DEVILSKIN, BLESSED HELLRIDE

Köln, Blue Shell, 01.03.2016

Ganz ehrlich? Es ist mitten in der Woche. Es ist dunkel, regnet wie Sau, natürlich Stau mitten in Köln und kein Parkplatz weit und breit. Vor dem Club steht eine einsame Frau, aber sie will sich nur unterstellen…nicht zum Gig. Ich gehe rein und werde sofort der Tür verwiesen, da wir erst 19:00 Uhr haben. Da ich etwas erstaunt reagiere, fragt man mich, warum ich bereits da bin, wenn die Band doch erst um 22:00 Uhr auf die Bühne geht? Diese kleine Einleitung für Veranstalter nur mal so am Rande, die sich immer fragen, wo die Zuschauer bleiben. Es muss ja niemand morgens raus.

blessed hellrideNa ja, nach dem Interview noch über eine Stunde Wartezeit und der Opener aus Trier, Blessed Hellride, entert die Bühne. Oder das Standareal, denn mehr geht im Blue Shell gar nicht. Keine Ahnung, warum mittlerweile jede Spelunke als Venue gebucht wird. Auf jeden Fall haben die circa zwanzig Gäste Platz. Der Special Guest ist gekommen, um sein neustes Werk „Bastards & Outlaws“ vorzustellen. Da geht ein Orkan an Riffs und kernigen Sounds von der Bühne, die sich wirklich hören lassen können. Sofort werden Parallelen zu Black Label Society präsent, während der Gesang immer wieder Axl W. Rose (Guns 'n´ Roses) oder Dave Wyndorf (Monster Magnet) erkennen lässt, wenn man ihr richtig zuhört. Denn der Mix ist etwas verwaschen und absolut zu laut. Die Band gibt sich redlich Mühe, aber der Platz zum Agieren ist zu klein. Deshalb kann Fronter Tiny trotzdem das nächste Mal das Urvieh rauslassen. Der Hüne zeigt keinerlei Power oder passende Aggressivität an Bewegungen. Das wirkte eher schüchtern und ungekonnt. Action und Mimik sind Tinys Sache nicht. Auch sollte man bei zwei Hand voll Leute auf Singalongs verzichten. Dennoch, Blessed Hellride haben Potential und unter besseren Bedingungen sollte man ordentlich abräumen können.

 

devilskinDevilskin haben den weiten Weg aus Neu Seeland angetreten und fühlten sich aufgrund der kleinen Anzahl von Zuschauern wahrscheinlich betrogen. Aber mal Hand aufs Herz. Habt ihr irgendwo auch nur irgendwas an Reklame mitbekommen…mal abgesehen von Facebook? Mit „We Rise“ konnte die Band zumindest auf dem Konservensektor einen ordentlichen Schub besorgen. Da fliegen dir beim Hören vor lauter Geilheit die Ohren weg. Dazu die coolen Videos mit Lady Jennie Skulander im 50er-Jahre Pin-Up Look, weswegen heuer sicherlich ein paar männliche Vertreter, die so gar nicht nach Metalheads aussahen, mit zitternden Kameras in den Händen, vor der Bühne stehen. Dann jedoch enttäuschte Gesichter. Was ich bereits vorher im Interview erfuhr, Frau Skulander hat keine Lust mehr auf das aufwendige Outfit und bevorzugt nun den Flodder-Look. Das soll wahrscheinlich auch sexy aussehen, wirkt aber eher billig. Die Mucke selbst ist jedoch ein Garant. Songs vom aktuellen Album wirken genauso lebendig wie auf dem Silberling. Jennie hat eine Stimme, die richtig Spaß macht und jeden Song veredelt. Dazu das Gitarre und Bass Team der „Evil Twins“, die ganz schön Staub aufwirbeln und zeigen, was eine derart kleine Bühne hergeben kann, wenn man sich wirklich den Arsch aufreißt. Ein sehr cooler Augenschmaus. Energie und Schweiß, die den Songs nochmal so richtig Auftrieb geben und als Beweis dafür dienen, was die Band zu Hause auf den großen Brettern bietet. Am Drum-Kit sitzt der Sohn von Klampfer Nail, Nic Martin, der 2011 eingewechselt wurde und seine Sache sehr gut macht. Da gibt es keine Berührungsängste zwischen Vater und Sohn. Diese Show bekamen nicht viele mit, denn leider füllte der Saal sich zu später Stunde so gar nicht. Ein Fehlurteil vieler Veranstalter, die meinen, je später man anfängt, desto mehr Zuschauer kommen noch. Schade, ich hätte der Band mehr Zuspruch gewünscht, aber da müssen alle zusammen an einem Strang ziehen, die Venues, die Promoter, die Band, denn Jennie kam streckenweise gestresst rüber und aß öfters mal was auf der Bühne und natürlich die Zuschauer, die mal den Besuch zu einer ihnen unbekannten Band wagen sollten. Im Falle von Devilskin hat es sich bezahlt gemacht.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak