CARCASS - SURGICAL STEEL


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2013
Running Time:47:06
Kategorie: Neuerscheinung
 

Als vor einigen Monaten die Rede von der anstehenden Reunion der britischen Death/Grind-Legende Carcass war, stieg die Neugier und Vorfreude vieler Extrem-Metal-Fans (den Verfasser dieser Zeilen eingeschlossen) wahrscheinlich ins Maßlose. Würde die Band aus Liverpool, die zusammen mit Napalm Death und Bolt Thrower zur absoluten Speerspitze der damaligen Szene Englands gehörte, wieder an ihre Großtaten aus der Vergangenheit anknüpfen können? Die Antwort: Jawoll, sie können!! Bereits die starken Auftritte auf ausgewählten Festivals wie dem Party.San und die Singleauskopplung „Captive Bolt Pistol“ ließen jeden Zweifel im Keim ersticken, und nun liegt der fertige Longplayer „Surgical Steel“ endlich vor. Schon das Cover, das einen blitzblanken OP-Tisch mit diversen kreisförmig angeordneten Sezierwerkzeugen zeigt, ist ein echter Hingucker und passt wie die vielzitierte Faust auf’s Auge. Und auch musikalisch haben die Jungs um Frontkeifer Jeff Walker nichts verlernt. Der Sound ist glasklar, druckvoll, differenziert und trotzdem nicht zu klinisch. Stilistisch orientiert sich „Surgical Steel“ am ehesten am nun 20 Jahre alten Klassiker „Heartwork“ (eine Rückkehr zum fast chaotischen Grindcore der Frühphase hat wohl niemand erwartet – und sie wäre wohl auch kaum authentisch...). Carcass lassen sich demnach nicht wirklich in eine Schublade zwängen, pendeln immer zwischen Death und (wie ich finde schon auf Heartwork leicht Kreator-mäßigen) Thrash-Elementen hin und her, streuen dabei aber auch immer wieder kurze Grind-Blastbeat-Attacken (wie bei „The Master Butcher’s Apron) und andererseits sehr melodische Gitarrenharmonien ein. Das Album beginnt mit einem recht ruhigen, melodischen Gitarren-Intro, das ebenso eine Power Metal-Scheibe hätte einleiten können. Aber der ruppige, noch recht simple Opener „Thrashers Abbatoir“ macht unmissverständlich klar: The Mighty Carcass Are Back!!! Der Rest des Albums kommt wie aus einem Guss, bietet die bandtypische Abwechslung und nutzt sich auch nach zwanzig Durchläufen in keinster Weise ab. Zum krönenden Abschluss gibt es mit dem gut achtminütigen Stück „Mount Of Execution“ noch mal ein absolutes Highlight, das für Carcass -Verhältnisse sehr episch geraten ist, aber voll ins Schwarze trifft und mir einen Schauer nach dem anderen den Rücken herunter laufen lässt. Man darf gespannt sein, wie es mit den Jungs weiter geht, vorerst haben sie jedenfalls alle Erwartungen locker erfüllt und sind in Sachen Wiedererkennungswert, Qualität und Hörgenuss in ihrem Genre nach wie vor kaum zu übertreffen. Welcome Back Carcass!

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Felix Schallenkamp


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