MOTORPSYCHO - YAY!


Label:STICKMAN
Jahr:2023
Running Time:42:13
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wer bei dem einunddreißigsten Studioalbum „Yay!“ der norwegischen Psych-Prog-Rocker Motorpsycho eine Fortsetzung des 2021er Werks “Kingdom Of Oblivion”erwartete, wird sich ein wenig wundern. Bent Saether (Gesang / Bass), Hans Magnus Ryan (Gitarre / Gesang) und Drummer Tomas Järmyr sind auf dem neuen Release in der Basis mit Akustik-Gitarre unterwegs. Die zehn Songs schmeicheln der geplagten menschlichen Seele und decken mit Feingefühl und zarten Melodien eine etwas kleinere Gefühlswelt des Hörers ab als noch zuvor. Am ehesten sind die neuen Tunes noch vergleichbar mit „Lady May 1“ vom Vorgänger, was ähnlich geartet war.

Das geht schon mit dem Opener „Cold & Bored“ los, der wie eine Mischung aus ruhigen 70er Jahre Genesis oder Yes klingt. Der Gesang von Bent Saether beruft sich dabei auf den einzigartigen Sound der Stimme, die ein Peter Gabriel in seiner Frühzeit an den Tag legte. Die Stimmungslage reicht von warm und herzlich bis hin zur positiven Lebenseinstellung. Motorpsycho vermeiden es tunlichst, in Melancholien zu verfallen, wie man vielleicht vermuten könnte. „Sentinels“ offenbart sogar einen leichten Simon & Garfunkel Charakter. Große Ausbrüche und Wandlungen sucht man also in Tracks wie „Patterns“, „Loch Meaninglessness & The Mull Of Dull“ oder „The Rapture“ vergebens.

Aber das ist auch nicht weiter schlimm, behält sich der Rundling doch von vorne bis hinten seine Ausrichtung bei. Einzige Ausnahme auf „Yay!“ ist der Beitrag „Hotel Daedalus“, der den ursprünglichen Faden der Norweger mit psychedelischen Momenten, auch mal symphonisch cineastischen Begleitungen und impulsiveren Rhythmen aufnimmt. Wie auch in den anderen Tracks liefert Hans Magnus Ryan himmlisch schwebende Gitarrenmelodien ab, wenn mal von der Akustik-Klampfe zur elektrischen Variante umgeschwenkt wird. Das alles sind Momente, die den Hörer verzaubern und auch berühren. Denn trotz aller ruhiger Ausrichtung sind die Songs von „Yay!“ vom Allerfeinsten.

Mit „Scaredcrow“ haben Motorpsycho auch ein kurzes, folkiges Instrumental mit eingebastelt. Motorpsycho sind seit 1989 im Geschäft und müssen niemandem etwas beweisen oder Rechenschaft ablegen, wenn man mal eine Veröffentlichung wie diese herausbringt. Das passt auch irgendwie zu den Norwegern, das man im Vorfeld überhaupt nicht weiß, wie ein neues Album der Jungs klingen wird. Und das ist natürlich ein großes Plus, wenn man progressiver Musik aufgeschlossen gegenübertritt. Dann entfaltet auch ein fast rein akustisch gehaltene Scheibe von Motorpsycho seine unleugbaren Reize. Ein schönes (Sommer) Album voller Wohlfühlmomente.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Erich Robbers


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