METAL HAMMER PARADISE 2017

Weissenhäuser Strand, 10.11.2017 - 11.11.2017

Nach der erfolgreichen Premiere in 2013 geht das Metal Hammer Paradise in die fünfte Runde und kann mal wieder mit einem fantastischen Line-Up aufwarten. Das Wetter will diesmal leider nicht so richtig mitspielen. Kalt und nass ist es dieser Tage. Wie in den Jahren zuvor, ich bin zum vierten Mal dabei, reise ich erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag an. Nach einem herzlichen "Hallo" und dem ersten Vorglühen geht es noch kurz auf die erstmalig im letzten Jahr organisierte Warm-Up-Party ins Witthues. 

Ein paar Worte zur Location und zu den Organisatoren des Festivals. Frei nach dem Motto "Maximum Metal - Maximum Komfort" organisieren die Zeitschrift "Metal Hammer" und die FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH ein fantastisches Metal - Event und nutzen dafür die weitläufigen Anlagen des Ferien- und Freizeitparkes Weissenhäuser Strand an der Ostsee in der Howachter Bucht zwischen Kiel und Lübeck. Dort, wo zur besten Jahreszeit Familien einkehren und in einem Hotel, mehreren Appartementhäusern und Bungalowanlagen, nur einen Katzensprung vom Badeparadies Ostsee entfernt, ihren Urlaub genießen, sind für das Wochenende zu Anfang November die Betten und Clubanlagen mit Saunen, Badeparadiesen sowie einer Wasserski und Wakeboardanlage für die Metalheads reserviert und, wie die Jahre zuvor, bereits seit Frühjahr restlos ausgebucht. Für die Verpflegung sorgen zahlreichen Restaurants, Cafes, Bistros, Bars und ein Supermarkt. 

Für die rund 25 Bands stehen drei Locations zur Verfügung. Nach dem Ausgang Galerie und weiteren dreißig Metern nach links liegt die Hauptbühne. Die Maximum Metal Stage gleicht der Bullhead-City auf dem WOA und hat ein Fassungsvermögen von rd. 3000 Zuschauern. In der Galerie geht es auf etwa mittiger Distanz über eine Wendeltreppe zum legendären Baltic Ballroom. Die Venue weist Platz für 800 Personen auf und zeigt eine recht geringe Deckenhöhe. An der Metal-Stage vorbei, erreicht man nach weiteren dreißig / vierzig Metern das rechtsgelegene Riff Rondell. Selbiges, wie der Name schon sagt, rundes, hölzernes Konstrukt fasst vielleicht 250 Zuschauer. Die Bühne selbst, mit Abmessungen von ca. 4 x 5 m, ohne Fotograben, erzeugt eine ganz eigene Clubatmosphäre. 

Tag 1, Freitag, 10.11.2017

Helrunar - MHP - 2017Nach der schon obligatorischen Begrüßung durch Thorsten Zahn, seines Zeichens Chef des legendären Metal Hammers, beginnen Helrunar um Punkt 17:00 Uhr mit der Zerlegung des Baltic Room. Mächtige Riffer in düsterer, kalter Atmosphäre sind das Wahrzeichen des Trio aus dem Raum Münster / Osnabrück. Seit 2001 sind die Dunkelmetaller um Sänger / Fronter Marcel „Skald Draugir“ Dreckmann unterwegs, der mit cleaner Stimme die sehr deathmetallisch angehauchten Tracks mit durchweg deutschen Texten zum Besten gibt. Das letzte Album datiert von 2015 und nannte sich "Niederkunft". Mit dem gleichnamigen Titeltrack geht es auch in die heutige Setlist hinein, die unter anderem noch mit "Unten Im Gletscher", "Nebelspinne" oder "Aschevolk" aufwartet. Für meinen Geschmack ist das mehr Death / Black Metal und erinnert an Darkthrone, Sartyricon, Enslaved, denn der vielfach propagierte und für meinen Geschmack besser hörbare Pagan / Metal.

