DREAM THEATER - THE ASTONISHING
Label: | ROADRUNNER |
Jahr: | 2016 |
Running Time: | 130:18 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Eine begnadete amerikanische Band und einer der besten kanadischen Sänger ergibt: Dream Theater!!! Die Jungs haben in der progressiven Welt nicht nur Geschichte geschrieben, nein, sie sind lange noch nicht fertig. Jedes weitere Album, mittlerweile liegt mir das dreizehnte Opus vor, wird von der Fangemeinde wie eine neue Götterdämmerung erwartet. Und nur selten wurden die Anhänger enttäuscht. Heuer hat man das Ohrenmerk sogar auf Masse gelegt, denn die vierunddreißig (!!!) Beiträge erscheinen als Doppel-Werk. Seit Mitte 2013 begann Gitarrist und Produzent John Petrucci mit dem Schreiben an diesem Storylinekonzept. Aufgenommen wurde, wie schon die beiden letzten Scheiben, in den Cove City Sound Studios, Ling Island, New York. Das meiste Material stammt aus der Feder von Herrn Petrucci und Keyboarder Jordan Rudess, während David Campbell bei der Orchestrierung behilflich war. Ausnahmeshouter James LaBrie übernahm facettenreich alle stimmlichen Charaktere. Das Ergebnis ist schlicht und ergreifend überwältigend. Erzählt wird der Kampf einer Rebellen-Bande gegen ein Unterdrücker-Regime mit dem Stilmittel Musik als zentrale Rolle. Übrigens hat das City Of Prague Philharmonic Orchestra die klassischen Elemente übernommen und am Dudelsack finden wir Eric Rigler. Das Cover-Artwork stammt von Jie Ma. So viel zu den trockenen Fakten.
Bislang konnten die Fans zwei Songs als Singles erwerben: „The Gift Of Music“, ein typisch flotter Melodic-Kracher mit vielen Raffinessen im Endteil, ohne überladen zu klingen und „Moment Of Betrayal“. Der zweite Outtake hat bereits leichte Überlänge, beginnt als Bombast-Hymne und steigert sich schnell zum fetten Riffwand-Stampfer, nur um kurz darauf in komplexe Speed-Parts auszubrechen. Ständige Tempowechsel bereichern ungemein. Ein absolutes Paradestück geerdet durch den straighten Gesang. Im Instrumental-Part zeigen die Nordamerikaner wieder filigran, warum sie lange niemand vom Progressive-Olymp stoßen wird. Großartig, sehr emotional gespielt und ebenfalls gesungen, die traumhafte Ballade „The Answer“. Gänsehaut pur. Schade, dass sie nur knapp zwei Minuten geht. „A Savior In The Square“ zeigt den schönen Einfluss von Pink Floyd zur Zeit des Albums „The Wall“. Im Anfang ein abwechslungsreiches Intro und im späteren Verlauf ein doomiger, schwerer und aggressiver Beat. Mächtig! Mainstream-Rock dann mit „When Your Time Has Come“. Zeitlos und geschmackvoll. Ein bärenstarker AOR-Kracher mit Elite-Gesang. Verträumte Streicher erwecken die Sinne mit „Act Of Faythe“. Fast schon Filmmusik. Dann ein zerbrechlicher Übergang zur Piano-Ballade.
Mit „Three Days“ kommt man in musicalmäßiger Manier an die Grenze des Nervenkorsetts. Muss es auch geben. Musik für Musiker! “Brother, Can You Hear Me”: Marschmusik und Hymne und wirklich nur brauchbar für das Gesamtkonzept. Trotz der soften Interlude am Piano. „A Life Left Behind“ bedient wieder die „richtigen“ Progger. Zumindest was die ersten instrumentalen Minuten betrifft und dann wandelt sich der Song zum einzigen Filler des Opus`. Nein ich gehe jetzt nicht auf jeden Song einzeln ein. Das würde den Rahmen sprengen. Aber hier noch ein paar unverzichtbare Highlights: „Chosen“, obwohl vielleicht eine Ballade zu viel? „A New Beginning“, das anspruchsvollste Stück mit Orgasmusende. „Heaven`s Cove“ mit dem smart verarbeiteten James Bond-Thema. „The Path That Devides“…voll in die Fresse-Prog. „Hymn Of A Thousand Voices…Dream Theater mit Folk-Elementen. “Our New World”, der beste Song des Albums…aber mindestens auch! Ach ja, dass Basser John Myung und Drummer Mike Mangini ebenfalls ein wahres Inferno abliefern, ist wohl jedem Leser klar. Einfach ein grandioses Werk. Dennoch, trotz aller übergeilen Momente, leider etwas zu viel balladeske Etappen und etwas übertriebener euphorisch-bombastischer Pathos an manch überflüssiger Stelle.
Tracklist Act I:
01. Descent Of The NOMACS
02. Dystopian Overture
03. The Gift Of Music
04. The Answer
05. A Better Life
06. Lord Nafaryus
07. A Savior In The Square
08. When Your Time Has Come
09. Act Of Faythe
10. Three Days
11. The Hovering Sojourn
12. Brother, Can You Hear Me?
13. A Life Left Behind
14. Ravenskill
15. Chosen
16. A Tempting Offer
17. Digital Discord
18. The X Aspect
19. A New Beginning
20. The Road To Revolution
Tracklist Act II:
01. 2285 Entr'acte
02. Moment Of Betrayal
03. Heaven’s Cove
04. Begin Again
05. The Path That Divides
06. Machine Chatter
07. The Walking Shadow
08. My Last Farewell
09. Losing Faythe
10. Whispers In The Wind
11. Hymn Of A Thousand Voices
12. Our New World
13. Power Down
14. Astonishing
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak