EPIC

Mayschoß, Tin Star Saloon, 01.07.2016

Freitagabend, durchwachsenes Wetter und zu allem Überfluss auch noch die EM auf allen Kanälen. Keine wirkliche Freude für einen echten Rock ’n’ Roller. Zum Glück gibt es Webseiten wie z.B. allaboutrock.de, also direkt mal gescannt was heute denn so in Sachen Musik geht. Den Tin Star Saloon entdecke ich, dort soll heute eine Band namens Epic spielen. Und sogar für lau, wenn das mal kein Grund ist, die Sache näher zu betrachten. Der einzige für mich ersichtliche Vorteil der EM-Hysterie sind die freien Straßen, und so haben wir nach kurzer Fahrt die knapp 60 Kilometer in den idyllischen Weinort Mayschoß (Altenahr) hinter uns gebracht. Unweit des Tin Star Saloons finden wir einen kostenfreien Parkplatz und begeben uns zur Location. Ja, was ein klasse Laden! Hier gibt es feinste homemade Burger mit leckeren Beilagen, ein supernettes Personal und im Innenbereich eine liebevoll gestaltete Bühne und überhaupt richtiges Wohlfühlambiente. Ray, der Inhaber, begrüßt uns herzlich und erzählt ein wenig aus dem Nähkästchen seines Lebens, als früherer Tour Begleiter für Bowie und Manager für Nona Hendrix z.B., und warum er mit seinem Saloon nach Deutschland gezogen ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

epicDie Musiker von Epic sind gerade mit dem Soundcheck fertig und so bleibt noch ein wenig Zeit, sich vor dem Auftritt zu beschnuppern. Der sympathischen Einladung, sich zu ihnen zu setzen, leisten wir natürlich direkt Folge. So sind wir recht erstaunt zu erfahren, dass die Musiker aus dem Libanon kommen. Genauer gesagt aus Beirut, sie aber derzeit in Kanada leben. Die Zeit vergeht bei dem Plausch recht zügig und jetzt ist auch schon Showtime. Wow, was für eine gewaltige Stimme ertönt da? Unglaublich, was Tanya Rizkala aus ihrer Kehle holt, das eindringliche Timbre einer jungen Cher, die samtige Erotik einer Alannah Myles und höre ich da Ähnlichkeiten zu den Wilson Sisters? Ja definitiv! Gänsehaut läuft mir wohlig den Rücken runter und ich genieße diese Mixtur aus eigenen Stücken und etlichen Coversongs von Led Zeppelin bis AC/DC. Da die Band im April ihr Album „Like A Phoenix“ (Rezension hier auf CROSSFIRE) veröffentlicht hat, denke ich, dass es eine Vorgabe vom Club ist, einen Großteil des Programms mit Coversongs zu gestalten. So braucht es dann auch ein wenig Zeit, um das anwesende, überschaubare Publikum (wegen der EM eben) mit einem bunten Reigen durch die Rockgeschichte aufzuwecken.

 

epicJetzt ist wieder ein Song aus eigener Feder angesagt, und was ist es für eine Freude, die beiden Virtuosen Mario Agostine an der Gitarre und Mike Ganime Bass spielen zu hören und zu sehen. Einfach phantastisch, was die beiden Herren da auf ihren Saiten zaubern. Selten habe ich klassischen Hardrock mit so einem satten Fundament und einer solchen Wahnsinnsstimme gehört. Klar, aus Kanada kommen viele meiner Alltime-Favourites wie z.B. Fiona, Lee Aaron, Robin Beck usw., aber dieses Mädel hier stammt aus Beirut und vereint sie alle auf einzigartige Art in ihrer Stimme. Mittlerweile sind auch die andere Gäste wach geworden, feiern die Band ab und fordern jetzt zum Ende des Sets lautstark eine Zugabe, die gerne gewährt wird. Gerne hätten wir uns noch den Auftritt am darauf folgenden Samstag beim Brohltalfestival angeschaut, aber da haben wir schon einen Termin zu einem anderen Gig  in Köln. So bleibt aber auch nach der Show noch reichlich Zeit mit der Band zu reden, und es ist mal wieder einer dieser Abende, der uns in freudiger  Erinnerung bleiben wird.

Setlist: Love Will Find A Way, Separate Ways, Wild Child, Angels, Here I Go Again, Highway To Hell, I Need You, Sweet Child O' Mine, Rock ’n’ Roll, Every Breath You Take, All I Need, Fool For Your Loving, You Shook Me Allnight Long, Alone, Save A Little Love, Like A Phoenix, Purple Rain, Na Nah Nah, No One Like You



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt