Beurteile das Buch nicht nach dem Umschlag. Bewahrheitet sich immer wieder. Als ich das Cover von Mutz sah, den Albumtitel las, und den Labelnamen verinnerlichte, dachte ich gleich: „alles klar, türkisch Hip Hop, haha. Doch dann, gleich mit dem Opener „Last Dime“, die große Überraschung. Folklastiger Rock! Des weiteren Singer/Songwritermaterial, jede Menge charmantes, akustisches Flair, eine gelungene Queen-Coverversion mit „Fat Bottomed Girls“ (Gott sei Dank völlig anders gespielt), Country-Vibes…alles was ihr wollt nur kein türkischer Hip Hop. Mit dem Lesen des Infoblattes kam die Erleuchtung. Mutz heißt eigentlich Moritz Hempel und ist der Fronter (Vocals, Gitarre) der erfolgreichen Band Drone aus Celle. Mit dem Thrash-Metal der Stammband hat der sympathische Sänger auf „Get Me Nutz“ überhaupt keine Verträge. Deshalb sollten die Drone Fans auf jeden Fall mehr als ein Ohr vor dem Kauf riskieren. Weiter als ein leichter Grunge, wie auf „Spring“ geht der Härtegrad der Scheibe nicht. Auch die Wandlungsfähigkeit der Stimme des Sängers ist erstaunlich. Von den Bandkollegen hat zumindest Drummer Felix Hoffmeyer an mancher Stelle ausgeholfen. Was soll ich mir die Finger blutig tippen? Das Solodebütwerk von Mutz kann sich hören lassen. Einfühlsame, seichte Rocksongs und Balladen mit einem gesanglichen Hang zu Pearl Jams Eddie Vedder. Mit rein akustischer Gitarre gespielt würde auch Vieles an Gregor Meyle erinnern. Hochgradig melodisch und intim in der Präsentation. Die Lyrics sind zwar nicht gerade poetisch aber weit entfernt von billig. Wenn Mutz wirklich die staubigen Straßen beackert hat, wie uns der Infoschreiber suggerieren will, hat er mit „Get Me Nutz“ seine innere Mitte gefunden. Leider ist das Album etwas kurz geraten.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak

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