VISIONATICA - FORCE OF LUNA


Label:DR. MUSIC
Jahr:2016
Running Time:38:15
Kategorie: Neuerscheinung
 

Auf ihrem Debüt "Force Of Luna" geben uns die vier Nürnberger ihre Vorstellung von female fronted Symphonic Metal. Wie immer, wenn es um diesen sopranbelasteten Stil geht, werden Nightwish, Within Temptation und Epica als große Vorbilder genannt. Diesmal haben es, ob ihrer deutschen Herkunft aus Bielefeld, auch Xandria auf den Beipackzettel geschafft. Visionatica verarbeiten in ihren Songs hauptsächlich Geschichten um dunkle Mythen, meist um Werwölfe, aber sicher auch um die blutsaugenden Zweibeiner und tatsächlich erinnert das Intro "Visions" an den entsprechenden Soundtrack zu "Bram Stockers Dracula". Mit viel Bombast geht es dann in "Swamp Of The World " und umgehend werden uns gute Riffs um die Ohren geblasen, wobei wir fasziniert dem glasklaren Sopran der Rudelsführerin lauschen, die auf den klangvollen Namen Amara Avodem hört. Klasse auch die von Steve Crouse vorgetragenen Sprechparts, die an Tolkiens Epen erinnern. Melodisch treibend, hymnisch und mit an Epica oder auch Leaves Eyes erinnernden Arrangements bei "Lillith" und wieder gute, packende Sechssaiter mit durchweg stampfender Rythmussektion. Die klassische Ausbildung von Amara ist hier gleichermaßen unverkennbar. "She Wolf" soll wohl die Übernummer sein. Hier werfen Protagonisten mit schnellen und melodischen Gitarrenriffs, einem klasse Mikro, treibenden Rhythmen und einem eingängigen Refrain alles in die eine Waagschale. Am Ende etwas ruhigere Klänge mit vereinzeltem Wolfsgeheule und dann wieder aufscheuchend brutale, hoch technisierte Drums und ultraschnelle Sechssaiter. "Imprinting Lies" ist der fünfte Track und kommt zunächst mal im Stile typischer Symphonicmuster daher. Dann ein Bruch, eine ganz liebliche Amara und dann auch hier metallische Impressionen mit einer Leadgitarre zum Träumen. Insgesamt ziemlich komplex arrangiert mit einer tollen Orgel, schnellen Fellen und am Ende eine Gute-Nacht-Melodie. Den Song muss man sich definitiv häufiger reinziehen. Die nachfolgende Nummer und Bang! Schwarzmetallische Riffbretter in "Certainty Of Benevolence", etwas Folk, Pagan, Amara läuft zur Hochform auf und braucht hier keinerlei Vergleiche zu ihren Heroen zu scheuen, wobei ich hier mal ganz klar Dianne van Giersbergen nenne. "The Thorns" gibt die richtig starke Ballade mit wirklich wohlklingender Stimme und wechselnder Klavier -, Flöten- und Violinenbegleitung. Die überzeugenden, männlichen Gesangparts werden hier von Gastsänger Michael Liewald (Winterstorm) übernommen. Richtig mitziehende Gitarren leiten dann bei "Totem" in die perfekte Hymne und auch im Mittelteil wieder tolle Riffbretter. Hui. ganz großes Kino. Den Rausschmeißer gibt "Never Will Die" und wie gehabt gute Gitarren, Drums in Doublebass-Manier, viel Melodie und eine herausragende Wölfin, die auch hier auf voller Linie überzeugt und am Ende ganz viel, allerdings richtig gekonnter, Epos. Starker Abgang.

Zwei, drei Durchgänge braucht es schon, bis Force Of Luna" so richtig zündet. Wenn die Lunte allerdings einmal brennt, gibt es kaum noch ein Halten. Der Vierer liefert ein perfektes Symposium aller Stilarten des Symphonic Metal, glänzt mit einer richtig guten Sopranistin und beweist trotz aller Vorbilder genügend Eigenständigkeit, um richtige Funken zu schlagen. Für Genreliebhaber gilt hier eine klare Kaufempfehlung.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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