THE WINERY DOGS, INGLORIOUS

Köln, Essigfabrik 29.01.2016

Nach dem üblichen Stauhopping vollende ich die Strecke von circa zwanzig Kilometern zur Essigfabrik in nur fünfundvierzig Minuten. Warum fahren LKWs eigentlich nicht auf ihren Rädern, sondern haben regelmäßig Schlagseite und fallen um? An der Location angekommen muss ich feststellen, dass trotz des ungemütlichen Wetters doch schon eine riesige Menschentraube vor den Toren steht und Einlass begehrt. Mit bunt bedruckten Papierstücken überzeugen sie dann die Security Mitarbeiter und Bekommen ihren Zutritt in die weitaus wärmere und trockene Halle. Drinnen stolpert man dann über die/den einen oder anderen Musiker/-in einiger bekannter Bands der deutschen Hard- und Heavy Szene. Ja sogar eine Musikerin von Evanescence läuft mir über den Weg.

ingloriousDie Halle ist brechend voll und so ging es dann auch pünktlich mit Inglorious los. Die Jungs kommen aus England, und haben sich, soweit ich informiert bin, erst 2014 gegründet. Der Frontmann Nathan James ist schon mehrfach in Erscheinung getreten, mal als Teil des Trans-Siberian Orchestras und mal bei Altmeister Uli Jon Roth auf dessen Album „Scorpions Revisited“. Die weitere Besetzung bilden Andreas Zäta Erikson(Crazy Lixx), Gitarrist Will Taylor, Drummer Phil Beaver und Bassist Colin Parkinson. Energiegeladen legt der Fünfer dann auch direkt los und überzeugt durch klassischen Hard Rock Richtung Purple, Whitesnake, Rainbow. Gewiss nichts neues, aber ordentlich rübergebracht. Ob damit langfristiger Erfolg gesichert werden kann, glaube ich mal eher nicht. Zu viele Bands fischen in diesem Fahrwasser, und immerhin gibt es doch noch viele der Originale, die diesen Stil kreiert haben, auch wenn der eine oder andere nun leider das Zeitliche gesegnet hat.

 

the winery dogsJetzt wurde zügig umgebaut und nach kurzer Pause präsentiert sich eine, wie Loriot sagen würde, “sehr übersichtliche” Bühne. Es gibt weder Monitore noch riesige Verstärkertürme, leider noch nicht einmal eine Setlist (und Songtitel merke ich mir genauso schlecht wie Namen). Ich nenne es mal maximiert auf das Minimum. Unter tosendem Applaus betreten The Winery Dogs sichtlich bester Laune dann die Bretter und zeigen schon von Beginn an, dass der ganze Showkram total überbewertet wird. Hier gab es Musik von Virtuosen zu hören, die ihresgleichen sucht. Eigentlich reicht das schon als Review – einfach geil! Aber in Ordnung, ein paar Facts. Billy Sheehan, Richie Kotzen und Mike Portnoy sind nun schon zum dritten Male auf Deutschland-Minitour durch vier Städte (Köln, München, Berlin und Hamburg). Wenn man bedenkt, dass die Zusammenarbeit der drei Ausnahmemusiker erst in 2012 ihren Anfang gefunden hat, durchaus beachtlich. Zwei Studioalben, die beide in den Billboard Charts landeten, sowie einem Live Mitschnitt der Welttour 2013 mit dreiundneunzig Gigs in fünfzehn verschiedenen Ländern, gehen bereits auf das Konto der Winery Dogs. Zurück zum Gig, der einmal mehr zeigt, welche spielerische Homogenität rüberkommen kann, wenn die Musiker miteinander harmonieren. Gerade die neuen Songs (man verzeihe mir die fehlenden Titel) lassen spüren, wie intensiv die Zusammenarbeit beim Komponieren gewesen sein muss. Kein Aufguss der älteren Tracks, sondern vielmehr eine musikalische Weiterentwicklung der vorhergegangenen Stücke. Und so verfliegt die Zeit viel zu schnell, bis die Jungs dann nach dem Zugabenteil ein seelig lächelndes Publikum zurücklassen.



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt