ASET - ASTRAL RAPE


Label:LES ACTEURS DE L´OMBRE
Jahr:2023
Running Time:42:45
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wieder mal hat ein hochwertiges Digipack aus dem Hause „Les Acteurs De L’Ombre“ seinen Weg auf meinen Schreibtisch gefunden. In gewohnt guter Druckqualität beinhaltet das Booklet alle Songtexte in schnörkeliger Handschrift, die Seiten erinnern an Auszüge eines Tagebuches aus dem viktorianischen Zeitalter, wie auch der komplette Rest des Artworks. Das Titelbild zeigt eine antik wirkende Photographie einer Evokation, auf den ersten Blick könnte man jedoch meinen, es handele sich um Rasputin in einem magischen Zaubererduell mit Aleister Crowley, was immerhin zeitlich passen würde. Im Inneren des Digipacks sind fünf Gesetze formuliert, die CD an sich kommt komplett ohne Beschriftung aus, sie ziert ein schwarz-weißer Vollmond. Das optische Konzept überzeugt vollkommen. Ähnlich mysteriös wie das Artwork gibt sich auch die Band dahinter. Aset geben hier ihr erstes Lebenszeichen von sich, direkt in Form eines kompletten Albums. Woher die Formation stammt, wird ebenso geheim gehalten wie das Lineup.

Es handelt sich wohl unter anderem um Mitglieder von Seth und Oranssi Pazuzu, die Wahl des Labels legt nahe, dass zumindest ein Teil der Band aus Frankreich stammt. Es ist ein wenig musikgewordener Wahnsinn. Der Opener „A Light In Disguise“ kommt komplett ohne Melodien aus, Ein wenig Kehlkopfgesang und schon gehts los. Das schnelle Schlagzeug steht in starkem Kontrast zu den eher langsamen Gitarren, gegen Ende steigert der Song sich zu einem rasenden Crescendo, um recht abrupt zu enden. Ist jeder Beitrag für sich eigenständig und eigen, fügen sich die Tracks zu einem stimmigen Gesamtkonzept, das den Hörer schnell in seinen Bann zieht. Die Kälte, die die Tunes versprühen, lässt argwöhnen, dass zumindest ein Teil des Lineups aus dem hohen Norden stammt, die Qualität dieser kalten Düsternis erinnert an finnischen Black Metal.

Große Teile des Releases leben von eher langsamen, recht simplen -aber immens wirkungsvollen!- Riffs, die von rasendem Schlagzeug unterlegt sind. In Kombination mit dem kraftvollen Heisergesang wird so eine atemberaubende Klangdichte erzeugt. Handwerklich bewegt das ganze Werk sich auf hohem Niveau, spielerisch genau auf den Punkt, druckvoll produziert und mit einem vollen Sound versehen, lässt es kaum Wünsche offen. Ein wenig erinnert das Werk an Ofermod oder Oranssi Pazuzu (naheliegend irgendwie), kopiert aber nicht, sondern beschreitet seine eigenen dunklen Pfade. An manchen Stellen wirkt das Werk beinahe (aber eben nur beinahe) experimentell, an einer Stelle wurde ich gar an Fleurety erinnert, aber ein wenig mehr Mut zu etwas mehr Ausbruch aus gewohnten Strukturen hätte sich die Combo durchaus leisten können, jedoch auch so ist das Gesamtwerk absolut hörenswert.

Es handelt sich nicht um Musik, die man mal so nebenbei hören kann (außer man ist grad dabei, seinen Nachbarn einer okkulten Entität zu opfern), man muss sich auf den Sog der Musik einlassen, wird dafür mit einer knappen Dreiviertelstunde kalter, bedrohlicher Dunkelheit belohnt. Es lohnt sich! Jeder, der mit okkultem Black Metal etwas anfangen kann, sollte hier dringend mal ein Ohr riskieren!

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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