BLAZE OF SORROW - ABSENTIA


Label:EISENWALD
Jahr:2020
Running Time:43:59
Kategorie: Neuerscheinung
 

Mit ihrem sechsten Vollalbum melden sich Blaze Of Sorrow fulminant zurück. „Absentia“ bedeutet zwar auf Latein „Abwesenheit“, aber das, was uns die vier Herren aus der Lombardei (Italien) hier präsentieren, ist alles andere als abwesend. Vom ersten Takt an präsent, gelingt es ihnen mit einfachen Mitteln, dennoch enorm abwechslungsreich, eine durchgängige Stimmung zu erzeugen und den Hörer von Anfang an in ihren Bann zu ziehen. Stilistisch geht die Musik in Richtung Pagan/Viking Metal, es ist jedoch nicht diese Art von Metal, die Assoziationen von lärmenden Wikingern, die in einer Halle Met aus Hörnern schlürfen, hervorruft. Vielmehr erweckt diese Musik Bilder einer Heimkehr von einer langen Reise und dem Bericht über ebendiese. Eine angenehme Schwere, mit leichten melancholischen Anleihen erzählt von weiter Ferne, Heimweh und fremden, anmutigen Landschaften.

Verspielte Melodien wechseln sich mit schweren Gitarren ab. Es ist diese Sorte von Riffs, bei denen dem Hörer der nächste Ton vollkommen intuitiv erscheint, es macht einfach Freude, sie zu hören, die Harmonie wird an keiner Stelle getrübt. Ein dezenter Chor im Hintergrund rundet die Sache an der passenden Stelle zusätzlich ab. Die Tatsache, dass ab und an das Tempo rausgenommen wird, lädt zur inneren Einkehr ein, stimmige Rhythmuswechsel sorgen dafür, dass keine Längen aufkommen. Die Spielart ist technisch versiert, lange getragene Gitarrensoli, bei denen jeder Ton sitzt, kraftvoller Gesang und variantenreiches Schlagzeug, dennoch wirkt die Scheibe trotz ihrer beschworenen Bildgewalt an keiner Stelle überladen.

Es handelt sich hier um ein rundum gelungenes Album, mit einer satten Produktion. Es liefert eine dreiviertel Stunde melodischen Black Metal mit Riffs von beinahe hymnenhaften Charakter, gepaart mit verspielten Gitarrenläufen und ruhigen Akustikpassagen, die mittelalterlich oder folkloristisch anmuten. Es ist eine Mischung, die innehalten, dem Hörer eine sanfte Melancholie verspüren lässt und zum Träumen einlädt. Die Melodien setzen sich sofort fest, ich ertappe mich, wie ich die ein oder andere über den Tag verteilt vor mich hin summe. Blaze Of Sorrows’ „Absentia“ ist für mich die bislang schönste Abwesenheitsnotiz des Jahres. Wer mit Bands wie Suidakra, Thyrfing oder Panphage etwas anfangen kann, kann hier getrost zuschlagen. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung.

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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