten und uns entschlossen, dass das von The Crawling Chaos Records in unserer aktuellen Situation das sinnvollste ist.

horresqueDaniel: Soweit ich weiß, spielt Ihr auch live. Wie wichtig ist es Euch, nicht nur aufzunehmen, sondern auch auf der Bühne zu stehen? Und wann und wo kann man Euch mal sehen?

M.R.: Wir spielen sehr gerne live. Allerdings war auch hier sehr lange das Problem, dass wir eben keinen festen Schlagzeuger haben. Seit Anfang dieses Jahres konnten wir J. von Into Coffin als Live-Drummer verpflichten und uns endlich wieder nach Auftrittsmöglichkeiten umsehen. So haben wir Anfang März einen Release-Gig in unserer Heimatstadt Mainz mit Downfall Of Gaia und Implore geben können und hatten auch noch jeweils einen in Berlin und Bochum in Aussicht, allerdings sind diese wegen des Coronavirus auf Herbst verschoben worden.

Daniel: Lass uns mal zu den Zukunftsplänen von Horresque reden! Hab Ihr schon einen blassen Schema, wann der Nachfolger erscheinen soll?

M.R.: Nein, da gibt es noch keinen Plan. Natürlich soll es einen Nachfolger geben, aber wann wir dafür ins Studio gehen, ist noch nicht absehbar, und da lassen wir uns auch nicht stressen.

Daniel: Na gut, M.R.! Dir gebührt dann noch das Schlusswort!

M.R.: Danke für dein Interesse!

http://www.horresque.de/

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https://horresque.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller