MÖTLEY CRÜE - CRÜCIAL CRÜE – THE STUDIO ALBUMS 1981 – 1989


Label:BMG RIGHTS MANAGEMENTS
Jahr:2022/1981/1983/1985/1987/1989
Running Time:191:07
Kategorie: Re-Release
 

Die US-Amerikaner gehören zur Rock-Musikgeschichte, wie kaum eine andere Band. Heuer sind sie wieder auf enormer Tour, mit Def Leppard im Vorprogramm. Eine Sache, die ich mittlerweile überhaupt nicht verstehe, da allein schon die Vocals von Fronter Vince Neil seit Jahren unter aller Sau sind. Aber bei Superstars scheinen für die ach so coolen, immer den Underground propagandierenden Fans, andere Regeln zu gelten. Wie dem auch sei, haben die vier Recken zusammengefunden nachdem Basser Nikki Sixx die Truppe London verließ, die so illustre Member wie Blackie Lawless (W.A.S.P.), sowie Izzy Stradlin und Slash (beide später bei Guns N´ Roses) hatte. Nun gibt es diese fette Box mit fünf Wiederveröffentlichungen. Im Jahr 1981 eröffnete man die Karriere mit dem Album „Too Fast For Love“ (bei Lethür Records), mit einem Coverartwork, das dem von The Rolling Stones - „Sticky Fingers“, nicht unähnlich ist. Den ganz großen Wurf hatte man noch nicht gelandet, aber nach 20.000 verkauften Einheiten übernahm Electra Records die Truppe in ihren Rooster. Das Werk kam erneut raus, aber der Song „Stick To Your Guns“ fiel unter den Tisch. Für mich selbst war das Erstlingswerk noch kein Highlight, denn bis auf die Nummer „Live Wire“, konnte mich kaum etwas abholen. Und Themen wie zum Beispiel „Merry-Go-Round“, kommen als komplette Filler rüber. Obschon man durchaus punkig klang und das zu dem Zeitpunkt genau mein Ding war.

Ganz anders bereits das zweite Opus „Shout At The Devil“, mit dem geilen Pentagramm Cover (hier gibt es allerdings nur ein Foto-Artwork auf der CD. Und wie bei alle anderen Silberlingen ebenso, komplett ohne Bonus-Material. Wie dem auch sei, so langsam zog die punkige Glam Rock Chose in die Szene ein. Songs wie „Shout At The Devil“ oder „Looks That Kill“, waren durchaus Kinder ihrer Zeit. Okkultismus und die Beschäftigung mit der Psychologie des Nationalsozialismus´, beeinflussten das Outfit, Schminke, Artwork und Stage-Design der Band. Die Jungs wollten eine Live-Show wie eine Mischung aus Nazi-Parteitag und schwarzer Messe gestalten. Ja, mit so etwas hatten die Amis nie Probleme, Hauptsache drei Nachkriegs-Generationen Schuldgefühle einreden, haha. Als thematische Cover-Version serviert man „Helter Skelter“ von The Beatles, was nicht unbedingt meine Baustelle ist. Auch das musikalische Einsprengsel „God Bless The Children Of The Beast" ist eher bedeutungslos. Mindestens so überflüssig kann man das Intro „In The Bginning“ bezeichnen, wobei mir dann eigentlich erneut bei neun eigentlichen Beiträgen sind. „ Knock ´Em Dead“ geht als Hommage an die Polizei von Los Angeles und mit dem Titel „Ten Seconds To Love“ gibt man den offiziellen Filler preis. Mittlerweile ist das Album bei Vierfach-Platin gelandet.

Das dritte Album präsentiert ein zweites Mal den Glam-Gott-Produzenten Tom Werman (Poison, Dokken, L.A. Guns, Stryper). „Theatre Of Pain“ ist der erste Release, der in den deutschen Albumcharts landete (Platz 44). Ein Jahr vorher passierte der durch Vince Neal verursachte Autounfall, der dem Drummer Razzle von Hanoi Rocks, das Leben kostete. Ihm ist dieses Opus gewidmet. Nachdem man ziemlich lahm mit dem Opener „City Boy Blues“ angefangen hat. Gibt es im Anschluß die Cover-Nummer „Smokin´ In The Boys Room“ (im Original von Brownsville Station (1973). Das hat die Band sich soundmäßig wirklich zu eigen gemacht. Aber damit hat es sich schon, abgesehen von der Ballade „Home Sweet Home“...heute ein Aushängeschild der Band. „Theatre Of Pain“ ist mitnichten das berühmte „Make It Or Break It“-Album geworden. Ganz im Gegenteil, bis auf das Artwork, das ich sehr oft auch als Tattoo gesehen habe, ist dies das schlechteste Werk der Band-Karriere. Mag es am eben erwähnten Unfall liegen oder an der extremen Drogensucht von Mister Sixx...wer weiß.

Drei Jahre ließ man sich Zeit, um mit dem Rundling „Girls, Girls, Girls“ und dem gleichnamigen Hit, endgültig den heimischen Markt zu knacken. Da landete man auf Platz zwei der Billboard-Charts. Zudem hatte man mit dem Opener „Live Wire“ gleich einen zweiten Hit in der Tasche und markierte damit ihren knackigen Glam Hard Rock. Die wilden Jungs waren völlig außer Rand und Band. Jetzt ging es textlich nur noch um Sex, Drugs and Rock ´n´ Roll. Damit kannten sich die Jungs schließlich aus. Ob die Live Coverversion von Jailhouse Rock (Elvis Presley) eine Anspielung sein sollte, dass Vince für den verursachten Autounfall dreißig Tage Knast verpasst bekam (wovon er lediglich die Hälfte absitzen musste, lassen wir mal dahingestellt. Produzent Tom Werman machte wieder einen hervorragenden Job und das Coverfoto von Barry Levine sprach Bände. In den Videos tummelten sich reihenweise Chikas...was will man mehr? Zum Albumrepertoire der Rocker gehört wohl immer ein Extrem-Filler. Der ist heuer mit „Nona“ absolviert. Mit „Five Years Dead“ kommt man langsam auf die Schiene der Selbstkopie. Aber der Song kracht trotzdem. „All In The Name Of...“ ist fetter Kick-Ass Sound und „more Cowbell“ serviert uns die Truppe mit „Sumthin´ For Nuthin´, einer meiner absoluten Favoriten von Mötley Crüe. Zudem hat man mit „You´re All I Need“ die erste halbwegs coole Ballade verfasst. Die Boys waren nun nicht mehr zu bremsen.

Mit dem etwas sinnlosen Opener „T.nT. (Terror ´n Tinseltown)“, der etwas an Queensryche´s „I Remember Now“ angelehnt zu sein scheint, eröffnet man den Reigen zum ersten und bislang letzten Nummer Eins Album der Band. Zu verdanken ist dieser Umstand der Nummer „Dr. Feelgood“, der mit seinem Riff alles abräumt. Auch das Blues-lastige „Slice Of Your Pie“, mitsamt den Bläsereinsätzen, kann sich hören lassen. Doch heuer gibt es tatsächlich mal mehr als nur zwei Paradestücke zu bestaunen. Es geht partytauglich mit „Rattlesnake Shake“ weiter und mit „Kickstart My Heart“, ist eine Power-Tune gelungen, die bis heute im Live-Set geblieben ist. Live wurde dieses Album mit allem auf der Bühne präsentiert, wovon der männliche Teenager träumt, samt Krankenschwestern in Strapse, die direkt aus dem Set von „Baywatch“ stammen könnten. Danke dafür! Abgesehen davon überließ man die Produktion einem gewissen Bob Rock (ex-Payolas als Musiker, Produzent von Metallica, Skid Row, Bon Jovi). Und schon klingt eine Ballade von Mötley Crüe auch nach Sunset Strip, wie sich mit „Without You“ zeigt. Wer meint, dass das Pulver für dieses Album verschossen wurde, hat nicht mit dem Track „Same Ol´ Situation (S.O.S.)“ gerechnet. Da fliegen die Haare, da kann noch mal gesteppt werden, haha. Auch „Sticky Sweet“ lässt nicht locker. „She Goes Down“ ballert in die gleiche Kerbe. Selbst mit „Don´t Go Away Mad (Just Go Away)“...ich habe diese Art Songtitel mit Klammern nie verstanden, haha...kann man im lockeren 70er-Jahre Schwoof überzeugen. Vielleicht etwas härter als Smokie. Zum Schluss bleibt man mit „Time For Change“ erneut etwas gelassener. Das geht in Ordnung, zeigt aber deutlich den Einfluss von Bob Rock auf das Opus. Mötley Crüe auf dem Zenit, danach ging das Chaos los!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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