Daniel: Hallo William! Bitte erzähl uns doch zunächst etwas über die Anfänge, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Angus!
William: Ich wollte einfach so schnelles und hartes Zeug spielen wie möglich. In den 80ern gründeten Freunde von mir eine Band namens Angus, die noch einen Schlagzeuger suchte. Einer von ihnen hatte gehört, dass ich Interesse hatte und hat mich gefragt, ob ich dort einsteigen würde. Ich sagte zu und wir probten probten in einem Dachgeschoss bei unserem Bassisten im Zentrum von Amsterdam. Er hat als Facharzt gearbeitet und hatte seine Praxis direkt darunter im Erdgeschoss. So fing alles an. Wir nahmen zunächst ein 4-Track-Demo auf, welches auch hier und da gespielt wurde. Wir spielten dann in ein paar Clubs und bekamen einen Plattenvertrag bei Megaton Records, nahmen unser Debüt “Track Of Doom” in nur einer Woche auf und veröffentlichten es in den USA auf LP und MC. Wir bekamen dann noch einen Vertrag für eine weitere LP und zwischendurch nahmen wir noch die „Papa Don´t Freak“ 12“-EP auf. Direkt danach brachten wir dann noch „Warrior Of The World“ auf den Markt. Im Jahr 2000 hat Denis Gulbey von Sentinel Steel Records beide Alben neu abgemischt und zusammen auf einer CD wiederveröffentlicht.
Daniel: Was bedeutet der Name Angus eigentlich?
William: Angus ist der Name einer bestimmten Art von robusten und starken Bullen aus Schottland und Nord-England.
Daniel: Welche Bands waren die Haupteinflüsse für Angus?
William: Früher habe ich viel The Who und Judas Priest gehört. Aber als Schlagzeuger wurde ich natürlich auch viel von Simon Phillips (Toto) und anderen Session-Drummern beeinflusst. Es ist wichtig, einen eigenen Stil für sich zu finden und nicht nur jemanden stumpf zu kopieren. Wir haben immer versucht, wir selbst zu sein.
Daniel: Wovon handeln Eure Texte?
William: Von Schwachsinn wie (Atom-) Krieg, Leben und Tod und von Griechischen Gottheiten, hehe…
Daniel: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Sound von Angus, Picture und Ear Danger sich sehr ähnelt. Wo liegt das Geheimnis des holländischen Metalsounds Deiner Meinung nach?
William: Ich finde eigentlich nicht, dass wir uns sonderlich ähneln. Ich bin auch nicht der Meinung, dass es so etwas wie den “typischen holländischen Metalsound” gibt, um ehrlich zu sein. Angus sind auch viel schneller und härter als Picture.
Daniel: Es gab zwischen 1987 und 2002 keine Veröffentlichungen von Angus. Gab es die Band da gar nicht mehr oder wart Ihr nur faul, hehe?
William: Ja, die Band hat da nicht existiert. Man könnte aber auch sagen, dass wir uns nur eine lange Auszeit genommen haben, hehe!
Daniel: Als 2002 die Compilation “Metal Warriors” erschienen ist, gab es die Band da den bereits wieder?
William: Wir haben 2001/2002 lediglich ein paar Gigs gespielt. Die lange Pause zog sich aber eigentlich bis heute hin…
Daniel: Handelt es sich bei dieser LP dann überhaupt um eine offizielle Veröffentlichung? Und weißt Du, warum nur eins, und nicht einfach beide Demos komplett darauf enthalten waren? Weißt Du etwas darüber?
William: Ja, „Metal Warriors“ war eine offizielle Veröffentlichung. Es enthielt deshalb nur eins der beiden Demos, weil mir das andere irgendwie verloren gegangen ist. Komischerweise habe ich es aber kurz nach der Veröffentlichung beim Aufräumen wiedergefunden, haha!
Daniel: Die Compilation und beide Demos seit Jahren ausverkauft. Gibt es Pläne, sie noch einmal neu auf CD herauszubringen?
William: Ja, wir suchen nur noch nach einem geeigneten Label dafür. Wenn Du also eine gute Plattenfirma kennst, lass es mich wissen!
Daniel: Beide Studioalben “Track Of Doom” und “Warrior Of The World” wurden vor einigen Jahren auf einer CD wiederveröffentlicht. Das macht Sinn, weil beide LPs heutzutage wirklich schwierig aufzutreiben sind. Ich selbst habe „Track Of Doom“ bei Ebay America geordert. Besitzt Du beide Original-LPs überhaupt in Deiner Privatsammlung?
William: Ja, beide Original-LPs hängen bei mir zu Hause an der Wand. Die originalen Masterbänder befinden sich ebenfalls noch in meinem Archiv.
Daniel: Du bist das einzige verbliebene Ur-Mitglied bei Angus. Aber Du bist Schlagzeuger. Wie Du weißt, spiele ich ja selbst auch Schlagzeug. Mich würde es von daher interessieren, wie Du es schaffst, die Band am Leben zu erhalten. Ich meine, ist es nicht schwierig, den anderen Mitgliedern vorzuschreiben, was sie spielen sollen?
William: Ja, ich verstehe, was Du meinst. Glücklicherweise arbeite ich heute mit einem sehr guten Bassisten und einem tollen Gitarristen zusammen. Sie haben sie die LPs angehört und sich alles selbst herausgehört. Ich musste gar nichts machen, haha! Dasselbe gilt übrigens auch für unseren Sänger.
Daniel: War es für Dich denn trotz der ganzen Besetzungswechsel von Anfang an klar, dass Du nur unter dem Namen Angus weitermachen würdest? Und weißt Du, was Deine alten Mitstreiter heute alle so machen?
William: Ja, für mich war von Anfang an klar, dass Angus immer Angus bleiben würden. Ich habe keine Ahnung, was die ganzen Ex-Mitglieder heute so treiben… Aber ich wünsche ihnen bei allem viel Glück. Die neue Besetzung ist die beste, die Angus jemals hatte. Deswegen ist auch das Zusammensiel der Band heute besser als je zuvor.
Daniel: Wie bist Du mit den neuen Leuten in Kontakt gekommen? Soweit ich weiß, haben Euer Bassist Charles Hijnen und der viel jüngere Sänger Leon Z niemals zuvor in einer Band gespielt… Euer Gitarrist Patrick Kruijer war immerhin in einer Band namens Quest aktiv, bevor er zu Angus kam. Kanntest Du seine Band vorher?
William: Wir müssen hier einige Dinge klarstellen: Leon Z ist nicht unser derzeitiger Sänger und Charles Hijnen auch nicht unser derzeitiger Bassist. Ich glaube, ich muss unsere Internetseiten mal endlich aktualisieren, hehe! Angus sind heute Nolly Green am Gesang, Pat „die Axt” Kruijer an der Gitarre und Rene „Hankey Banister“ Bouwer am Bass. Ich kenne Pat und Rene schon seit vielen Jahren. Pat ist einer der besten seines Fachs. Rene kam mit Nolly in Kontakt. Und hier sind wir nun, hehe…
Daniel: Ich habe schon oft von Holländern gehört, dass kaum Leute dort zu Konzerten kommen. Ich habe Euch jetzt zweimal in Deutschland live gesehen (in Lünen und Oppenwehe bei Osnabrück). Und beide Konzerte waren ziemlich gut besucht. Was meinst Du, woran das liegt? Stimmt es, dass die Tickets bei Euch so teuer sind? Oder gibt es gar nicht so viele Metalfans bei Euch? Ich meinte, ich habe 2011 einmal Sinister in Arnheim gesehen. Und es hat nur 7 € Eintritt gekostet. Die gibt es schon seit 1988. Für eine deutsche Band mit ähnlichem Status, z. B. Morgoth, bezahlt man hier aber locker 15-20 €. Was zur Hölle ist also bei Euch los?
William: Die heutige Metalszene ist uns ist echt komisch. Holländischer Metal ist hier nur Underground. Es gibt zwar sehr fanatische Fans, z. B. den Heavy Metal Maniacs-Fanclub. Aber leider wollen Clubinhaber hier kaum Metalbands buchen. Und die Metalfans, die hier etwas auf die Beine stellen wollen, haben dafür nicht genug Geld… Wenn wir gefragt werden, ob wir spielen wollen, wollen sie nur 50 € Gage für uns zahlen, d. h. dass wir noch draufzahlen müssen, um überhaupt spielen zu können… Traurig, aber wahr! Das bedeutet aber natürlich auch, dass holländische Bands deshalb auch überhaupt keine Lust haben, dort zu spielen. Deshalb versuchen wir lieber, Auftritte in Deutschland und anderen Ländern zu bekommen. Wenn Du also noch Clubs in Deutschland kennst, wo man spielen kann, gib uns bitte Bescheid!
Daniel: Gibt es den neue Bands aus Holland, die Du uns empfehlen kannst?
William: Ja, mein Sohn spielt Schlagzeug in einer Speed Metalband namens Scrapyard, hehe…
Daniel: In Oppenwehe seid Ihr beim Heavy Metal Maniacs-Fanclubtreffen aufgetreten. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen?
William: Ich kenne den Fanclub bereits seit seinen Anfangstagen. Einer der Gründer, Stefan van Zijl, sind schon seit dieser Zeit richtig gut befreundet.
Daniel: Lass uns einmal kurz zu Dir persönlich kommen: Ist William Lawson wirklich Dein bürgerlicher Name? Sehr holländisch klingt er ja nicht gerade, hehe…
William: Nein. Mein richtiger Name ist William Slijpen. Aber ich bin der Sohn eines Gesetzeshüters. Mein Vater war Polizist in Amsterdam. Von daher finde ich Sohn des Gesetzes, oder Lawson, recht passend. Und natürlich ist William Lawson ganz nebenbei auch noch der Name eines billigen Whiskeys, den ich in den 80ern viel getrunken habe, hehe!
Daniel: Hast Du in der langen Pause zwischen 1987 und 2002 eigentlich jemals in einer anderen Band als Angus gespielt?
William: Nein.
Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Angus aus? Wird es nach zehn langen Jahren endlich einmal wieder einen neuen Tonträger von Euch geben; auch mit neuen Songs?
William: Wir haben bereits angefangen, Songs für eine neue CD zu schreiben. Aber wir brauchen auch die Unterstützung von Clubbesitzern und Festival-Veranstaltern, um weiterhin live zu spielen. Des Weiteren suchen wir auch noch ein Label, das unsere nächste CD herausbringen will. Ich meine, Bands, Fans, Clubs, Festivals und Plattenfirmen müssen immer zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Wir sind alle voneinander abhängig.
Daniel: OK, William! Die letzten Worte gehören Dir!
William: Eine Legende besagt, dass die Erde rund ist. Aber ich sage Dir: Sie ist eine Scheibe, hehe!
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