ANVIL, TRASHBAG, RESIN GYPSY

Garwood, NJ, Crossroads, 25.05.2012

ANVIL lips1 LIVE 2012Ein weiteres Konzert in New Jersey zu Beginn des Memorial Day Weekends. Da ich einiges an Verkehr auf den US Strassen erwartet hatte, bin ich wiederum zeitig los, diesmal aber mit dem fahrbaren Untersatz. Von Clifton nach Garwood sind es bloss gute 15 Meilen, und trotz Feiertagwochenende und Feierabendverkehr kam ich an diesem milden Freitag Abend doch zügig voran, so dass ich eine gute Stunde vor Konzertbeginn um 08:00 pm in Garwood ankam. Das Crossroads (78 North Avenue) ist definitiv kein Metalclub, und eigentlich spielen hier eher Jazzformationen und lokale Nachwuchsbands als international bekannte Acts. Trotzdem ist der Club gut ausgestattet und strahlt trotz der kleinen Bühne einen gewissen Charm aus. Egal, es wird wohl mein erster und letzter Musikbesuch dort gewesen sein, und das liegt wirklich nur am Programm. Der Club weist ein geschätztes Fassungsvermögen von 300 Nasen auf und ist normalerweise mit Tischen ausgestattet, die jedoch für den heutigen Anlass entfernt wurden. Gut so, schliesslich findet hier ein Metalkonzert statt! Coolerweise hat der Club sehr wahrscheinlich eine der ältesten Kassiererinnen des ganzen Planeten. Die Dame dürfte die 60 bereits überschritten haben, erledigte ihren Job aber auf eine sehr sympathische Art und Weise. Der Metal bringt immer wieder geile Geschichten hervor! Man liess mich dann freundlicherweise für 20 US Dollar (!) bereits frühzeitig in den Club, so dass ich auch noch Festnahrung zu mir nehmen konnte. Währenddem ich genüsslich meinen Burger an der Bar verdrückt habe (übrigens sehr empfehlenswert, wie das ganze kulinarische Programm dort), verrichteten Anvil ihren Soundcheck. Die Band ist so was von unkompliziert, und das macht sie auch so sympathisch. Nach dem Soundcheck wurden Freunde der Band begrüsst, und das Trio hat alles signiert, das man ihnen unter die Nase hielt. So stell ich mit Heavy Metal vor, auch wenn die drei Kanadier eine grössere Anerkennung in Form eines grösseren Zuschaueraufmarschs mehr als verdient hätten.

Während sich die zwei lokalen Supportacts (leider spielte die reguläre Supportband der Tour, bei der Rob Reiner’s Sohn, der auf dieser Tour als Anvils Roadie fungierte, an den Kesseln sitzt, heute Abend nicht!) sich durch ihre Sets kämpften, habe ich draussen lokale Kontakte geknüpft, um mich in der hiesigen Metalszene etwas besser zu verankern. Ich habe einen amerikanischen Vornamensvetter getroffen, der wirklich weiss, wo hier in der Gegend der Bär steppt. Rein aufgrund dieser Tatsache, hatte sich die kurze Anfahrt nach Garwood bereits gelohnt. Das könnte in Zukunft durchaus interessant werden hier. Die erste Band des Abends, Resin Gypsy, spielte 70er Hardrock à la Led Zeppelin oder Cream mit Black Sabbath Anleihen. Interessanterweise ist diese „Band“ lediglich ein Duo, bestehend aus Sänger/Gitarrist Dre DiMura und Schlagzeugerin Kaleen Reading. Interessante Mischung! Bei der zweiten Band Trashbag handelte es sich (Nomen est Omen) um eine Thrashcoverband, die u.a. Songs von lokalen Helden (Anthrax, Overkill) und von Slayer, Metallica, Sepultura und Megadeth im Gepäck hatte. Die Coverband war definitiv hörenswert und die Setlist ganz interessant. Trotzdem warteten hier alle auf Anvil.

ANVIL lips2 LIVE 2012Im Laufe des Abends hatte sich der Club nun ordentlich gefüllt, so dass bei Anvil vielleicht 150-200 Besucher anwesend waren. Lips & Co legten mit “March Of The Crabs“ und „666“ gleich mächtig los und wurden sehr euphorisch empfangen. New Jersey schien ein gutes Pflaster für Anvil zu sein! Die Band zahlte den warmen Empfang gleich von Beginn weg zurück, und spielte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht durch die alten Kracher, die elegant mit neuem Material kombiniert wurden. Dem Publikum gefiel es jedenfalls, die Band war bei bester Stimmung und die musikalische Qualität der Kanadier ist eh unbestritten. Auch der neue Bassist Sal wurden bestens aufgenommen, und so spielte sich die Band sehr sympathisch und spielfreudig (Lips Mundwinkel waren permanent hochgetackert, sofern nicht gerade eine Grimasse sein Gesicht zierte) durch ihren 75 minütigen Set. Es ist bewundernswert, dass eine Band, die seit über 30 Jahren in diesem Business tätig ist, für eine kleine Meute wie an diesem Abend, mit sichtlicher Freude ihre Songs zum Besten gab. Da könnte sich so manche andere Band, die den Superstarstatus raushängen lässt, nur weil sie ein paar tausend Alben verkauft haben, eine Scheibe abschneiden. Wie auch immer, zurück zum Anvil Set: Bei einem um ein obligates Gitarrensolo verlängertes „Mothra“, kam dann auch der Vibrator zu seinem Einsatz und verpasste dem Publikum mit den dargebotenen Tönen gleich multiple Ohrgasmen. Weitere Höhepunkte der Show waren neben Lips Grimassen wie gewohnt seine Ansagen. „Thumb Hang“ wurde Ronnie James Dio gewidmet, während Lips ein paar Songs später die Story zu besten gab, wie Cozy Powell seinen Job bei Rainbow bekam! Geiler ging’s kaum. Nachdem auch Rob Reiner seine musikalische Brillianz in Form eines Drumsolos beweisen durfte, war nach „Metal on Metal“ und einer guten Stunde Spielzeit der offizielle Set leider bereits zu Ende. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die Band für eine Zugabe auf die Bühne zurückbeordert wurde. Leider war nach dieser einzigen Zugabe („Running“) dann endgültig Schluss, und die Band verabschiedete sich gebührend von den enthusiastischen NJ Fans. Ein sehr geiler und wie immer sympathischer Gig der Kanadier. Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt einen schlechten Anvilgig geben kann? Ich habe noch von keinem gehört! Ich habe mich dann relativ zügig auf die 30 minütige Heimfahrt begeben, um zu früher Samstagmorgenstunde wieder heil Zuhause zu sein. Anvil sind immer wieder ihr Geld wert, und jeder Metalhead sollte diese Band wenn immer möglich unterstützen.

Setlist Anvil:
March Of The Crabs
666
School Love
Juggernaut Of Justice
Winged Assassins
On Fire
This Is Thirteen
Mothra (inkl. Dildo Gitarrensolo)
Thumb Hang
Swing Thing (inkl. Drum Solo)
Fuken Eh!
New Orleans Voodoo
Metal On Metal
Running



Autor: Steph Bachmann - Pics: Steph Bachmann