BARB WIRE DOLLS, VANBARGEN

Köln, Underground II, 23.10.2016

Es ist schon ein mutiges Unterfangen, an einem Sonntagabend ein kleines Club-Konzert zu veranstalten. Die Menschen sind müde, geschafft von zwei Tagen Dauerparty und kriegen den Arsch nicht hoch. So wundert es mich nicht weiter, dass der heutige Event im kleinen Underground II stattfindet. Immer nur schade für die Bands, vor so wenigen Leuten zu spielen. Für mich ist heute volles Programm angesagt, erst ein Interview mit der äußerst charmanten Isis Queen plus Konzertbericht und Fotos. Die sonst übliche Arbeitsteilung mit meinem Herzblatt fällt aufgrund unvorhergesehener Termine leider aus.

vanbargenEs ist 20:00 Uhr und im etwa wohnzimmergroßen Saal haben sich so um die dreißig Leute eingefunden. Genug, um Vanbargenals Support starten zu lassen. Vanbargen sind sicherlich Musiker aus Leidenschaft, wie sonst sollte man ihre High-Energy-Performance mit ungebremster Wucht erklären? Ihre mitreißende Power und Spielfreude regt heute auch die nicht zur „Familie“ gehörigen Zuhörer an und die Stimmung ist von Anfang an auf Vollgas Punk ’n' Roll. Gegründet im September 2008 von Frontmann Florian von Bargen (Bass/Gesang) sowie Nando (Drums) und  Gambit (Gitarre), brennen die Drei ihr Feuerwerk an Mitgehnummern ab. Zwischendurch immer mal wieder ein paar geklaute Riffs oder Songteile bekannter Nummern der Rockgeschichte mit eingeflochten. Ein sehr kurzweiliges Set, das Spaß macht und das Publikum sogar eine Zugabe fordern lässt.

Setlist: I Can See Clear, Spider Town, Get Wild, Spontaneous Decomposition, All My Friends, Some Kind Of Freak, Kiss My Ass, Lovesong

 

barb wire dollsJetzt wird flott umgebaut, und es sind doch noch eine Handvoll Leute mehr eingetrudelt, um die Barb Wire Dolls zu sehen. Diese starten auch direkt ihren Set mit unglaublicher Wucht und hämmern uns „Train Meets Truck“ brutal in die Gehörgänge, so dass schon zu Anfang die ersten Farbscheiben von der spärlich bestückten Lichttraverse fallen. Wenige Sekunden später kickt Fronterin Isis auch den störenden Mikroständer von der Bühne. Die Frau fegt über die Bühne wie ein Wirbelsturm, so dass der Putz von der Decke rieselt. Schiere Punk Power, die da durch das Underground fegt. Hellyeah, die Band ist ein Vulkan. Keine Chance ruhig stehen zu bleiben und irgendwie liegt der Spirit von Wendy O. Williams, Johnny Thunders und den Sex Pistols in der Luft. Ohne dabei Gefahr zu laufen als Kopie abgesehen zu werden, nein, die Dolls sind absolut eigenständig und zeigen das dem Kölner Publikum heute eindrucksvoll. Ein Kracher jagt den nächsten, selbst verhältnismäßig ruhige Nummern wie „Take Me Home“ gehen durch und durch. Die Band, bestehend aus Isis Queen (Gesang), Pyn Doll (Gitarre), Krash Doll (Drums), Iriel Blaque (Bass) und Remmington Pearce (Rhythmus Gitarre) rockt sich verdammt nochmal den Arsch ab. Sängerin Isis tobt immer wieder durch das Publikum ohne Rücksicht auf Verluste. Ist das geil! Ich fühle mich um Jahre, ach was, um Jahrzehnte zurück versetzt, quasi in die Zeit, in der ich meinen Spitznamen Pistol erhalten habe. Einfach herrlich old School und doch brandaktuell. Lemmys letztes Signing für Motörhead Records ist ein echter barb wire dollsGlücksgriff. Eine schweißtreibende Show, die einfach Spaß macht. Innerlich ärgere ich mich gerade tierisch darüber, bis heute nie die Zeit gefunden zu haben, diese Truppe live zu sehen. Das wird nicht mehr vorkommen! Natürlich werden die Barb Wire Dolls nicht ohne Zugabe entlassen, die sie auch gerne geben. Und getreu dem Motto „Einer geht noch“ spielen sie dann noch einen Song mehr als die Setlist vorgibt, quasi die Zugabe zur Zugabe. Und mit einer Träne im Knopfloch geht diese geile Show nun zu Ende. Bleibt nur zu sagen,  Barb Wire Dolls, ich liebe euch!

Setlist: Train Meets Truck, Darby Crash, Destroyer Boy, Surreal, Problem On The Poet, I Wanna Know, Take Me Home, Walking Dead, Drown, Teenage Crisis, I Will Sail, Blind For Your Misery, Devils Full Moon, Your Escape, Revolution, Heart Attack, We Are Champions.



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt