COMBICHRIST - WE LOVE YOU

Label: | OUT OF LINE |
Jahr: | 2014 |
Running Time: | 56:02 |
Kategorie: |
Neuerscheinung Non Metal |
Bei Combichrist setzt erst einmal immer mein Verstand aus, denn grundsätzlich findet mein Gehör alles von der Band hammergeil. Genauso passiert mir das auch wieder bei dem neuen Longplayer der Skandinavier. Aber es wird ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Für einen Opener ist das erste Stück „We Were Made To Love You“ einfach eine gesangliche Katastrophe. Das beherrscht Sänger Andy LaPlegua aber sonst besser. Der industrielle Brachialsound, der das Stück einzigartig erscheinen lässt, wird durch einen Growlgesang einfach zerstört. Was ist da los? Hoffentlich bleibt das nicht so, schließlich hat mir das bereits bei der letzten Old School Tour vorgestellte „Can’t Control“ total gut gefallen. Es geht weiter mit „Every Day Is War“ und yeah wieder Combichrist pur, schön nach alter "What The Fuck Is Wrong With You" -Tradition. Mitreißend, tanzbar und mit einer echten Andy-Stimme. Leider geht es so aber nicht weiter. Das temporeiche mit elektronischen Breakbeats versehene „Can‘t Control“ hätte Ohrwurmpotential, wenn nicht die fies mit dem Synthie verhunzte Stimme wäre. Live hörte sich das aber besser an. Hier der Abzug in der
B-Note. „Satan‘s Propaganda“ ist gesanglich im Stimmbruch. Der Sound erinnert etwas an elektronische Death Metal Scheiben. Gut, dass das Stück unter drei Minuten lang ist, länger hätte ich es nicht ausgehalten. Ja, sehr metallastig ist auch „Maggots At The Party“. Die typischen Combichrist Breakbeats wurden hervorragend mit E-Gitarren gemixt. Ein Klasse-Stück. Mit dem sechsten Song der Scheibe „Denial“ setzen Combichrist vom Songwriting ihre Krone auf, da es anders ist als alles, was sie zuvor gemacht haben. Der Gesang von Andy und der Backround ist im Vordergrund, der Refrain mit großartigen E-Gitarrenriffs und collagenähnlichen Strophen versehen, geht das Stück ins Blut. Und jetzt kommt die Akustikgitarre ins Spiel und man hört sofort, dass Andy ein hervorragender Sänger ist. „The Evil In Me“ hat auch nichts mit allem gemein, was Combichrist je gemacht haben. Es ist dreckig und erinnert an die Südstaaten, mit staubigen leergeschossenen Colts an den Seiten. Alle sind tot. Sinnend… und plötzlich kommt sphärischer Hintergrundsynthiesound in den Vordergrund. „The Evil In Me“ ist das Aushängeschild des Longplayers! „Fuck Unicorns“ ist Aggro-Industrial mit wenig Gesang. Man kann sich voll auf den Takt mit den Synthies einlassen. „Love Is A Razorblade“ ist Combichrist in Punk-Form. Schnell mit Schlagzeug, Gitarrenriffs – Industrial meets Punk meets Metal. Aber auch der alte Stil von Combichrist wird auf dem Silberling berücksichtigt. Denn mit „From My Cold Dead Hands“ wird an alten tanzbaren Ohrwürmern erbarmungslos angeknüpft, und im Midtempo gehalten reißt es einen mit. Ganz anders aber auch ins Hirn brennend ist „We Rule The World Motherfuckers“ – Musik regiert die Welt…. Mit sehr eingängigem Refrain und der Old School Andy-Stimme liebe ich das mit seichter Hintergrund-Synthiemelodie an EBM heranreichende Stück. Und jetzt kommen die Parts zum Schluss. Part One von „Retreat Hell“ hat überwiegend metalllastige Gitarrenriffs, etwas schleppenden Sound – ab und zu Growls – ansonsten wird das Stück von der „normalen“ Andy-Stimme beherrscht. Diesen Song würde ich wirklich in den Bereich Metal hinein kategorisieren. „Retreat Hell Part Two“ beherbergt das mit fast neun Minuten längste Material der Scheibe, und ich meinte anfangs, es wäre Singer-Songwriter Stück. Und wieder ist hier die Vielseitigkeit der Band zu merken. Irish Folk angehaucht, verbunden mit etwas Südstaaten-Flair, wird der Song mit Gesang und Akustikgitarre überwiegend dargeboten. Andy erzählt eine Geschichte. Nach knapp dreieinhalb Minuten wendet sich das Blatt und eine sphärische aus dem Untergrund stammende Geräuschkulisse betätigt einen Knopf zum Umschalten, man wartet gespannt…und wartet und die Spannung baut sich mehr und mehr auf… What the fuck is that? Achtung die Gefahr kommt in Form von filmähnlichem Sound mit Gesprächen. Das ist der Abgang einer wirklich sehr facettenreichen CD mit dreizehn sehr unterschiedlichen Songs, die äußerst hörenswert und sehr interessant sind. Die Höchstnote kann ich hier leider nicht geben, da der Gesang doch in vielen Teilen nicht zu Combichrist passt.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Svenja Black