Bei Metallica sind sich eigentlich alle einig: Die ersten drei Alben sind unsterbliche Klassiker für die Ewigkeit. Danach gab es einen Wendepunkt: Bassist Cliff Burton starb 1986 bei einem Busunglück. Der Nachfolger Jason Newsted wurde auf seinem ersten Album mit der Band komplett runtergedreht. Womit wir gleich beim Thema wären: „…And Justice For All“ war das erste Album der Amis, welches bei den alten Fans teilweise durchfiel. Das lag vor allem an „One“, dem ersten Videoclip und Charterfolg der Band überhaupt. Das ging damals gar nicht! Heute ist das egal! Apropos heute: Anlass dieser Wiederveröffentlichung ist das dreißigjährige Jubiläum des Albums, welches extra zu diesem Anlass digital remastert wurde. Und das hört man auch! Alles hat insgesamt mehr Wumms. Das Album klingt wärmer und zeitgemäßer. Durch den fehlenden Bass klang die alte Version sehr kalt. Die Gitarren sägen immer noch ordentlich. Aber vor allem das Schlagzeug ballert hier alles weg! Das selbstbetitelte Album von 1991 hat für mich immer noch den perfekten Schlagzeug-Sound. Aber das hier kommt dem Ganzen nun doch recht nahe; vor allem die Bassdrum und die Tomläufe kommen richtig geil rüber! Der Bass ist leider immer noch nicht zu hören. Das Hauptmanko hätte man also ruhig an erster Stelle ändern sollen! Musikalisch bleibt aber alles beängstigend „over the top“! Ich verstehe die Nörgler immer noch nicht. Die Songs sind lang, vertrackt und progressiv. Und scharfkantiger als hier klang James Hetfields Gesang nie zuvor und auch danach nie wieder. Spielerisch und kompositorisch haben sich Metallica 1988 ein wahres Denkmal gesetzt, welches die Szenekonkurrenten meilenweit abwimmelte. Das muss man einfach so sehen und anerkennen! Bonustracks gibt es nicht. Dafür erscheint die CD als schmales Digipack im kultigen Vinyl-Klappcover-Look. Aber auch hier gibt es kein Ende nach oben, wenn man Geld ausgeben soll: Doppel-LP,  ein kultiges Tape, eine 3CD Expanded Version mit dem regulären Album, Demos und Rough Mixes sowie Live-Aufnahmen und natürlich – kurz vor Weihnachten – eine superteure Luxus-Box mit Doppel-LP, „One“-Maxi als Picture Disc, einer Dreier-Live-LP, elf CDs (!), vier DVDs, vier Patches, Download-Karte und Buch. Nobel geht die Welt zugrunde; mit einem Album, welches an sich nun wirklich schon jeder hat! Die CD oder das kultige Tape sollte man sich aber doch zulegen, auch wenn man die alte Version schon hat; zumindest um sie mal direkt miteinander zu vergleichen, wenn man sich an der ursprünglichen dünne, kalten Produktion störte. Und davon kenne ich einige. Halber Punkt Abzug gibt es aber für den leider immer noch fehlenden Bass…

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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