STARSET - VESSELS


Label:SPINEFARM
Jahr:2017
Running Time:70:31
Kategorie: Neuerscheinung
 

Starset ist die Band um Tausendsassa und den musikalischen Architekten Dustin Bates, der auf sich die Vocals, Gitarren, Keyboards und natürlich das Songwriting vereint. Der aus Ohio stammende Vierer sieht sich dabei selbst als geheimnisvolle, anonyme Gruppe, die in der realen Welt verankert ist und vor der Zukunft einer zunehmend komplexeren, dem ungebremsten Informationsfluss ausgesetzten und einer aus dem Ruder gelaufenen Technologie warnt. Alles Quatsch, Wichtigtuerei und vor allen Dingen ziemlich abgedreht, kann man nun sagen, wenn man nur dem informativen Geplänkel glaubt und sich weniger auf das, was die Jungs auf den Silberling gepresst, konzentriert. Mehr als eine Viertelmillion Alben, Streams und Downloads sind vom Vorgänger "Transmissions" aus 2014 verkauft worden und so wahr ich hier stehe, das neue Album "Vessels" wird den Triumph des Debüt locker übertreffen, den im Gegensatz zu ziemlich angesagten Rock- und Metalmagazinen, die die Scheibe ziemlich runter gemacht haben, halte ich das Werk für ein wahrliches Opus, und nicht nur im Sinne der immensen Spieldauer von über siebzig Minuten sondern in der eigentliche Bedeutung des Wortes.

Die Fantasterei beginnt mit "The Order", einem kraftvollen und gewaltigem Intro mit sehr dunklen Tönen ehe dann nach einer knappen Minute "Satellite" einsetzt. Britrock, Britpop oder auch einfach toller Rock mit super Stimme,melodischen Tasten, cineastischen Arrangements und einfach abwechslungsreich. Hier ein bisschen Prog, dort das Fesselnde von Muse und dazwischen metallische Sechssaiter. Kraftvoll, unbändig dann das richtig proggige "Frequenzy" aber mit genügend Catch, dass es locker die Charts rauf und runter rennen könnte. Ein symphonischer Einstieg in das balladeske "Die For You" mit einem unglaublichen Mikro und einem übergewaltigen Refrain ehe es in poprockiger Manier in das von Tasten strotzende "Ricochet" reingeht. Und just in dem Moment, wo man denkt, jetzt wird es wirklich mit dem Schmand zu viel, brechen Starset ab, setzen in bester Depeche Mode Manier ihren Sternenritt fort und, um ja keine Vergleiche mit eben besagten Wavern aufkommen zu lassen, werden ein paar derbe Gitarre drüber gebrettert und Herr Bates schreit sich mal eben die Seele aus dem Leib. Vangelis, Jean Michel Jarre oder große Soundtrackarchitekten wie Hans Zimmer gepaart mit tollen Britrock, das ist das übergeile "Starlight", bei dem es ein Leichtes ist, der Combo in alle Winkel des Alls zu folgen. Spannend, mitnehmend, konstruktiv und nur geil. Helle Tasten auch bei "Into The Unknown" mit proggressiven Fellen, alternativen Gitarren und Anleihen im Modern Metal. "Gravity Of You" startet wieder balladesk und bricht dann richtig derbe aus mit Shouts im Melodic Death Metal. Und noch so ein Übersong mit "Back To The Earth", wo hochmelodische Synthesizer auf hardrockige Elemente treffen, kopolieren und sich in extrem geilen Refrainteilen in musikalischen Orgasmen ergießen. "Last To Fall" ist wieder so ein Beispiel für einen Mix aus warmherzigen, fast schnulzigen Gothrockteilen und fetzigen, knalligen, brachialen Metalelementen. Fett groovend dann "Bringing It Down" mit natürlich wieder rockig poppigen Ruhephasen und den deathmetallischen Ausbrüchen. Ganz viel Gothic, Wave und viel Melodie dann bei "Unbecoming" und natürlich wieder derbe Ausbrüche. Richtig treibende Hooks dann bei "Monster", der ersten Auskopplung des Albums und auch hier wieder der Mix aus catchigen Britrockteilen im hochmelodiösen Zimmer-Gewand. Wabernde Tasten zum Start von "Telepathic" mit hier schon stilisierten EBM-Teilen und mit deutlichen Avancen in Richtung höchster Chartpositionierungen. "Everglow" gibt dann den cineastisch inszenierten Rausschmeißer mit wärmstem Mikro und zum Ende bombastischen Symphonicteilen, die gängige Rockbands des Genre, wie Schulkinder verblassen lassen. Ein umwerfendes Album, dass Metaller, Gothrocker und Altwaver gleichermaßen faszinieren wird und ohne wenn und aber ganz hohe Notenränge verdient.

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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