EDGUY, THE UNITY

Bochum, Zeche, 17.09.2017

Edguy, die hessischen Powermetaller um Shouter und Quasselstrippe Tobias Sammet, veröffentlichten Mitte Juni dieses Jahres mit "Monuments" ihre erste "Best Of". Nun kommen die Fans zur Feier des 25-jährigen Bandjubiläums auch in den Genuss ihre Stars livehaftig zu erleben. Die "25 - Years - The Best Of The Best Monuments Tour 2017" Tour startete vor zwei Tagen im Aladin in Bremen. Gestern war Hamburg daran und heute geht es in die übervolle Zeche in Bochum, die schon seit Tagen "Sold out" meldet. Mit im Gepäck The Unity, die Combo um die Gamma Ray - Mitglieder Michael Ehre und Henjo Richter.

The Unity - live- 2017 / 2Ich sah The Unity bereits als Support von Mat Sinner im Mai diesen Jahres und bin seitdem begeisterter Fan der Truppe. Neben den erwähnten Members von Gamma Ray zockt Stef E an der zweiten Gitarre, Jogi Sweers am Bass und am Mikro brilliert Gianbattista Jan Manenti. Sascha Onnen am Keyboard ist heute nicht dabei. Bis auf die Lead-Gitarre, besetzt durch Henjo Richter, spielen alle übrigen Protagonisten ansonsten noch bei Love.Might.Kill. Nach dem Intro umfasst die heutige Setlist sieben Nummern. Ganz offensichtlich ist "Killer Instinct", welches im Mai dieses Jahres noch auf der ansonsten identischen Songauswahl stand, den Ansagen von Gianba zum Opfer gefallen. Clever, manchmal vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen, leitet der Charmebolzen erzählend in jeden Song ein, dankt dabei Edguy, den Fans oder versucht das rockende Zechenpublikum noch zusätzlich zu animieren. Selbiges ist dabei gar nicht von Nöten, denn ganz offensichtlich kommt der sehr melodiöse Powermetal richtig gut an, so dass man öfters geneigt ist, in die Menge zu brüllen "Hey Junge, quatscht nicht rum, sondern spiel endlich weiter!" Tja ein paar Tage in unmittelbarer Umgebung von Herrn Sammet können halt auch auf einen Italiener nachhaltigen Einfluss haben. Nach dem hymnischen "Rise And Fall" kommen in druckvollem Gewand "Firesign" und "No More Lies" hinterher. Wieder erinnert mich der dunkelhaarige, braun gebrannte Sänger bei "God Of Temptation" in den Vocals ganz mächtig an Ronnie James Dio. Beim Durchhören der Scheibe fallen aber gesanglich auch andere Parallelen zu Rockgrößen wie Lou Gramm von Foreigner, Ronnie Atkins von Pretty Maids auf und stellenweise schimmert auch mal ein Tobias Sammet durch. Weiter geht es mit dem kräftigen "Close To Crazy", durchsetzt mit derbe metallischen Anteilen und einem tollem Refrain. Viel heller als Kai Hansen oder Neusänger Frank Becker intoniert er das Gamma Ray - Cover "Send Me A Sign". Mit "Never Forget", einer großformatiger angelegten, melodischen Hardrock - Nummer mit exzellenten Sechssaitern gelingt nach 45 Minuten Spielzeit dann der Rauswurf. Der Fünfer nimmt sich aber noch Zeit diverse Gitarrenpicks in die Menge zu werfen und von Michael Ehre segelt noch eine "Drumscheibe" in das Rund. Zu guter Letzt positioniert man sich in Reih und Glied für den herzlichen Applaus.

Edguy - live - 2017Edguy, alias Tobias Sammet & Co., ziehen Alles und Jeden an. Die Zeche ist heute so voll, dass man sogar auf den Fotograben verzichtet, um noch ein paar Headbanger mehr in die heiligen Hallen zu bekommen. Um 21:15 Uhr geht die "Freakshow" und auch das sprichwörtliche Gesabbel los, da Tobias, gleich nach dem Intro, was aus der Bandgeschichte zum Besten gibt und man sich mächtig freut, nach sechszehn Jahren wieder hier aufzukreuzen. Nach "Love Tyger" folgt mein erklärter Lieblingssong. Völlig unverständlich, dass "Vain Glory Opera" mit diesen übergeilen Tasten jahrelang nicht in der Setlist auftauchte. Tobias ist wohl selber total geflasht und beim nun folgenden Geplapper geht es ellenlang um "Scheiße". Das fängt dann an mit "Hier sind so scheiße viele Leute...", geht weiter mit "Wir spielen ganz viel Scheiße..." und endet mit "Man, ist das scheißegeil hier...". Ach ja, Musik gibt es auch und zwar nachfolgend in Form des melodischen "Mysteria". Das anschließende "Land Of The Miracle" ist übrigens nach Aussagen von Herrn Sammet von Savatage geklaut. "Und eigentlich würde man ja hinter dieser Balladen auch gar nicht so stehen. Sie wären halt ein Selbstverkauf an die Plattenindustrie, um aus den anfänglichen Drecklöchern heraus zu kommen...", führt er weiter aus. Den Querverweis auf die verschwitzte Zeche könnte man dabei auch falsch verstehen. Tobias manövriert sich so gerade noch heraus, in dem er betont, "...dass die Zeche für ihre Größe eine schimmelfreie und annehmbare Location sei". Zweifel an dieser Art der Animation bemerkt man auch beim Schlagzeuger. Apropos Felix Bohnke. Nach dem progressiven "The Piper Never Dies" und dem umjubelten "Tears Of A Mandrake" hat der seinen großen Auftritt und hämmert zur Titelmelodie von "Game Of Thrones" auf sein Kit ein. Ich habe ja schon viele Drumsoli gesehen, aber noch nie einen Schlagzeuger, der wie ein Baseballstar auf seine Rippen und seinen Kopf drischt. Danach gibt es "Ministry Of Saints" und mit "Save Me", hierfür fliegt "Out of Control" von der Playlist, noch eine Ballade. Und wieder empfinde ich Tobias` Animationen als sehr grenzwertig, wenn er zunächst Axel Rudi Pell als "die Legende" im Pott graduiert und dann weiter ausführt, "...dass Herr Pell und die Kakerlaken, die Letzten sein würden, die auf diesem Planeten überleben...". Auch die Erwähnung von Herbert Grönemeyer vor einem Metalpublikum, auch wenn selbiger ein Bochumer Urgestein darstellt, wird eher zwiespältig aufgenommen. Viel Spaß ist angesagt, wenn der verschwitzte Blondschopf ein Video mit einem Handy von einem Fan dreht, kein Bier trinkt aber den Becher ruckzuck leert oder das Steigerlied anstimmt. Die Scheibe "Theater Of Salvation" stammt von 1999, als Edguy noch Speedmetalgranaten zockten und mit ein paar Licks von Iron Maiden´s "The Trooper" wird dann bei "Babylon" auch richtig Fahrt aufgenommen. Nach einer kurzen Pause gibt es "Superheroes" ober drauf und zum Schluss dann "King Of Fools". Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Edguy machen Lust und Laune und haben heute einen supergeilen Gig abgeliefert und sorry, dass ich bis dato nicht die tollen Gitarristen Jens Ludwig und Dirk Sauer sowie den Basser Tobias Exxel erwähnt habe. Sie haben grandios gezockt und sich sprichwörtlich den Arsch abgespielt. Aber manchmal ist man wirklich gewillt zu sagen "Tobi, halt deine Klappe, pass vor allen Dingen auf, was du so daher quatschst und spiel endlich!".



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey