PAIN OF SALVATION - IN THE PASSING LIGHT OF DAY


Label:INSIDEOUT
Jahr:2017
Running Time:71:52
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die schwedischen Progmetaller um Gründungsmitglied und Sänger Daniel Gildenlöw, dessen Leben aufgrund einer Streptokokkeninfektion am seidenen Faden hing, sind zurück und zwar mit ihrem neunten Album "In The Passing Light Of Day". Betrachtet man die beiden bluesrockorientierten Alben "Road Salt One" und "Road Salt Two", mit zuletzt Genanntem aus2011, überspringt dann die stromlose Scheibe "Falling Home" aus 2014, so ist der letzte reguläre Output schon sechs Jahre her. Eine lange Zeit. Wurde sie auch sinnvoll genutzt? Mit Verlaub, sie wurde, denn der nordische Fünfer, hat sich mit dem aktuellen Output wieder "back to the roots" bewegt, sprich die Fans werden mit einer ziemlichen kräftigen und gleichsam höchst komplexen Rockpeitsche überrascht.

Ein derbes Gitarrengewitter, fast in melodischer Death Metal Manier beim mehr als zehnminütigen "On A Tuesday" ehe ruhige, proggige Töne und feiner Gesang einsetzen. Aber immer wieder sanfte Einschübe im Wechsel mit derbsten Gitarren und knallig triebenden Drums in Double Bass Manier und ein zwischen Brachialität und Zerbrechlichkeit hin und her wankender Sänger, irgendwo zwischen weichsten Marillion und ja und vielleicht sogar schon In Flames. Tasten beim Einstieg in "Tongue Of Gold" und Gitarren die da entfernt an Pink Floyd erinnern, wabern von Synthesizern und wieder schwarzmetallische Bretter im abgehackten, stotternden Rhythmus und Daniel quält das Mikro, als läge er noch in tiefsten Depressionen oder würde doch noch seiner vormaligen Krankheit erliegen. Stotternd, mit kräftigen Tempiwechseln und irgendwie auch melancholisch mit zerrenden Gitarren dann "Meaningless" mit einem weiterhin verzweifelten Sänger. "Silent Gold", eine Ballade, die diesen Namen verdient hat. Ganz entfernt kommt mir da Rod Stewart in den Sinn, natürlich weniger rauh, weicher aber nicht weniger mitnehmend. Wunderschön singend im Einklang mit dunklen Tasten und ganz sanfter Percussion. Nochmal eine knapp zehnminütige Progschlacht mit "Full Throttle Tribe". Gezielt unrhythmisch, aufregend, ungewohnt, höchst komplex und nur für absolute Progenthusiasten nach den ersten Durchläufen in etwa verstehbar. Dazwischen Gitarrenstürme und immer wieder ruhige, monotone, runterkommende Phasen, verzehrend, traurig, tiefst verzweifelnd. Man hört quasi wie Daniel seine Erlebnisse und dramatischen Phasen musikalisch aufarbeitet. Knallige Bretter, abgehackte Riffs, zarte in der Ferne verklingende Gesänge, weiche Keyboards dann beim gleichsam einmaligen "Reasons". Ein langsamer Beginn mit toll hörbarer Gitarre dann bei "Angels Of Broken Things", Synthesizer oder Tasten wie bei "Flash" von Queen und wieder dieser so zerbrechliche Gesang im Wechsel mit den weiterhin prägenden elektronischen Elementen. Wieder ein hoch melodischer Beginn bei "The Taming Of A Beast", welches fast im Gothik / Dark - Style daher rockt und straight nach vorne treibt. Eine einfache, aber gerade deswegen besonders starke Nummer, weil sie sich direkt in den Lauschern manifestieren kann. "If This Is The End" wird durch die Akustikgitarre und einen ganz verzweifelten, tieftraurigen Protagonisten geprägt. Daneben französische Chansonteile, ganz langsam, ja schlürfend und dann der Ausbruch, brutal, hart und wieder ganz runter, ganz langsam, ja fast still. Eine unglaublich geile Komposition. Eine Viertelstunde für den Titeltrack zum Ende eines grandiosen Outputs und, wen wundert es, auch hier der Wandel zwischen Ruhe / Melancholie, interpretiert durch ein sanftes Mikro und eine monotone Akustikgitarre und auf der anderen Seite, die nach etwa sechs Minuten Spieldauer einsetzende Kraft, hier erzeugt durch die E-Gitarre und später einen kräftigen, gehaltvollen Metalgesang.

Pain Of Salvation sind zurück mit einem Album, das der Bedeutung des Bandnamens im wahrsten Sinne alle Ehre macht und mutmaßlich auch in dieser Form nur durch den Sieg seines Protagonisten über eine schwere Krankheit zu dem reifen konnte, wie es sich nun darstellt. Der Hörer kommt damit in den Genuss eines der mitnehmendsten, variantenreichsten und so stärkstem Progalbum der letzten Jahre.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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