DEAD LORD, NIGHT VIPER, LIZZIES

Essen, Turock, 05.10.2016

lizzies Selten bekommt man es mit einem Billing zu tun, in dem man auf alle beteiligten Bands abfliegt. Wer die eröffnenden Madrileninnen von Lizzies schon einmal live gesehen hat, der wird nicht lange überlegt haben, dieser ihrer ersten Tour beizuwohnen. Die jungen Mädels sind Anfang Zwanzig und ziehen bereits vom Leder wie die Großen. Sehr markant ist die scharfe Stimme von Shouterin Elena, die auch heute wieder einen Sack Hummeln in den engen Overallhosen hat, sehr agil die Bühnentiefe ausnutzt und immer wieder mit dem Publikum interagiert. Songs wie die Granate "Mirror Maze" oder das im lauten Teil schneller gespielte "Night In Tokyo" vom neuen Album "Good Luck", sowie das MC5 Cover "Kick Out The Jams" und das Titelstück ihrer Vinylsingle "Viper" bringen die Message voll rüber. Die Rockerinnen um Gründerin Patricia und Bassistin Marina sind im Acting unheimlich selbstbewusst geworden, geben den Arschtritt und bekamen den Laden gut warm. Die All-Girl-Band hat sich bei vielen Besuchern, welche die Lizzies in den 45 Minuten heute zum ersten Mal sahen, mehr als Respekt verschafft und ihre Fans überzeugt.

 

night viperGanz besonders kann man sich auf die nächste Band freuen. Der australische Gitarrist Tom Sutton ist noch bei den Doomheads von The Order Of Israfel aktiv und bei den Retrorockern Horisont, kommt aber heute mit seinen Göteborgern von Night Viper. Im Jahre 2015 auf dem Muskelrock Festival in Schweden bekam dieses Quintett schon Zugaberufe, obwohl zu dem Zeitpunkt ihr Debütalbum noch gar nicht veröffentlicht war. Es gab aber schon ihre Vinylsingle mit den beiden Tracks "Night Viper" und Chainbreaker", die später auch auf das selbstbetitelte Album kamen, welches heute Abend im Mittelpunkt steht. Mit leichtem Retrofaktor bringen sie hohes Tempo und viel Metal Attitüde. Ihnen ist der Begriff Spaß nicht fremd, welcher der Band um die sehr bewegungsfreudige Shouterin Sofie-Lee Johansson deutlich anzusehen ist. So kniet Tom posierend vor der Nebelmaschine und wird von Sofie-Lee ein wenig veralbert, als er mal eine Ansage übernimmt. Starker Auftritt, bitte mehr davon!

 

dead lordBei den Jungs aus Stockholm war mal Enforcer Bassist Tobias aktiv, der aber die Segel streichen musste. Beide Bands wuchsen größer und weil er nicht für beide alles geben konnte, musste er sich für eine entscheiden. Für ihn kam Martin Nordin ins Boot und man konnte Martin schon bei Dead Lord im Januar 2015 sehen, als sie auf einer Tour ihre Landsleute von Wolf supporteten. Die beiden Bands spielten auch hier im Turock, doch im Gegensatz zu dem Gig bekleiden sie heute den Headlinerposten. Die Thin Lizzy Soundalikes sind im Billing die erste Band ohne Frau und geben von Anfang an mächtig Gas. Auch hier ist deutlich zu beobachten, wie mächtig ein Gig wird, wenn man ordentlich Spaß in den Backen hat. So hat Sänger und Gitarrist Hakim mal seine SG hinter dem Kopf, weist sich mit seinem Sidekick gegenseitig die Soli zu und bei dem von Shouter Hakim hatte Drummer Adam Lindmark, mit seinem Namen in Dead Lord Schrift auf dem Bassdrumfell, Wunderkerzen an den Sticks. In "Onkalo" haben sie diesmal nicht Iron Maidens "The Trooper" eingefügt, sondern Rainbows "Man On The Silver Mountain". Rufe nach Zugabe bringt den Vierer nochmal für drei Stücke auf die Bühne, wo im angenehm gefüllten Turock zu "Hammer To The Heart" nochmals alle Hände hochgestreckt werden. Und wie sich das gehört, stellt Hakim noch die Band vor, um dann postwendend in den Knaller "Deuce" von Kiss überzuschwenken. Eine grandioses Finale einer beachtenswerten Vorstellung von gut achtzig Minuten. Gleiches gilt für Night Viper und den Lizzies. Besser kann man einen Abend mitten in der Woche nicht verbringen. Alle Daumen hoch!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Andreas Granato