WITHIN TEMPTATION, EGO KILL TALENT

Köln, Palladium, 19.11.2018

Es war der Sommer 2005 und ich stand auf dem Gelände des Sweden Rock Festivals, als ich Sharon den Adel, mit der niederländischen Formation Within Temptation, das erste Mal vor die Linse bekam. Ein edles Kleid, lange schwarze Haare und ein Lächeln zum Niederknien…vom Gesang ganz zu schweigen. Nun dreizehn Jahre später bot sich die Gelegenheit wieder zur aktuellen „Resist“-Tour und der Promotion zum gleichnamigen Album. Aber zuerst mussten wir mit dem Opening Act Ego Kill Talent Vorlieb nehmen.

 

Ego Kill talent - 2019Ego Kill Talent kommen pünktlich auf die Bühne und legen gleich furios los. Die Brasilianer sind, obschon 2017 mit „Ego Kill Talent“, das Debütwerk erschien, relativ unbekannt und konnten deshalb, trotz der guten Show, aktiv bis ins letzte Glied, die Instrumente wurden untereinander getauscht und richtig guter Laune, mit ihrem Stoner und Desert-Rock, kaum punkten. Es gab Höflichkeitsapplaus aber das deutsche Publikum lässt sich ungerne auf was Neues ein oder gar live überzeugen, wenn es ihnen von den Medien nicht stilecht angepriesen wurde. Entdeckung auf eigene Verantwortung, ist hierzulande seit mindestens zwanzig Jahren völlig out. Und das obschon es mit dem Internet extrem leicht geworden ist. Schade, selten trifft man einen solch engagierten und sympathischen Special Act an, der circa vierzig Minuten lang sein Bestes gibt. Nach insgesamt neun Tracks, gab man die Bühne frei. Es gab den für Opener gewohnten Freiraum auf der Bühne und gerade Mal genug Lightshow. Ich kann nur hoffen, dass sich das in den nächsten Jahren ändert. Das sollten große Acts nicht nötig haben und das Publikum hat für die teuren Kartenpreise, die komplette Zeit Anspruch auf die beste Bedienung.

 

Within Temptation - 2019 - 2Within Temptation hatten einen Bühnenaufbau der absolut zu hoch war. Und das gilt nicht nur für die Fotografen, haha. Auch Outfit-mäßig bin ich von der Sängerin und auch der Band besseres gewohnt. Das Kleid von Sharon sah aus wie eben selbst gemacht. Na ja, sollte vielleicht passend zum Album, futuristisch wirken. Gleißendes Licht und ein ständiger Wechsel in den Pappkulissen, war für mich kein Vergnügen. Genauso wenig wie die lang strapazierende Umbaupause. Jesus, wir haben auch noch ein Leben! Klar man beginnt mit einer Neuheit, „Raise Your Banner“, samt wehender Flagge. Eigentlich ist das Stück ein Duett, im Original mit In Flames Rampensau Anders Fridén (seit 1995 im Line-Up) aber auf ihn mussten wir heuer verzichten. Somit wirkt das Liedchen durchaus etwas anders. Das war selbstredend ein schlechter Running Gag, denn „Resist“ hat eine ganze Menge Gäste anzubieten, die hier alle mit Abwesenheit glänzten. Within Temptation - 2019 - 3Ich denke die Band konnte sich glücklich schätzen, dass die Masse die Songs, aufgrund der Verlegung des Veröffentlichungstermins, so nicht kannte. Natürlich bis auf die anwesenden Medien. Klar, die harten Fans waren begeistert (Gesang und musikalische Performance waren gut) aber den neuen Tracks fehlt somit der Facettenreichtum der CD und die Tunes können mit den alten Klassikern kaum mithalten. So hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Vielleicht war dies ebenso ein Grund den Release zu verschieben. Und ganz schlimm, meinen Lieblingshit „Ice Queen“, gibt es als akustische Fassung. Bääh…aber den Anwesenden schien es alles zu Gefallen. So ist das nun mal mit den echten Anhängern einer Band. Die obligatorischen neunzig Minuten werden mit den gewohnten Standards abgerissen und mit der Zugabe „Stairway To The Skies“, lässt man Sharon, mit einem bezaubernden, grünen Kleid am Seile fliegen. Wenigstens noch ein optisch schöner Abgang.  



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak