Die Avantgarde Black Metaller Nocte Obducta aus Mainz sind eine Wundertüte, bei der man nie so genau weiß, was man bekommt. Bei manchen Alben fühlt man sich aufgrund der hohen Experimentierfreude etwas vor den Kopf gestoßen. Hier geht man aber eher wieder in Richtung Frühphase zurück. Das vierzehnte Album dieser bereits 1995 gegründeten Band ist am ehesten im Melodic Black Metal-Bereich anzusiedeln. Mal geht es schnell und frostig voran, mal träge und melancholisch. Der Gesang ist aber immer heiser gekreischt. Die deutschen, sehr abstrakten Texte fügen sich nahtlos in das Konstrukt ein und dienen mehr als zusätzliches Instrument in der Klangwelt.

Ich tue mich persönlich eigentlich immer schwer mit deutschen Texten im Black Metal, auch mit komplizierten Texten im Allgemeinen, aber wie gesagt: Bei Nocte Obducta fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Ganz im Gegenteil: Man kann mühelos in die Klangwelt eintauchen und sich berauschen lassen. Die kalte Atmosphäre, die ihre Musik erzeugt, ist in der Szene einzigartig. Passend zur Musik ist die Produktion schön kalt und dünn, was perfekt zu den dargebotenen Songs passt. Das Album, das auch drei lange Songs zwischen sieben und neun Minuten beinhaltet, überzeugt auf ganzer Linie mit gespenstischer Düsternis und Eigenständigkeit. Fans von Lunar Aurora, Grabnebelfürsten, Dornenreich oder Agathodaimon sollten sich definitiv mal mit Nocte Obducta beschäftigen!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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