Auch wenn Kärbholz mit achtzehn Jahren Bandgeschichte sozusagen volljährig geworden sind, so sind sie zwar reifer, aber noch längst nicht erwachsen und spießig geworden. Warum auch? Die erste Singleauskopplung „Raubtier“ macht unmissverständlich klar, dass die Jungs noch immer nicht satt, sondern weiterhin wild und hungrig sind. Textlich dreht sich viel um Rebellion und Aufbegehren, aber immer ohne den erhobenen Zeigefinger. Schließlich kommt die Truppe aus dem beschaulichen Ruppichteroth und auf dem Lande ticken die Uhren schließlich noch etwas anders. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Hinterwäldler eher kleine Geschichten aus dem Leben erzählen. Das ist nicht nur extrem authentisch und glaubwürdig, sondern bestätigt auch meine These, dass man in seinem eigenen kleinen Umfeld anfangen muss, wenn man die Welt verbessern will.

„Gar Nichts“ zum Beispiel beschreibt eine komplizierte Freundschaft, die in die Brüche gegangen ist, aber noch repariert werden kann. Regelrecht philosophisch wird es bei „Der Zug“, wo in einer wunderschönen Metapher das Leben an sich und die Begegnungen mit Weggefährten beschrieben werden. Die insgesamt positive Message wird klar mit „Ja Zum Leben“ zum Ausdruck gebracht. Musikalisch gibt es die gewohnte energiegeladene Kost, die wieder etwas direkter nach vorne geht als auf dem Vorhänger „Kontra“. Mit diesem Werk dürfte die Truppe keinen Altfan enttäuschen und vielleicht sogar neue Anhänger hinzu gewinnen.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Thorsten Roggenbuck

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