SPOCK´S BEARD - NOISE FLOOR

Label: | INSIDE OUT |
Jahr: | 2018 |
Running Time: | 69:26 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Die Anfangstage von Spock´s Beard haben mich Ende der Neunziger ganz schön beeindruckt. Die ersten drei Alben liebe ich bis heute. Ab dem vierten Album „Day For Night“ (1999) wurde mir das aber alles zu geradlinig und geordnet. Alle ihre Alben sind zwar gut, aber den Charme der Frühwerke blieben seitdem unerreicht. Das ist auch heute auf Album Nummer Dreizehn noch so, welches eine Doppel-CD geworden ist, obwohl ich sagen muss, dass mir „Noise Floor“ wieder deutlich besser gefällt. Vor allem der rockige Opener „To Breathe Another Day“ mit seinem flotten Rhythmus und den dominanten Keyboards erinnert an eine Mischung aus Deep Purple, Kansas und Marillion. Danach wird es aber sehr viel ruhiger. „What Becomes Of Me“ erinnert etwas an eine poppige Version von Enchant, der anderen Band von Sänger Ted Leonard, der seit 2011 dabei ist. Auch „Somebody´s Home“ ist eher seicht ausgefallen. „So This Is Life“ erinnert mit seinem psychedelischen Touch und dem verfremdeten Gesang etwas an spätere, experimentelle Beatles-Nummern. „One So Wise“ ist dann endlich wieder so etwas wie ein Weckruf. Hier fühlt man sich an frühere Alben der Band, aber auch an Kansas oder Captain Beyond erinnert. Das Instrumental „Box Of Spiders“ ist allein von den überlappenden Keyboards zu Beginn schon sehr komplex. Unterlegt wird das Ganze von chaotischem Schlagzeug! So will ich Spock´s Beard haben! Ich muss an „Thoughts“ vom zweiten Album „Beware Of Darkness“, hat aber auch etwas von Emerson, Lake And Palmer. Der letzte Track heißt witzigerweise „Beginnings“ und rockt auch wieder etwas mehr und könnte auch von Dream Theater, nur ohne verzerrte Gitarre sein. CD 2 beginnt mit „Days We´ll Remember“, welches Akustikgitarren und Pianoklänge enthält. Dieser Song lebt eher vom vordergründigen Gesang als von der Musik. „Bulletproof“ mag wie ein harter Songtitel klingen, ist aber auch eher balladesk ausgefallen und hat einen schönen, mehrstimmigen Refrain, der mich an spätere Marillion erinnert. „Vault“ ist wieder verspielter, bleibt in der Ausgangslage aber ruhig. Zum Schluss gibt es bei „Armageddon Nervous“ noch einmal verrückte Keyboards, melancholische Gitarren und sogar Pfeifmelodien. Ich weiß nicht… Spock´s Beard halten seit Jahren ein hohes Niveau, aber ich vermisse die alten Tage, als die Musik noch verrückt und abgefahren war. Auch kann ich mich irgendwie nicht daran gewöhnen, dass Ted Leonard jetzt mit seiner hohen Stimme dort singt, obwohl ich ein Riesen-Enchant-Fan bin. Ich war wohl einfach zu lange aus der Materie Spock´s Beard raus. Wer Progressive Rock auch ein bisschen poppiger mag und nur zwischendurch mal einen frickeligen Weckruf braucht, darf hier sicher zuschlagen. Warum man bei knapp siebzig Minuten aber eine Doppel-CD von dem Album machen muss, erschließt sich mir nicht…
Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller