ROTTING CHRIST - RITUALS


Label:SEASON OF MIST
Jahr:2016
Running Time:49:05
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die Griechen Rotting Christ gehörten zu den Mitbegründern der zweiten Black Metal-Welle und waren 1993 Teil der ersten, richtigen Black Metal-Tour überhaupt; damals mit Immortal und Blasphemy. Seitdem hat sich viel getan. Von den unbeholfenen Anfangstagen als Grindcore-Band über die atmosphärischen Black Metal-Wurzeln und die Kommerzialisierung bei Century Media Mitte bis Ende der Neunziger, fanden Rotting Christ zur Jahrtausendwende endlich ihren ureigenen Stil, den sie bis heute prägen. Zwar gab es seitdem auch eine stetige Weiterentwicklung, doch alle Alben seit „Khronos“ können getrost in einem Atemzug genannt werden und distanzieren sich seitdem auch von den ganzen anderen griechischen Bands, die man sonst immer als passende Vergleiche heranziehen konnte. Ihre letzten beiden Alben „Aealo“ und „Κατά τον δαίμονα εαυτού“ kamen wieder etwas durchwachsener bei ihren Fans an, obwohl sie mit Düsternis und Eigenständigkeit glänzten. Und genau in diese Kerbe schlägt auch „Rituals“, das zehn Songs enthält, darunter gleich zwei Cover-Versionen. Ein gesprochener Chor eröffnet das Album, bevor das Geballer losgeht. Schön stumpf, aber auf gewisse Weise auch hymnisch, klingt alles typisch nach „neuen“ Rotting Christ. „Ze Nigmar“ beginnt dagegen ungewohnt doomig. „Elthe Kyrie“ ist wieder schnell, „Apage Satana“ enthält Sprechhöre, ähnlich dem Opener, unterlegt von mystischen Kriegstrommeln. Danach wird Charles Baudelairs „Le Fleurs Du Mal“ im Stil von „In Yumen Xibalba“ vom letzten Album vertont. „Tou Thanatou“ ist ein Cover von Nikos Xylouris, der mir nichts sagt. Schnelles Geknüppel und hymnische Chöre kommen zum Vorschein. Wie eine beschwörende Formel wird der düstere Text vorgetragen. Mit einem finsteren Intro beginnt „For A Voice Like Thunder“. Mit „Konx Om Pax“ erinnern Rotting Christ mit ihrem doomigen Riff stark an ganz alte Paradise Lost. Bei „Devadevam“ bleibt das Tempo gedrosselt. Zum Schluss gibt es eine eigenwillige Cover-Version ihrer Landsleute von Aphrodite´s Child. „The Four Horsemen“ war ihr größter Hit und wurde auch schon von Death SS gecovert. Allerdings ist der Song in dieser bedrohlich-doomigen Version kaum noch zu erkennen und könnte glatt als Eigenkomposition durchgehen. Im Grunde genommen klingt doch alles sehr vertraut, auch wenn Rotting Christ unterm Strich sehr viel doomiger zu Werke gehen, als auf ihren letzten Alben. Wer die Band früher mochte und mit den letzten beiden Alben nicht so gut klar kam, sollte „Rituals“ jedoch eine Chance geben!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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