MTV Headbanger´s Ball Tour

Hamburg, Markthalle, 04.12.2016

Für viele ältere Semester gehörte die MTV Sendung „Headbanger's Ball“ zur Teenie-Zeit, bis die Sendung abgesetzt wurde. Nun, im Jahre 2016 gibt es eine Tour, auf welcher vier sehr bekannte Bands sich die Ehre geben und unter dem Namen „MTV Headbanger's Ball Tour“ durch Europa touren, um die Welt mit gutem Metal zu begeistern. Die Rede ist von der Metalcoreband Unearth, den Death Metallern Kataklysm und den finnischen Pagan Metallern Ensiferum. Abgerundet wird das Line-up durch den Headliner Iced Earth. An diesem Sonntag macht die Tour nun Halt in Hamburg.

unearthSehr früh, wie jedesmal, finde ich mich in der Markthalle ein, die immer durch ihr Ambiente besticht und durch ihre lange Geschichte den passenden Rahmen für dieses Event der Extraklasse bietet. Nach einem Abstecher über den Merch-Stand finde ich mich nun vor der Bühne ein. Die Band Unearth eröffnet den Abend. Zugegeben, ich war im voraus bereits sehr skeptisch, was ein Metalcore Act auf dieser Tour zu suchen hat. Der Aufgang der Band scheint bereits meine Skepsis zu bestätigen, als die Musiker in ihren Polyester-Sportklamotten die Bühne betreten. Doch ich werde eines besseren belehrt. Statt einer meiner Ansicht nach grausigen Emo-Mucke a la Asking Alexandria und Bring Me The Horizon, bieten die Jungs Metalcore der wirklich alten Schule, welcher sich auch vor dem gestandenen Core-Gegner durchaus sehen lassen kann. Krachende, tiefe Gitarren, fette Breakdowns, und schneidender Gesang sorgen für einen gelungenen Auftakt des Abends, was das Publikum ebenso sieht und die Band mit langem Applaus von der Bühne entlässt. Auch wenn ich dadurch kein Fan des Cores geworden bin, so war diese Gruppe doch eine Überraschung für mich.

 

kataklysmNach dem Auftakt ist die Stunde für Kataklysm gekommen. Gepflegter Death Metal mit melodischen Lines dazwischen. Die Stimmung und auch die Anzahl der Metalheads in der Markthalle ist inzwischen gestiegen, die besten Voraussetzungen für ein Inferno! Es dauert nicht lange und die vier Musiker um Sänger Maurizio haben die Menge im Griff. Mit ihren schnellen Songs und markanten Schlagzeug Passagen heizen sie ordentlich ein und der Moshpit reißt immer mehr Leute mit, auch mich. Wahnsinn, die Jungs sind eine Wucht, die man gesehen haben sollte. Der Frontmann bedankt sich mehr als einmal bei den Fans, dass sie so zahlreich erschienen sind. Nach 45 Minuten sind auch Kataklysm fertig. Wow, gute Leistung, Jungs!

 

ensiferumNun wird es immer enger im Zuschauerraum, die musikalische Reise geht ins raue Skandinavien! Die Pagan-Metaller von Ensiferum übernehmen die Regie. Die Stimmung heizt sich immer weiter auf, während uns die fünf Musiker ihre Songs präsentieren, dabei haben sie sowohl Klassiker als auch neues Material im Gepäck. Ich war nach dem hundsmiserablen Eindruck beim Ragnarök Festival Anfang April (CROSSFIRE berichtete) sehr gespannt, was die Gruppe heute bieten könnte. Mein Eindruck hat sich auch hier komplett zum Positiven gewendet. Mit einer anständigen Akustik und einer energetischen Performance zelebrieren die Finnen gemeinsam mit den Fans ihre Songs. Einzig und allein Akkordeonistin Netta Skog wirkt auf mich ein wenig künstlich, ihrer Performance fehlt es irgendwie an Authentizität. Aber das ist auch das einzige was auffällt, denn auch die macht hier einen sehr guten Job. Am Ende des Sets freue ich mich, dass die Band mich doch noch überzeugen konnte. Die Fans sind restlos begeistert und feuern auch nach dem Ende die Musiker noch mit minutenlangem Applaus an.

 

iced earthSo, nach drei Vorbands wird das Stehen so langsam ein wenig anstrengend, die Luft immer dicker und die Markthalle ist nun bis zum Bersten gefüllt. Endlich ist die Stunde des Headliners gekommen. Iced Earth starten mit ihrer Show. Beginnend mit dem neuen Track „The Great Heathen Army“ vom bald erscheinenden, neuen Album, legen auch die Amerikaner voll los und begeistern das Publikum mit ihrem energie-geladenen Auftritt, für die sie auch nach Jahren des Musikerlebens noch bekannt sind. Songs wie „Plagues Of Babylon, vom 2014 erschienenen gleichnamigen Album, dem aktuellen Werk der Band oder „V“ dürfen natürlich auch nicht fehlen. Insgesamt gibt die Setlist einen Querschnitt aus der gesamten Bandgeschichte wieder. Die Stimme von Stu Block, welcher erst seit 2011 hinter dem Mikrophon steht, begeistert mit ihrem Umfang und ihrer Virtuosität nicht nur mich. Hohe Screams und kraftvolle, raue, reibeisenartige und mittelhohe Passagen bringt er gleichermaßen druckvoll rüber. Zum Schluss gibt es mit „Watching Over Me“ eine fulminante Zugabe, die das Publikum begeistert zurücklässt. Fazit am Ende: Eine solche Kombination aus bekannten, hochkarätigen Metalbands, welche gleichzeitig trotzdem kein nerviges Mainstreampublikum anziehen, hat es selten gegeben. Solche Kombinationen darf es für meinen Geschmack gerne öfter geben.



Autor: Clemens Steinberg - Pics: Clemens Steinberg