DESERTED FEAR - Der nächste Schritt


Wer sich für Death Metal der alten Schule interessiert und regelmäßig zum Party.San Open Air pilgert, dem sind diese Jungs aus Thüringen längst ein Begriff. Nach "My Empire" und "Kingdom Of Worms" steht nun die neue Scheibe "Dead Shores Rising" in den Regalen. Weil wir von CROSSFIRE von Beginn an dabei waren, war ein Interview mit den Jungs nur noch eine Frage der Zeit. Was sie zu ihren Anfängen, dem Wechsel zum Major und dem neuen Album zu sagen haben, lest ihr hier. Drummer Simon macht den Anfang …

logoJoxe: Dies ist euer erstes Interview für CROSSFIRE. Bitte stellt Euch den Lesern einmal vor. Wer spielt was bei Deserted Fear?

Simon: Hey! Vielen Dank für die Möglichkeit, bei euch unseren Senf zu lassen, hahaha! Wir sind Mahne an Gitarre und Gesang, Fabian an der Gitarre und ich, Simon, am Schlagzeug. Die beiden Klampfer sind auch beruflich Metaller, spezialisiert auf Feinmechanik. Ich bin gerade Schüler und mache nach einer Ausbildung zum Friedhofsgärtner und Baumkletterer Abitur mit anderen jungen „Erwachsenen“.

Joxe: Eure Heimat wird mit Eisenberg und Jena angegeben, was ja nicht weit auseinander liegt. Ist beides richtig?

Simon: Beides ist richtig, weil wir alle in Eisenberg aufgewachsen und für immer mit dieser Stadt verbunden sein werden. In Eisenberg ist aber tote Hose, höchstens einmal im Monat spielt irgendeine Top 40 Coverband. Neben dem Wasserturm und ein paar Sportvereinen wissen viele Kids nicht was sie machen sollen, fangen an zu kiffen oder besaufen sich regelmäßig, wenn sie sich nicht sogar härteres Zeug besorgen, welches dort auch zur Genüge im Umlauf ist. So eine Phase hat jeder Jugendliche irgendwann mal, gefühlt bleiben in dieser Stadt leider recht viele auf diesen Gewohnheiten hängen. Aber gut, wäre mehr los gewesen und hätten sich Mädchen für uns interessiert, würde ich euch jetzt sicher nicht dieses Interview geben, hahaha! Es gab in unserer Jugend eigentlich keinen Tag, an dem wir nicht Musik gemacht haben. Mittlerweile haben wir unseren Wohnsitz wegen der Arbeit  und der Lebensqualität nach Jena und Weimar verlegt, unser Proberaum ist aber nach wie vor in Eisenberg.

Joxe: Wie habt ihr euch gegründet, wer war damals dabei?

Mahne: Das war ziemlich genau vor zehn Jahren. Fabian und ich haben damals sehr viel Zeit miteinander verbracht und noch mehr Musik geschrieben. Wir hatten wirklich verdammt viele Songs und haben diese eigentlich nur so zum Spaß immer mal in meinem Kinderzimmer zu einem Drumcomputer gespielt. Irgendwann hat uns das nicht mehr gereicht und wir haben uns dazu entschlossen, einen echten Schlagzeuger zu suchen. Wir kannten Simon schon länger, da er aus einer relativ bekannten Musiker Familie aus Eisenberg stammt und wir wussten, dass er für sein damaliges Alter extrem talentiert Schlagzeug spielte. Wir haben uns dann ein paar mal getroffen und ihm unseren Kram gezeigt. Er fand es cool und so haben wir uns immer mal in meinem Kinderzimmer getroffen und Death Metal zum ersten Mal als richtige Band gespielt. Das war schon eine schöne Zeit! Wir probten damals noch mit einem elektronischen Schlagzeug, da ein echtes natürlich viel zu laut für meine Eltern gewesen wäre. Anstrengend war es für sie mit Sicherheit trotzdem noch! Haha. Aber mittlerweile sind sie auch stolz auf das was wir mit unserem „Krach“ erreicht haben.

Joxe: Ihr hattet mit Albrecht Probst mal einen Basser in der Besetzung. Wie wollt ihr in Zukunft die Angelegenheit mit dem Tieftöner regeln, insbesondere bei Liveauftritten?

Fabian: Wir haben nach der Gründung von Deserted Fear ewig keinen Bassisten gefunden und nachdem unser erster Basser dann raus war, haben wir vorrangig jemanden gesucht, der ausschließlich live mit dabei ist. Was das Songwriting und den ganzen organisatorischen Kram betrifft, so waren es ohnehin immer nur Mahne, Simon und ich und wir wollten uns da ganz ehrlich einfach keine vierte Meinung mit ins Boot holen. Es funktioniert ja auch so voll gut. Naja und nun ist es so, dass wir damals keinen Basser hatten und jetzt sogar zwei, hahaha! Nachdem es für Albrecht wegen dem Studium immer schwieriger wurde, Zeit für die vielen Konzerte zu finden, ist zur "Kingdom Of Worms" dann Larsson eingestiegen. Er ist auch Hansdampf in allen Gassen und somit haben wir mit seinem Ersatzmann Seppl auch schon ein paar Konzerte gespielt. Die beiden Jungs sind super auf und hinter der Bühne und richtig gut darin, nur die guten Dinge einer Band abzugreifen.

Joxe: Was bedeutet der Name Deserted Fear für euch, welche Angst wurde denn verlassen?

Fabian: Ich weiß gar nicht mehr so genau wie der Name zu Stande kam. Man könnte es auch als "Von der Angst verlassen" übersetzen, sagte mal ein Engländer zu uns. Darum geht's auch. Mit Angst lebt es sich einfach beschissen und man sollte so gut es geht versuchen, all seine Ängste hinter sich zulassen.

Joxe: Ihr habt inzwischen von F.D.A. Rekotz zu Century Media gewechselt. War es euer Ziel, von FDA Abstand zu nehmen, oder wolltet ihr einfach den nächst größeren Schritt tun?

Mahne: Als Ziel würde ich das nicht bezeichnen, sondern als nächsten Schritt. Der Vertrag mit FDA war nach dem "Kingdom Of Worms" Album erfüllt und dann sind andere Labels an uns herangetreten. Wir machen gerade viele Interviews mit ausländischen Magazinen, da bekommt man schnell die Unterschiede zwischen einem kleinem und einem großem Label mit. Die Reichweite von Century Media ist natürlich eine ganz andere als die von FDA, es gibt ein viel größeres Netzwerk mit Unmengen Kontakten und internationalen Möglichkeiten. Ich denke wir sind bei Century Media unserem Traum einer Europatournee ein Stückchen näher gekommen!

Joxe: "Dead Shores Rising" ist nun Euer drittes Album. Wie würdet ihr Eure musikalische Entwicklung seit "My Empire beschreiben?

Mahne: Naja, wir sind auf jeden Fall besser auf unseren Instrumenten geworden, was auch nicht so schwer war, haha. Ich denke, man hört schon, dass es musikalisch ausgereifter ist. Wir können jetzt auch Sachen spielen, die wir zu My Empire Zeiten noch nicht konnten. Simon hat sich enorm gesteigert und spielt nun viel kreativer und lockerer als damals, Fabian muss sich für seine Melodien nicht mehr mühsam jeden einzelnen Ton auf der Gitarre suchen, damit es nicht schief klingt und ich habe meine Stimme viel mehr im Griff. Ich denke wir können jetzt einfach die Musik machen, die wir damals vielleicht auch schon so umgesetzt hätten, wenn wir es gekonnt hätten. Ich würde sagen, letzten Endes klingt "Dead Shores Rising" aber immer noch nach Deserted Fear, nur etwas gefestigter.

deserted fearJoxe: Wie schreibt ihr eure Songs, wer ist euer Hauptsongwriter?

Simon: Jeder trägt seinen Teil zu den Songs bei. Fabian und Mahne tragen ihre Riff-Ideen zusammen und komponieren diese gemeinsam mit groben Grooves zu einer rohen Songversion. Diese bekomme ich dann auf den Tisch, ändere hier und da nochmal den Grundbeat und arbeite dann an den Feinheiten. Doch jeder hat volles Mitspracherecht. Das heißt, die Jungs sagen, falls ihnen etwas nicht gefällt, so wie ich bescheidene Vorschläge für Gitarrenriffs gebe. Wir wechseln dann immer zwischen Proberaum und Homestudio, um die Demos zusammen zu spielen, neue Parts auszuprobieren und zu Hause dann an den Details zu basteln. So wird jeder Song öfter überarbeitet, bis am Ende jeder mit einem fetten Ergebnis zufrieden ist.

Joxe: Wo habt ihr aufgenommen und wer hat produziert?

Simon: Wir haben seit unserem Debüt „My Empire“ ausschließlich bei uns im Proberaum aufgenommen. Fabian hat das Knowhow was das Arbeiten mit der Aufnahmetechnik angeht. Die Technik steht zur Verfügung, wir sind unter uns und so haben wir keine stündlich wachsenden Kosten im Nacken. Man kann eine Session auch mal frühzeitig beenden, wenn es nach dem zwanzigsten Take nicht mehr klappt und einem fast die Finger abfallen. Also gestaltet sich alles recht entspannt. Produziert haben wir quasi alle, wenn wir anfangen aufzunehmen stehen die Songs zu 100%. Wir haben dann einen genauen Plan und Änderungen gibt´s dann eigentlich keine mehr.

Joxe: Das Intro erscheint im Kontext der Scheibe recht schlaff und weniger passend zu euch. Welche Idee steckt denn dahinter, es genau so zu verwenden?

Fabian: Das ist natürlich Geschmacksache, wir gehen jedenfalls total drauf steil! Man soll im Intro auf das Album eingestimmt werden, selbst in unserer Musik wollen wir nicht aufs Vorspiel verzichten, hehe. Wir freuen uns drauf, es dann auch live bald mal abzufeuern, da steigt die Spannung dann auch immer noch mal ordentlich! Das Intro und auch das Interlude in der Mitte vom Album haben wir zusammen mit Norman Wille in seinem Studio gebaut, ein junger Komponist hier aus der Gegend, der seine Brötchen eigentlich mit Werbejingles verdient. Wir wussten selbst nur grob, wo die Reise mit dem Intro hingehen soll, doch Normans erste Idee war so mächtig, das wir diese dann weiter verfolgt und zusammen an den Details gearbeitet haben. Er spielt selbst aber auch in einer Metalband und hat somit perfekt verstanden was wir wollten.  Es war total verrückt mit anzusehen, wie er da durch sein Programm gerast ist und wie echt die ganzen virtuellen Instrumente letztendlich klingen. Da gehört schon was dazu, geiler Typ!

Joxe: Ihr seid ziemlich stolz auf die Zusammenarbeit mit Tomas Lindberg von At The Gates, der für euch "The Path Of Sorrow" eingesungen hat. Kennt ihr euch schon länger?

Mahne: Natürlich sind wir stolz darauf, immerhin haben uns At The Gates musikalisch schon immer begleitet. Als Tomas dann für den Gastbeitrag zugesagt hat, schlug mein Fanboy Herz natürlich sehr schnell! Da werden Träume wahr! Wir haben Tomas mal auf dem Party.San getroffen und uns kurz unterhalten, ein wirklich netter und lässiger Typ, aber kennen wäre übertrieben.

Joxe: Auf dem Album titelt ein Song "Open Their Gates". Wäre doch für Tomas auch eine Idee gewesen, oder?

Mahne: Haha ja vielleicht, aber der hat mir einfach zu viel Spaß beim Einsingen gemacht!

Joxe: Wen habt ihr für das altschulige Coverartwork gewinnen können?

Simon: Wir arbeiten mit einem Künstler zusammen, der in Kudus auf der Insel Java lebt. Er nennt sich Yellow Mushi und hat es ziemlich drauf! Einige unserer Shirtdesigns sind ebenfalls von ihm.

Joxe: Für den Clip "Face Our Destiny" ging es ab in den Wald. Wer ist denn die Dame in dem Clip und wo habt ihr die Bekanntschaft mit dem Wolfshund gemacht, optisch eine Kreuzung aus Schäferhund und Wolf, dass ihr ihn für das Video gewinnen konntet?

Mahne: Die hübsche Dame ist eine gute Freundin von uns, die zum Glück Bock darauf hatte, halb nackt durch einen Wald zu rennen und sich erschießen zu lassen. Dass die Sache mit dem Wolf geklappt hat, war auch echt cool. Es handelt sich um einen tschechoslowakischen Wolfshund eines Züchters hier ganz in der Nähe. Er trainiert diese Tiere auch, hin und wieder auch mal für andere Produktionen. Es war wirklich ein Erlebnis zu sehen, wie Trainer und Hund zusammenarbeiten. Auch das Mädel und der Schauspieler haben einen guten Job gemacht und es war insgesamt mal wieder ein sehr aufregender Dreh!

Joxe: Ende Januar werdet ihr einige Shows mit Desaster spielen. War das ein Wunsch von Euch?

Fabian: Wir hätten Desaster schon damals gern bei der "Kingdom Of Worms" Releaseshow dabei gehabt, ihr Drummer Husky war da aber gerade mit Asphyx unterwegs. Diesmal hat's geklappt und wir freuen uns riesig darüber! Desaster sind einfach ne geile Liveband und Legenden des deutschen Metals ja ohnehin. Die drei Konzerte in Jena, Trier und Essen werden sicher sau cool und wir hoffen natürlich auch auf ein paar lustige Geschichten der Jungs, schließlich haben sie schon einiges erlebt!

Joxe: Was macht ihr nach den Livedates, wollt ihr vielleicht auf Tour gehen, oder dürfen wir nur auf den Festivals mit euch rechnen?

Mahne: Als erstes stehen für uns die Release Shows zusammen mit Desaster und Rogash in Jena, Trier und Essen auf dem Plan. Danach spielen wir noch eine Show mit unseren Kumpels von Heaven Shall Burn und dann sind wir ja zusammen mit Mantar und Deathrite auf Tour. Besonders freuen wir uns auch auf die Sommer Festivals wie das Rock Harz, Protzen und Brutal Assault. Auf das was danach kommt, sind wir selbst schon sehr gespannt, mal sehen was sich so ergibt.

Joxe: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch …

Simon: Super, dass Ihr euch dort draußen für uns interessiert und den Death Metal unterstützt! Geht zu den Konzerten und holt euch Alben, die euch gefallen! Wie überall ist das essentiell für den Erhalt der Szene! Freundschaft!



Autor: Joxe Schaefer