 

Feuerschwanz - MHP -2017Um 17:15 Uhr fällt auch der Vorhang auf der Maximum Metal Metal Stage. Mit spaßigem Comedy Folk oder auch nicht ganz ernst zunehmendem Mittelalter Rock von Feuerschwanz geht es weiter. Nach einem Intro und einer Erklärung, wie denn so die geschlechtliche Liebe bei den Bienen erfolgt, startet das Set mit, wie soll es auch anders sein, "Sex Is Muss", was auch höchst plakativ auf dargebotenen Schildern gezeigt wird. "Blöde Frage, Saufgelage" und "Ringelpietz" folgen. Eine Mütze, die ins Publikum fliegt, ist Anlass für eine Polonaise, quer durch die ganze Halle. Das habt natürlich die Stimmung. Mit sanfter Violine folgt das dunkle, melancholische "Nachtlied". Nach "Ketzerei" und dem allseits bekannten Trinklied "Metnotstand im Märchenland", bin ich immer wieder überrascht, wie sich dann alles niedersetzt und bei "Seemannsliebe" und dem eingängigen Textteil "...Leinen los, ahoi..." alles mitrudert. Bei "Zuckerbrot und Peitsche" wird eine Schönheit stilecht gefesselt und darf sich dann vom Hauptmann Feuerschwanz verwöhnen lassen.

 

Kissin - MHP - 2017Nach dem Rockfels im Juni dieses Jahres auf der Loreley, dem Metal Crash Festival in Gießen im Oktober gibt es für mich Kissin' Dynamite die Dritte in 2017. Und egal, was die Mannen um Souter Hannes Braun zelebrieren, viel spritziger als bei "Money, Sex & Power", "Somebody To Hate", "She Came, She Saw" oder auch bei "I Will Be King" kann moderner Hair Metal / Glam Rock wohl kaum sein. Der Fünfer ist einfach eine wahre Livegranate und wird auch heute so gnadenlos abgefeiert, dass das viel zitierte Wasser in Strömen von der Decke tropft. Jungs ihr seid die Besten!

 

 

 

Beyond - MHP - 2017Bereits vom Rockharz im Juli dieses Jahres sind mir die runderneuerten Beyond The Black, um die ewig als Talent geltende Jennifer Haben geläufig, die als zweite Band des heutigen Tages die Hauptbühne rocken dürfen. Auch wenn sich die neu um die Sängerin gescharrten Musiker alle erdenkliche Mühen geben, ich kann ihr den Rausschmiss ihrer ehemaligen Members, die allesamt unglaublich sympathisch rüberkamen, und BTB zu einer wirklichen Band gemacht haben, nicht wirklich verzeihen. Hinzu kommt die immer gleiche oder nur ganz leicht abgewandelte Setlist mit unter anderem "Lost In Forever", "Songs Of Love And Death", dem Motörhead -Cover "Love Me Forever" mit Jenny am Klavier, "In The Shadows" und natürlich "Running To The Edge". Die Songs funzen alle und natürlich werden Jenny & Co klasse abgefeiert.

 

Samael - MHP - 2017Samael aus der Schweiz existieren schon seit 1987 und feiern damit heuer ihr dreißigjähriges Bestehen. Black Metal, Alternative, Crossover, Extreme Metal dürften die gängigen Genrebezeichnungen sein, mit denen man versucht dem Vierer stilistisch beizukommen. Über allem schwebt aber ein ausgeprägter Hang zu symphonischen Elementen mit viel elektronischen Anteilen. Eine dichte, eher kalte und finstere Atmosphäre lassen Samael zu einem idealen Support von zum Beispiel dunkellastigen Bands wie Paradise Lost aufsteigen, die später noch den Ballroom für ihre schwarze Party missbrauchen dürfen. Daneben fallen bei den Schweizern noch ein futuristisches Schlagzeug oder mit LED verzierte Langhälse auf.

 

