“Etikettenschwindel” ist der dritte Streich der Arbeitsgruppe Lobotomie. Musikalisch haben wir es hier mit Neuer Deutscher Härte zu tun, der erkennbar an Rammstein angelegt ist. So weit, so gut. Aber braucht man so etwas heutzutage noch und was unterscheidet die Arbeitsgruppe Lobotomie von den etlichen anderen Kapellen, die sich im Fahrwasser der Megastars bewegen? In diesem Fall sind es eindeutig die Texte. Selten habe ich etwas so offen provokatives gehört. Hier wird jegliche political correctness außen vor gelassen und Missstände unserer Zeit und Gesellschaft ohne Rücksicht auf Verluste plakativ angeprangert. Ich bin mal gespannt, ob das Quartett damit genug Aufmerksamkeit erregen kann, dass man von einem der auf dem Cover-Artwork eher unvorteilhaft dargestellten Politiker verklagt wird.

Allerdings würde das ja auch wieder nur zu mehr Aufmerksamkeit führen. Cleverer Schachzug also. Manche Texte sind dermaßen überdreht, dass wahrscheinlich auch wieder irgendwelche selbsternannten Aktivisten aus der Ecke kommen, um die Nazikeule zu schwingen. Diese verwechseln allerdings wieder einmal Kunst und Provokation mit dem realen Leben. Aber auch musikalisch ist das alles andere als platt und primitiv, sondern durchaus abwechslungsreich und stellenweise sogar tanzbar. Das würde ich mir gerne einmal live ansehen. Muss ein echtes Erlebnis sein!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Thorsten Roggenbuck

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