AMON AMARTH, TESTAMENT, GRAND MAGUS

Oberhausen, Turbinenhalle, 28.10.2016

Amon Amarth rufen zur Schlacht und die Kuttenträger folgen zu Tausenden. Heute startet in der "Tubse" die European Jomsviking Tour 2016, die im März und April nächsten Jahres mit weiteren Gigs in Deutschland fortgesetzt wird. Was noch vor ein paar Jahren undenkbar schien. Nun ist es Realität. Dank der enorm gestiegenen Popularität, nicht erst seit dem aktuellen Longplayer, sondern ich denke seit "Fate Of Norns" aus 2004, meldet die Turbinenhalle, wie auch andere Locations, seit geraumen Wochen "Sold Out" und auch die Fotolisten sind brechendvoll. Unterstützt werden die Death Metaller von den Landesgenossen Grand Magus und der Thrash Metal Legende Testament, ihres Zeichens der San Francisco Bay Area zugehörig.

grand magusMit nur wenigen Minuten Verspätung entern die drei Schweden von Grand Magus zum Intro "Conan The Barbarian Theme" die für sie recht spärlich ausstaffierte Bühne und zocken dann mit "I, The Jury" schon mal richtig los. Stoner, Doom oder richtiger Heavy Metal lautet die Mischung und bei "Sword Of The Ocean" oder auch dem hymnischen "Varangian" sind Manowar nicht ganz so weit weg. Das Trio braucht auch dieses ganzes Showgedöns überhaupt nicht, leben ihre Songs doch einzig durch ihren fetten Groove und die pure Power, die die Jungs einfach ausstrahlen. Ein ordentlich in meist roten Tönen durchschimmerndes Backdrop und dann richtig geile Spots mit sich überkreuzenden Lichtkanonaden auf den tighten Drummer dann bei "Steel Versus Steel". Bei "Like The Oar Strikes The Water" quatscht Sänger / Gitarrist Janne „JB“ Christoffersson irgendwas von einer alten Tour, während die Nummer mit viel "hehehe" begleitet wird. "Iron Will" und, na ja, man kann schon sagen, die bandeigene Hymne "Hammer Of The North" setzen die finalen Schlusspunkte. Nach knapp vierzig Minuten ist dann Schluss. Beim letzten Gig, dem ich beiwohnen konnte, dem diesjährigen Rockharz, wurde noch das coole "On Hooves Of Gold" und mit "Triumph And Power" noch das Titelstück vom Vorgängeralbum gespielt. Ach, falls es jemanden interessiert, Drummer Ludwig Witt malträtiert übrigens auch bei den Spiritual Beggars die Felle. Horns Up für einen guten Auftritt.

 

testamentZwanzig Minuten Umbaupause und weiter geht es mit den Thrashern Testament. Aber halt, sind Amon Amarth nicht der Headliner? Was sind denn das für geile Bühnenaufbauten? Als Backdrop, klar das Cover ihrer neuen Scheibe "Brotherhood Of The Snake", allerdings in verflucht großer Ausführung und links und rechts burgähnliche, gemäuerartige Aufbauten / Abdeckungen mit schwarzen Engeln und dazu satanische Symbole mit feuerroten Augenstrahlern. Dazu ein passendes Licht, mal in tiefem grün, blau oder auch in lila gehalten und mittendrin der gewaltige Chuck Billy, wie eine Institution des Thrash Metal. Die Songauswahl einfach klasse und startend mit dem Titeltrack ihres aktuellen Longplayers. Dabei aber auch "The Preacher", "The New Order" "Dark Roots Of Earth" und natürlich "Into The Pit", dem der thrashwütige Mob natürlich gerne folgt und eine Moshattacke nach der anderen in das Rund der Tubse stampft. "The Pale King" und "Stronghold" kommen ebenso noch vom aktuellen Longplayer und als Rausschmiss dann "The Formation Of Damnation". Und im Gegensatz zu allen anderen Bandvorstellungen, die ich bislang genießen konnte; Chuck stellt seine Combo erst am Schluss vor und natürlich Megajubel bei Flitzefinger Eric Peterson und der Thrashkanone Gene Hoglan an den Fellen. Und zu guter letzt "Thank you so much and good night". Sowas finde ich dann mal richtig sympathisch. Vorne im Bühnengraben und an der Seite bekommt man das nicht wirklich so gut mit, aber dem Hörensagen nach soll der Sound mit Tendenzen in das Unterirdische gegangen sein, so von wegen Drums viel zu laut und Mr. Billy kaum zu verstehen. Des Weiteren gibt es Kritik an der Lightshow in der Form, dass die in die Crowd gerichteten Spots teils ziemlich nervig waren und den einen oder anderen richtig blendeten.