Doro - MHP - 2017Doro, Doro und immer wieder Doro. Die Metalqueen ist allgegenwärtig und auch ein gerne gesehener Gast beim Metal Hammer Paradise. Das letzte Studioalbum "Raise Your Fist" datiert bereits von 2012. Mit "Strong And Proud" kam 2016 eine Best-Of-Scheibe raus und im Oktober dieses Jahres wurde unter dem Arbeitstitel "Für Immer", wahrscheinlich eine der schönsten deutschen Balladen der blonden Rockqueen, eine Zusammenstellung ihrer Hits und Neuinterpretationen in ihrer deutschen Muttersprache veröffentlicht. Heute gibt es davon nur den Titeltrack mit Luca Princiotta und Nick Douglas an den Keyboards. Alles andere sind altbekannte Live- und Mitgrölgranaten, die Frau Pesch und ihre langjährigen Mitstreiter in Perfektion und mit der gewohnt tollen Bühnenpräsenz darbieten. "Nach dem Opener "Touch Of Evil", dem tollen "Revenge" und alten Klassikern wie "Fight For Rock", "Metal Racer" und "East Meets West" darf auch die Wacken Hymne "We Are The Metalheads" natürlich nicht fehlen. Bei "Earthshaker Rock" darf Schlagzeuger Johnny Dee in einem fulminantem Solo zeigen, was in ihm steckt. Schon seit Jahren geht es mit "All We Are" dann raus.

 

Paradise Lost - MHP - 2017Um 22:45 Uhr liefern die britischen Gothic Metaller von Paradise Lost um den charismatischen Fronter und Sänger Nick Holmes die letzte Show im Ballroom ab und das tun sie in einer zum Bersten gefüllten Location. Die letzten beißen die Hunde und so müssen sie draußen in der Galerie die dunkelderbe Messe an den hier aufgestellten Monitoren verfolgen. "Back to the Roots", so könnte man das letzte Album "Medusa", veröffentlicht am 1. September 2017, kurz charakterisieren, denn die Engländer gehen zurück zu ihren Ursprüngen und geben sich auf ihrem aktuellen Output wieder wesentlich doomiger, metallischer und sehr vom Sludge beeinflusst. Der Opener "From The Gallows" und "The Longest Winter" sind auf der heutigen Setlist und kennzeichnen die neuen Paradise Lost. Daneben kommen aber auch Klassiker wie "Tragic Idol", "Faith Divides Us - Death Unites Us" oder "No Hope In Sight" zum Zuge. Auch der Rausschmeißer "Say Just Words" von "One Second" aus 1997 ist ein Gothic-Urgestein.

 

 

Powerwolf - MHP - 2017Zum Schluss des Tages dürfen Powerwolf die letzte Heavy-Metal-Messe lesen. Ich habe keine Ahnung, wie häufig ich Attila Dorn und seine Wolfscharen schon gesehen habe. Aber immer wieder bin ich von dieser Truppe fasziniert und so sehen dass auch alle Zuschauer in der gefüllten Maximum Metal Stage. Der Oberwolf ist ein Animateur vor dem Herrn und die Gitarren von Charles und Matthew Greywolf können gar nicht anders, als obergeniale Riffer rauszuhauen. Auch wenn alle Songs super eingängig und mega melodisch sind und es wohl keine Nummer gibt, wo man nicht jede Textzeile auswendig kennt, die Jungs machen einfach Spaß, weil sie ihre Musik selber lieben und leben und das überträgt sich nahtlos auf jeden Gast. Powerwolf hauen einen Knaller nach dem anderen raus und egal ob der Titeltrack vom letzten Album und der aktuellen Tour "Blessed & Possessed", "Army Of The Night", das textlich witzige "Coleus Sanctus", "Sacred & Wild", "Werewolfes Of Armenia", "We Drink Your Blood" oder "Saturday Satan", die Dinger funzen einfach und ballern richtig rein. 

 

Tag 2, Samstag, 11.11.2017 

Thundermother - MHP - 2017Thundermother sind fünf quirlige Schwedinnen, die es sich heute zur Aufgabe machen, den Boys und Girls im Baltic Ballroom mal so richtig in den Allerwertesten zu treten. Hoch energiegeladener Classic Rock mit einem ordentlich Bluestouch, gepaart mit australischem Riffrock und hier und da ein paar Gedanken an Lemmy`s Motörhead, so kann man das freche Treiben auf der Bühne wohl am besten bezeichnen. Die Truppe gibt es seit 2009. Mit Ausnahme der Gründerin und Lead-Gitarristin Flippa Nässil gab es im März 2017 aber auf allen Positionen einen Besatzungswechsel. Am Mikro ist nun Guernica Mancini, die stimmlich und von der ständig umherspringenden Performance sehr an eine Elis Larsson von Blues Pills erinnert.

 

Axxis - MHP - 2017Axxis sind mit ihrem melodischer 80er-Jahre Rock zum ersten Mal beim Metal Hammer Paradise dabei und Bernhard Weiß &Co. fühlen sich gleich pudelwohl. Wie Attila Dorn von Powerwolf oder auch Doro ist Bernhard der geborene Anmacher. Er singt famos, quatsch, lacht und tanzen kann er auch. Wer Axxis kennt, der weiß, dass zur Mitte des Sets immer jemand aus dem Publikum geholt wird, der beim stromlos performten "Touch The Rainbow" die Gruppe an der Handschelle begleiten darf. Auf besoffene Frauen hat Bernhard heute keinen Bock und holt sich so den achtjährigen Patrick auf die Bühne, der seine Sache richtig gut macht. Danach werden mit "Heavy Rain", "Little Look Back", "Livin In A World" und zum Abschluss "Kingdom Of The Night" noch ein paar richtig starke Klassiker gezockt.

 

Majesty - MHP - 2017Ihr liebt Manowar? Dann mögt ihr auch Majesty, die deutschen Heroen des Power Metal um Shouter und Gründer Tarek "MS" Maghary, "MS" steht übrigens für "Metal Son".  Kraftvoll, hymnisch und bei durchweg gereckten Armen und bangenden Häuptern gibt es auch heute wieder richtig was auf die Ohren. Nahezu die gesamte Setlist wird geprägt vom letzten Album "Rebels" und egal ob die da "Die Like Kings", "The Final War", "Heroes In The Night", "Rebels Of Our Time" oder der geniale Rausschmeißer ""Fighting Till The End" titeln, sie fügen sich nahtlos in das Gesamtkonzept um brachiale Schlachtenepen ein und werden auch genauso performt. Nietenbesetzte Lederwesten, wallende Haare und blanke, blutverschmierte Oberarme und dazu immer wieder die Äxte im Dreigestirn, Riffig, immer volle Power und immer wieder fordert Tarek die Fans zu noch mehr Metal auf. Immer wieder geben die Jungs die perfekte Liveband ab und richtige Klassiker gibt es mit "Metal Law" und "Thunder Rider" auch noch oben drauf.

 

Orden Ogan - MHP - 2017Sänger und Gitarrist Sebastian „Seeb“ Levermann ist einziges, verbliebenes Gründungsmitglied der bereits 1996 aus der Taufe gehobenen Folk- und Power Metaller von Orden Ogan aus Arnsberg. Die Dekoration ist dabei ganz auf das neue Album "Gunman" ausgelegt mit einem holzähnlichen Fortaufbau. Zu gitarrenlastigen und vermehrt instrumentalen Songanteilen gibt es dazu eine tolle Lightshow. Songs wie der Titeltrack "Gunman" von der neuen Scheibe, "We Are Pirates", "Here At The End Of The World", "Deaf Among The Blind", "Fields Of Sorrow" oder "F.E.V.E.R." überzeugen mit perfekt sitzender Stimme von Seeb und metallisch-folkigen Rhythmen. Die Sauerländer rocken die Ostsee und dabei bleibt kein Auge trocken, alle Arme gehen hoch und ordentlich gebangt werden darf auch.

 

Grand Magus - MHP - 2017Die Kombination Metal Hammer Paradise und Grand Magus ist irgendwie logisch, hat sich doch der Chef vom Metal Hammer persönlich, jawohl Herr Thorsten Zahn, der drei Schweden angenommen. Die letzte Scheibe kommt aus 2016 und titelt "Sword Songs". Vorgänger hießen zum Beispiel "Wolf`s Return", "Hammer Of The North" oder "Triumph And Power", womit die textliche Ausrichtung klar sein dürfte. Es geht um heroische Schlachten, Blut, welches vom Schwerte tropft und muskelbepackte Helden. Im Grunde genommen wird hier also das Manowar-Schema aufgenommen und ganz weit weg ist das Trio von dem Power Metal der Amerikaner auch nicht. Sänger und Gitarrist Janne "JB" Christoffersson, Basser Mats Fox Skinner und Drummer Ludwig "Ludde" Witt, der übrigens auch bei Spiritual Beggars ins Mett drischt, verpacken das Schlachtenthema nur mehr in ein doomiges, stonerbehaftetes Rockmuster.

 

Battle Beast - MHP - 2017Wir bleiben bei den Nordländern und schwenken mit Battle Beast gen Finnland ein. Noora Louhimo und ihre Mannen sind immer noch auf Promotour für ihr letztes Album "Bringer Of Pain", das Anfang des Jahres released wurde. Ich sah die unglaubliche Powerfrau schon im Package mit Majesty auf dieser Tour und weiß nun, was mich erwartet. Kraftvoller Power Metal mit eingängigsten Melodien, brettharten Riffern, einer Band, die mit Lust und Laune und vor allen Dingen ganz viel Spaß voll bei der Sache ist und einer Noora, die tanzt, springt, bangt, wie ein Derwisch über die Bühne wetzt und sich die Seele aus dem Leibe krakeelt. Mit dem knackigen "Straight to The Heart", gefolgt vom Titeltrack des neuen Albums "Bringer Of Pain" mit durchgehenden Drums und einer klasse Röhre geht es los. Ganz viel "Hehehe" bei "Into The Heart Of Danger" und auch "We Will Fight" ist von neuen Longrille, wie Noora erzählt. Nach einer kurzen und etwas komödiantischen Bandvorstellung blallert "Black Ninja" daher und es dampft aus allen Ecken. "Far From Heaven" ist eine Ballade mit ganz vielen Tasten und wird ebenso abgefeiert, wie die späteren "Touch In The Night" und das ultrastarke "Out Of Control".

 

Death Angel - MHP - 2017Death Angel gehören zur amerikanischen Thrasher Szene aus der San Francisco Bay Area und sind bereits seit 1982 aktiv. Ich sah die Mannen um Shouter Mark Osegueda mit Rob Cavestany und Ted Aguilar an den Gitarren, Damien Sisson am Bass und Will Carroll an den Fellen das allererste Mal auf dem Rockharz dieses Jahres und bin mächtig erfreut, sie gleich nochmal auf dem Metal Hammer Paradise serviert zu bekommen. Okay, die Locations sind auf dem Festival immer ein Problem, da es ja eigentlich jede Combo verdient hätte, auf der großen Stage zu spielen. Kommt dann mal ne richtig angesagte Truppe ist der Ballroom natürlich ganz schnell zu klein. Die Amis kriegen das ohnehin nicht mit und ballern einfach drauf los. Einfach klasse, wie diese alten Herren mit intensivem Headbanging, starken Riffings, durchgehendem Groove, viel "Fuxxing" in den Ansagen und jeder Menge Aktion auf der Bühne es noch jeder jungen Band einfach vormachen. Quittiert wird das von der dankbaren Schar mit viel Klatschen, ausuferenden "hehehe"-Rufen und in der Enge versuchten Moshpits.

 

Eluveitie - MPH - 2017Bei den Schweizern Eluveitie gab es in diesem Jahr einige personelle Wechsel mit Fabienne Erni an der Keltischen Harfe, Mandola und Gesang, Jonas Wolf an der Gitarre, Michalina Malisz an der Drehleier, Alain Ackermann am Schlagzeug und wenn man so will auch der wieder eingestiegenen Nicole Ansperger an der Violine und dem Cello. Die Spielleute haben sich jedoch alle gefunden und zelebrieren ihren Folk Metal wie eh und je. Vor lauter Schönheit ob der weiblichen Streicher bleibt kaum Zeit zum Genuss der melodischen Folkteile, gespickt mit temporärer, deathmetallischer Double Bass oder auch Growls vom Shouter Christian "Chrigel" Glanzmann. Bei "Omnos" und "The Call Of The Mountains" singt die neue, hübsche Fabienne.

 

 

 

 

Amaranthe - MHP - 2017Mit der schwedisch-dänischen Band Amaranthe kann ich, ehrlich gesagt, nicht wirklich viel anfangen. Mir ist dieser Mix aus melodischem Death Metal, kombiniert mit elektronischen Synthesizer im Tanzmix einfach viel zu wirr. Dazu dreimal Gesang, einmal in femaler Form von Fronterin Elize Ryd und zweimal die Herren, namentlich Henrik Englund Wilhelmsson und Nils Molin, im Mix aus cleanen Shouts und gutturalem Gesang, sprich fetten Growls. Zum Hingucken ist die Band allerdings sehr geeignet. Neben der hübschen Elize, mit leicht orientalischem Touch, fällt natürlich der aschblonde Gitarrist auf und der Basser saß, ja ihr lest richtig, rechts am Bühnenrand, so er das rechte Bein in Gips trug. 

  

 

 

 

 

 

 

Testament - MHP - 2017Dann schon lieber richtiger Thrash von ebensolchen Legenden aus Kalifornien mit Testament und Chuck Billy. "Brotherhood Of The Snake" lautet der letzte Output von 2016 und die Schlange prägt auch die aktuelle Bühnendeko. Mit dem entsprechenden Titeltrack geht es los und dann, Soundprobleme, aber in einer Art, die man so gar nicht haben will. Kein Knacken, Fiepen, Übersteuern, nein, beim zweiten "Rise Up" gehen sozusagen alle Lichter aus. Es bessert sich nicht wirklich mit einem kaum zu hörenden Chuck, einem überlautem Drumkit und dazu gesellen ziemlich lustlos gezockte Langhälse von Eric Petersen und Alex Skolnick. Ein Auftritt zum Vergessen und ziemlich zügig leert sich folgerichtig die Stage.

 

Katatonie - MHP - 2017Dark-, Death- und Doommetal mit progressiven Einflüssen so stellen sich Katatonia vor. Die Schweden gibt es auch schon seit 1991 und auch ihr letztes Album " The Fall Of Hearts" rührt aus 2016. Weich, warm, sehr melancholisch und ziemlich dunkel, so walken die Bretter daher. Katatonia ist Musik zum Hören, zum Miterleben, weniger zum Bangen, Moshen oder Abfeiern. Dazu braucht es einen guten Sound und der wird im Baltic Ballroom, ganz im Gegensatz zum Auftritt von Testament in der Maximum Metal Stage, hier auch superb geliefert.

 

 

 

 

 

  

Kreator - MHP - 2017Das Finale ist angerichtet und wie das Infosheet zur diesjährigen Ostseeparty treffend verkündet, führen die deutschen Thrasher von Kreator um Fronter Miland "Mille" Petrozza das Line-Up an und machen sich nun bereit die Maximum Metal Stage mit aller Kunst und Gewalt zu zerlegen. Der Sound ist wieder okay allerdings ist die Security nicht ganz auf dem Laufenden und ordnet so an, dass die Fotografen erst zum dritten Song in den Graben dürfen, so anfänglich mit Pyro zu rechnen ist. Die Pyro stellt sich dann als effektvolle Konfettikanone dar, die bei "Choir Of The Dammed / Hordes Of Chaos" auch effektvoll gezündet wird. Ich begeben mich flugs in den Graben, um noch ein paar Bilder der Truppe zu shooten, aber denkste, der Rest verkommt im allgemein bekannten Kreatornebel. Die Mucke ist klasse und Songs wie "Bells / Satan Is Real", "Fallen Brother", "Enemy Of God", "From Flood Into Fire" und Überklassiker wie "Extreme Aggression" und "Pleasure To Kill", gehen ordentlich ins Gebälk, und lassen zig Circle Pits und auf Anweisung von Mille sogar eine "Wall Of Death" in das Areal stampfen, allein man sieht die Protagonisten kaum. 

 

Wieder einmal hat mich das Metal Hammer Paradise richtig geflasht und mit vielen tollen Gigs richtig überzeugt. Da kann man den Reinfall von Testament getrost als Betriebsunfall abhaken. Die Riff Alm blieb bei mir, wie schon im Jahr zuvor, völlig außen vor, da der zeitliche Ablauf es einfach nicht zulässt, alle drei Venus zu besuchen und gleichsam von den Gigs entsprechend zu berichten. Am Freitag zelebrierten hier Dawn Of Disease, Diablo Blvd. und Pyogenesis und am Samstag sorgten Rezet, Evil Invaders, Saturnus und The Charm The Fury für einen vollen Holzkessel. Während des Schreibens dieses Reviews wurden Accept als Headliner für das Metal Hammer Paradise 2018 bestätigt. Na dann, wird es wohl ruckzuck "Sold Out" heißen. Bleibt mir mal wieder nur abschließend zu sagen: "Metal Hammer Paradise - Vielen Dank für dieses tolle Wochenende und bis zum November im nächsten Jahr".



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey