NECRONOMICON - UNUS

Label: | SEASON OF MIST |
Jahr: | 2019 |
Running Time: | 40:10 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Necronomicon aus Kanada melden sich mit ihrem sechste Vollalbum „Unus“ zurück. Die Band gibt es bereits seit über dreißig Jahren, wie der Name vermuten lässt, scheinen sie sich mit der Lovecraft’schen Sagenwelt zu beschäftigen. Songtitel wie „Fthagn“ legen dies zumindest nah. Präsentiert wird schneller, überproduzierter Blackened Death Metal mit sehr viel Synthesizer-Einsatz. Man merkt, dass die Jungs lange im Geschäft sind. Technisch sitzt alles, viele Riffs sind oldschoolig und recht simpel gehalten, zwar auch bereits vielfach gehört, wissen aber durchaus zu gefallen. Überraschungen gibt es hier keine. Das Schlagzeug, besonders die Bassdrum, ist streckenweise dermaßen getriggert, dass es als Instrument quasi nicht mehr erkenntlich ist. Immerhin ist auch sie absolut tight eingespielt. Nicht zuletzt wegen der wenig organisch wirkenden Drums, herrscht auf „Unus“, meist eine recht sterile Atmosphäre. Die Songs mit einer Länge von durchschnittlich viereinhalb Minuten, rasen nur so am Hörer vorbei, zwei Instrumentalstücke bremsen die wilde Fahrt kurzzeitig etwas ab, bevor es wieder immens flott weiter geht. Kurze rhythmische Passagen verschaffen kleine Verschnaufpausen, die immer wieder auftauchenden Orchestralpassagen machen jedoch ein wenig ratlos.
Immer wieder zeigen sich gute Ansätze, der Hörer ist geneigt, das Haupthaar zu schütteln, der rasche Wechsel zwischen polterndem Death Metal Riffs und epochalen Chören ist jedoch auf Dauer sehr anstrengend. So schwanken die Stücke zwischen aggressivem Geholze und beinahe kitschigem Pathos, eine düstere Stimmung kommt nicht so recht auf. Leider verkommen in den vollkommen überzogenen Orchestral-Parts die Gitarren auch immer mal zu Hintergrundrauschen. Eigentlich fühle ich mich zu jung, um zu sagen, dass früher alles besser gewesen sei. In diesem Fall hier trifft das aber leider zu. Der eindeutig beste Track des Albums, „Cursed MMXIX“, sticht aus dem Orchestralsumpf hervor und präsentiert sich als purer oldschool Deathmetal Song. Der macht richtig Spaß zu hören, ist allerdings eine Neuaufnahme vom 1991er Album „Morbid Ritual“. Ohne den ganzen Bombast könnte dies ein sehr hörenswertes Deathmetalalbum sein, ich frage mich, warum die Band sich entschlossen hat, ihren durchaus guten, brutalen Death Metal so zu verwässern. Es erscheint ein wenig wie der Versuch, auf den Zug der mit Bomabast-Deathmetal sehr erfolgreichen Bands aufspringen und massenkompatibel klingen zu wollen. Das ist sehr schade. Man stelle sich Six Feet Under zu „Warpath“-Zeiten vor, streckenweise unterlegt mit Chorälen und Synthesizer-Teppichen, bei denen sogar neuere Cradle of Filth Songs minimalistisch klängen. Merkwürdige Mischung. Um atmosphärisch zu wirken ist das Ganze leider zu hektisch, um als solide Deathmetalscheibe durchzugehen, wiederum zu überladen. So ist es aber weder Fisch noch Fleisch und wirkt nicht abgerundet. Würde man die „Eonian“ von Dimmu Borgir auf 45 RPM abspielen, hätte man vermutlich ein ähnliches Klangerlebnis. Mich kann es nicht so recht überzeugen.
Note: 5.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack