BANG YOUR HEAD FESTIVAL

Balingen, Messegelände, 15.07.2011

Nachdem die erste Nacht im gewohnten Hotel in Bodelshausen angenehm verbracht wurde, hieß es erneut: „Auf in den Kampf…let`s Rock `n` Roll. Den Opener machte niemand geringerer als Human Zoo, und das bei leicht wolkigem Wetter.

 

BYH human zoo LIVE 2011Als Ersatz für Crashdiet stiegen die Lokalmatadoren Human Zoo in den Ring. Das wurde auch mal Zeit, dass eine hiesige Band in den Geschmack eines Gigs kommt. Viel zu oft treffe ich Musiker aus der Region im Backstage-Bereich, lediglich als Gäste und frage mich warum ihr Formationen nicht auftreten dürfen. Pump, Frontline, Evidence One und, und, und. Wie dem auch sei, gestern noch am Telefon für ein Interview, wobei es zuckende Achseln gab, wieso man nicht in Balingen auftrat. Und heute auf den Brettern: Human Zoo. Die Jungs zeigten wofür sie gut waren, eine rattenscharfe Show. Ihr melodischer Arenarock wurde mit einer treffsicheren Bühnenshow quittiert und man hatte tierische Spielfreude an den Tag gelegt. Zum Glück hielt man ein neues Album in den Händen, „Eyes Of The Stranger“, dass etliche Hits in petto hat. Aber auch die Tracks vom früheren Werk „Over The Horizon“ waren manchem Zuschauer ein Begriff. Für mich persönlich war der talentierte Auftritt das erste Highlight des Tages. Passendes Outfit…das Auge feiert mit und eine überzeugende Stimme des Fronters Thomas Seeburger. (Steve Burdelak).

 

BYH portrait LIVE 2011Nachdem im Vorfeld die beiden Alben der Schweden schon hoch gelobt wurden, war ich sehr gespannt, wie sich die Darbietung live mit dem neuen Sänger gestalten würde. Klassisch in Leder- und Nietenoutfits und freiem Oberkörper betraten sie die Bühne, was leider nicht allen Bandmitgliedern gut zu Gesicht stand. Auch im gesamten Stageacting bedienten sich die Schweden sämtlicher Klischees und versuchten um diese Uhrzeit zumindest mehr Publikum vor die Bühne zu bekommen. Dies gelang leider nicht, der Funke wollte einfach nicht richtig überspringen. Der Old-School-Metal von Portrait war eher für die Fans dieser musikalischen Ausrichtung, und kommt in kleinen Clubs oder bei kleinen Festivals eindeutig besser. Auch schien die Band nicht unbedingt ihren besten Tag zu haben, lag Sänger Karlsson doch einige Male arg daneben und der Sound ließ auch etwas zu wünschen übrig. So blieben Songs wie „Bloodbath“ oder „Darkness forever“ leider auf der Strecke. Trotzdem gaben die Jungs ihr Bestes, waren gut aufeinander eingespielt und konnten vielleicht doch noch den einen oder anderen neuen Fan von sich überzeugen. (Holger Fey).

 

BYH crystal viper LIVE 2011Hierauf enterten die Powermetaller Crystal Viper mit ihrer äußerst attraktiven Frontlady, die Bühne. Marta Gabriel und ihre polnische Band können noch mehr als nur gut aussehen, die Lady selbst schwingt die Axt und firmiert mit manchem coolen Soli. Die Band weiß um ihre Kraft des Aushängeschildes und lässt Marta viel Spielraum. Die hingegen lässt keinen Moment unversucht, ihre Jungs mit ins Geschehen einzubeziehen um eine homogene Einheit entstehen zu lassen. Nebst Songs von ihrem letzten Album „Legends“, gab es auch älteres Material wie „Metal Nation“. Die Laune war schon ziemlich gut am Start, besonders wenn Marta in die Menge lächelte. Als kleines Schmankerl servierte man uns die Coverversion „Agents Of Steel“ von der Speed-Kapelle Agent Steel. Schade und dumm für die akkreditierten Journalisten, die jedes Jahr grundsätzlich mit den gleichen, faulen Ausreden, die ersten vier Bands verpassen. (Steve Burdelak).

 

BYH stormwarrior LIVE 2012Stormwarrior übernahmen die Bühne zum Mittagessen. Nicht wenige nutzten die Gelegenheit zum Essen fassen, einige Fans schlugen jetzt erst auf. Und zu guter letzt ging die Sonne auf. Hurra! Die Band von der Waterkant präsentierten ihr Album „Heathen Warrior“ und gaben natürlich ihre Best-Of-Stücke zum Besten. Wer aus ihren Gefilden stammt, widmet sich entweder dem Assi-Rock oder dem treibenden Powermetal, melodisch und hammerschnell und mit verdammt viel Doublebass-Attacken. Einige namhafte Bands haben diesen Trend losgetreten und Stormwarrior gehören mit ihren Songs wie „Ragnarök“ und „Valhalla“ mittlerweile zur dritten Generation des Teutonen-Stahl. Live passt das immer wieder auch wenn hier eher viel junges Publikum am Start war. Später setzte man zu einem Medley an, da die Spielzeit begrenzt war. (Steve Burdelak).

 

BYH legion of the damned LIVE 2011Eigentlich war es ja nur eine Frage der Zeit, dass es die sympathischen Legion Of The Damned endlich mal ins Billing des BYH schafften. Denn seien wir mal ehrlich, welche Band hat es denn in den letzten Jahren konstant fertig gebracht, ein geiles Album nach dem anderen zu veröffentlichen und zudem noch an der Livefront zu glänzen? Die Holländer haben sich in den letzten fünf Jahren regelrecht den Arsch abgespielt und auch auf dem BYH sollte sich das nicht ändern. Das Quartett um Sänger Maurice Swinkels lies nichts anbrennen und ballerte wie gewohnt eine Abrissbirne nach der anderen ins Publikum. Egal, ob bei Songs wie „Killzone“, „Son Of The Jackal“, „Death’s Head March“ oder der Bandhymne „Legion Of The Damned“, vor der Bühne war einiges los und die geneigten Fans ließen kräftig ihre Köpfe rotieren. Weiter hinten im Publikum gab’s oft leider nicht mehr als einen Höflichkeitsapplaus, aber das ist ja ein alt bekanntes Problem in Balingen. Manche Bands sind halt nicht unbedingt fürs BYH geeignet, weil sie einfach zu hart oder zu schnell sind. Aber egal, die Band lieferte mit ihrem neuen Gitarristen Twan van Geel eine geile Show ab, denn das ist das, worauf es schließlich ankommt. (Holger Fey).

 

BYH crimson glory LIVE 2011Nachdem Original-Shouter Midnight vor einigen Jahren verstorben war, war es die große Frage des Tages, wie sich der neue Sänger Todd LaTorre, schlagen würde. Hut ab! Das war eine Meisterleistung. Und das sowohl showmäßig als auch gesanglich. Als wäre nie ein anderer Sänger im Line-Up gewesen. Äußerst sympathisch und mit einer extrem geilen Stimme gesegnet, wurde dies einer der besten Auftritte des Tages. Todd`s Stimme ist der von Midnight sogar etwas ähnlich, aber mindestens so wertvoll. Die Band hatte wieder richtig Spaß und Power in den Backen. Das war vor Jahren mit Wade Black schon mal anders. Es gab natürlich keine Masken aber meinen Lieblingshit, „Where Dragons Rule“ Hier hatten selbst die Mädels Spaß. Ich freue mich schon auf das neue Album um hoffe es wir schnell eingespielt sein. Von dieser Formation werden wir noch oft hören. (Steve Burdelak).

 

BYH quiet riot LIVE 2012Death Angel müssen wir unseren Lesern vorenthalten, da alle unsere Rezensenten aus verschiedenen Gründen Abstand nahmen, den Gig zu schauen. Zu oft gesehen, Pause machen, Hunger und was weiß ich nicht alles. Ich schlug wieder bei Quiet Riot auf, einer Band, die mir seit Jahren durch die Lappen gegangen ist. Auch hierfür gibt es etliche Gründe, die aber hier nicht hingehören. Natürlich ist es nicht leicht, eine Band, die mit zwei Alben Kultstatus einfuhr und sich seit Dekaden damit über Wasser hält, wertfrei zu bemustern. Zumal auch hier die Besetzung eine völlig andere ist (selbst Fronter Kevin DuBrow ist verstorben) als früher. Hier geht es um Nostalgie! Und das wurde schon mit der Setlist an Songs geliefert. „Cum On Feel The Noise“ (Slade Cover); „Sign Of The Times“, „Let`s Get Crazy”, “Love`s A Bitch” und dem viel zu früh eingesetztem “Metal Health (Bang Your Head)”. Damit beendete Drummer Frank Banali uns seine Mannen den Gig um fast eine viertel Stunde zu früh. Typisch Ami-Poser-Altband. Dabei sollte man noch froh sein, spielen zu dürfen. Es gibt nicht mehr sooooo viele Fans!!! Übrigens wurde die Ballade „Thunderbird“ Kevin DuBrow und Randy Rhoads gewidmet. Eine nette Geste. (Steve Burdelak).

 

BYH overkill LIVE 2011Was soll man zu Overkill schon berichten? Es war genial wie immer, denn als Bobby „Blitz“ Ellsworth, D.D. Verni und Co. die Bühne betraten, brannte sozusagen der Busch. Songs wie „Rotten To The Core“, „Hello From The Gutter“, „In Union We Stand“, „Elimination“ oder „Fuck You“ galten auch nach all den Jahren als Garanten für ein gelungenes Konzert. Problemlos funktionierte bei den Amis auch Material neueren Datums. Der Titelsong des aktuellen Albums „Ironbound“ oder das punkige „Old School“ wurden genauso abgefeiert, wie die alten Gassenhauer. Leider war nach einer Stunde auch schon wieder alles vorbei, aber egal, Overkill haben wie immer alles richtig gemacht und gehören für mich nach wie vor zu einer der besten Livebands aller Zeiten. (Holger Fey).

 

BYH immortal LIVE 2012Für dieses Review bin ich eigentlich die falsche Person, aber aus Ermangelung einer glaubhaften Alternative, muss ich wohl. Im Vorfeld war der Gig von Immortal hier überaus skeptisch beäugt worden. Norwegischer Blackmetal und die schwäbische Alb wollten in vielen Köpfen nicht wirklich zueinander passen. So ging’s mir auch, noch dazu das Diven-Gehabe in Punkto Fotograben und plötzlich verschlossene Wege, da die Herrschaften, keinen ach so bösartigen Journalisten begegnen wollten…. naja da wuchsen die Erwartungen ins Unermessliche. Drei (oder waren es nur zwei?) im Nebel versunkene, geschminkte, bangende Gestalten, also Abbath und Apollyon, nutzten ihre Chance. Sie bedienten natürlich in erster Linie ihr Publikum und das trotz Sonnenschein, der öffentlich beklagt wurde. Songtechnisch gab es: “One By One“, “Sons of the Northern Darkness“, “At the Heart of Winter“, “The Call of the Wintermoon“ und „Tyrants“ auf die Ohren, was für die Fans scheinbar eine Hammerstelist war. Die Mehrheit der Besucher fühlte sich aber wohl an Venom auf Speed erinnert und konnte nicht immer erkennen, wann etwas Neues anfing bzw. aufhörte. Trotzdem, Black Metallische Zwangselemente wie die Kostüme, das Pandapaint reichlich Nebel und Pyros machten die Show dann noch für relativ viele sehenswert und für die anwesenden Immortal-Fans göttergleich. Fazit: es tat gar nicht weh und auch Blackmetaller haben (manchmal) Spaß auf der Bühne. Übrigens überschnitt sich dieser Gig mit Cripper, die in der Halle spielten. (Sven Bernhardt).

 

BYH accept LIVE 2012Im Vorfeld war ich sehr skeptisch, was mich bei Accept als Headliner erwarten würde, kannte ich sie bis dato immer nur mit Udo als Frontmann und konnte mir einen neuen Shouter schwerlich vorstellen. Gut, „Blood Of The Nations“ ist schon ein geiles Album geworden, aber live ohne Udo? Diese Skepsis war allerdings nach den ersten Tönen ganz schnell verschwunden und es war eine der besten Accept-Shows seit Jahren. Sänger Mark Tornillo hat sich mittlerweile so prima in die Band eingefügt und singt auch die alten Songs so genial, um nicht sogar zu sagen einfach besser als sein Vorgänger, dass man an Udo keinen Gedanken mehr verschwendet. Es wird eine Best-Of Show aus neuen und alten Songs von einer Band geboten, die an purer Spielfreude kaum zu überbieten war. Dieser Funke sprang auch auf das anwesende Publikum über und jeder Song, egal ob uralt oder vom letzten Album, wurde  frenetisch bis in die letzten Reihen gefeiert. So war es kaum verwunderlich, dass einem der Set bei Songs wie „Teutonic Terror“, „Fast As A Shark“, „Pandemic“, „Metal Heart“, „Princess Of The Dawn“ usw. so kurz vorkam, dass das abschließende „Balls To The Wall“ einen erstmal auf die Uhr schauen ließ und diese sagte, ja, das war es schon. Auch die zwischendurch eingefügten Soli, die man ja ab und an echt nervig und überflüssig empfindet, waren so energiegeladen, dass nicht das Gefühl aufkam, als ob sie als Lückenbüßer das Set füllen müssten. Eine absolute runde Sache und Accept haben damit wieder einmal bewiesen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und sich ihren Status als Headliner zu Recht verdient haben. Ich bin schon gespannt auf die DVD, denn dieser grandiose Auftritt wurde ja zu diesem Zweck mitgefilmt. Eine Viertelstunde später war auch der Hallen-Gig mit Amorphis zu Ende. (Susanne Soer). 



Autor: Steve Burdelak, Holger Fey, Susanne Soer, Sven Bernhardt - Pics: Steve Burdelak