 

amon amarthDie Wartezeit geht vorüber und endlich, um 21:30 Uhr und damit knappen vierzig Minuten nach den Thrashern, ist endlich Zeit für die zweite schwedische Invasion. Anhand der zahlreichen Kuttenträger und stolz zur Show getragener Symbole der nordischen Mythologie wie dem Keltenkreuz, diversen Triskelen und Thors Hammer wird allen klar: Amon Amarth oder besser Johan Hegg brüllt / growlt und alle kommen, um ihrem Headliner zu frönen. Und die im Death Metal verankerten Vikinger machen ihrem Status mit einem bombastischen Bühnenaufbau alle Ehre. Wie ein König thront Jocke Wallgren mit seinem Drumkit, aufgestellt auf einem riesigen Wikingerhelm mit seitlichen Hörnern über die Massen, links und rechts Gangways und passend zum aktuellen Album das Backdrop. So geht es dann rein mit "Pursuit Of The Vikings". Dann "As Loke Falls" und "First Kill" und gleich zu Beginn Feuer und Pyros ohne Ende und das ist in rasend schnellen Kanonaden und was uns Fotografen sofort auffällt, die fünf Schweden wollen gesehen werden. Fast gleißend hell ist das Licht. Leider in eher soften Tönen wie kitschrosa, himmelblau und hellgrün. Und Johan Hegg post sich durch die Show während seine Mitstreiter ihm in nichts nachstehen. Im Mischmasch aus Englisch und Deutsch fragt er bei "Death In Fire"."...Morgen spielen wir in Hamburg, die sind da ziemlich laut und ihr...?" Und wieder Dampf- und Nebelschwaden und Pyrofontänen während Johan Söderberg und Olavi Mikkonen die Soli hin und her zocken. Bei "One Thousand Burning Arrows" erscheinen derer zwei links und rechts des Schlachtenhelmes und wieder die Riffs und dezente Feuergeschosse. Bei "Father Of The Wolves" wechseln die Nebendarsteller zu entsprechend ausstaffierten Kämpfern und das Backdrop, nun als Leinwand umfunktioniert, zeigte gewaltige, bluttriefende Schlachten. "Mit Runes To Memory" und viel "hehehe" und einigen Crowdsurfern endet der offizielle Teil der Setlist. Fette Riffs, Growls und ordentlich Moshpit dann beim Klassiker "War Of The Gods". "Raise Your Horns", Prost, Skol was auch immer. In jedem Fall ein dickfetter Groover und nochmal unsere Kämpfer, bewaffnet mit Schwert und Schild bei "Guardians Of Asgaard", ehe "Twilight Of The Thunder Gods" mit Gewitter auf der Leinwand, einer riesigen Schlange auf der Bühne und einem Funkenregen den Sack zu macht und eine gewaltige Show fett abschließt. Song- und soundtechnisch gibt es heute gar nichts zu mäkeln. Warum die Normannen allerdings wie Barbiepuppen in den softesten Tönen ausgeleuchtet werden, entzieht sich da meinem Verstand. Egal, Horns Up oder wie auch immer.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey