BLEEDING EYES - GAMMY

Label: | GO DOWN |
Jahr: | 2014 |
Running Time: | 49:50 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Das italienische Sextett Bleeding Eyes wurde 2002 gegründet und veröffentlichte, mit allerdings erst seit 2011 stetiger Besetzung, im Dezember 2014 mit "Gammy" ihr bereits fünftes Album. Stilistisch dürfte man die höchst komplexen Soundarrangements, zu denen sich die Band sechs weitere Gastmusiker ins Studio geholt hatte, im weitesten Sinne als Stoner Rock, vielleicht auch als derben Hard Rock mit mächtig proggigen, psychedelischen Elementen aus den 70ern, gepaart mit etwas Sludge und, für meine Begriffe, einer Menge Doom einstufen. Die Texte werden dabei sowohl in italienischer wie auch in englischer Sprache gesungen oder sagen wir besser mal vorgetragen / gesprochen, vielleicht auch nur dunkel gehaucht und, ja beinahe gegrowlt. Für sich genommen sind die insgesamt zehn Tracks viel zu monströs, zu ausufernd, um hier im Detail nur annähernd in ihren klanglichen Kollagen exakter beschrieben werden zu können. Mir fehlt auch für viele verwendete Klangmuster und selbst die Art des Gesanges einfach das technische Verständnis. Konzentrieren wir uns daher auf rudimentäre Ansätze.
Der instrumentale Opener "La Chiave" beginnt ganz langsam, tragend, ja doomig und nimmt dann typische Stoner Rock Elemente an. Ganz am Ende leichte Halleffekte, vielleicht eine Sitar, die eine Brücke zu den nun wesentlich psychedelischeren Momenten schlägt. So zum Beispiel bei "Amaro Tez" mit beginnend dunklen Gitarren und druckvollen Drums und einem hallenden, irgendwie voll spacigen Sprechgesang, der auch in nachfolgenden Songs stilprägend bleibt. Der dritte Track "Kevin's Space" hat es leider nicht auf mein Promopressung geschafft. "A Fistful Of Dynamite" beginnt zunächst mit einer leicht asiatisch klingenden Akustikgitarre. Dann folgen soundtrackartige Arrangements bekannter Italowestern von Sergio Leone und schließlich klare Riffs a la den frühen Black Sabbath. Es setzen Chorgesänge aus den 70ern, vielleicht auch den späten 60ern ein. Alles Weitere ist nicht mehr wirklich zu beschreiben. Dabei sind auch irgendwie tief dunkle metallische Elemente. "Lacrime Fiume Sangue Dolore" erinnert zunächst an alte Pink Floyd. Das schwarze Flüstern / Tuscheln war den britischen Psychedelic Rockern allerdings damals noch völlig unbekannt. Der weitere Gesang wirkt eher anklagend, fordernd, kommt aber weiterhin aus ganz dunklen Schlünden. Gut, dass nun mit "Full Fledged" wieder eine eher gängigere Stonernummer folgt. "Demon Haze" beginnt mit einer fast normalen E-Gitarre. Die Stimme zunächst waveartig und dann wieder dieses hallende, teils klagende und auch mal aggressive Erzählen im stoner-doomigen Gewand. Im Mittelteil eine sehr melodische, beinahe bluesige Gitarre und dann ein Übergang mit fast schwarzmetallischen Gesängen. Die Gitarre nun rasend schnell und ein ganz langsames Ende. Überspringen wir nun "Ama-Rosa" sowie das nachfolgende "Keep Calm And Fall" und widmen wir uns dem bewusst ans Ende gesetzten Titelstück "Gammy", in dem Bleeding Eyes alle Varianten ihrer Spielarten zusammenfügen und zu einem gewaltigen, fast zehnminütigen Epos kreieren. In ihm enthalten sind sehr dunkle, tief gestimmte Gitarren, unglaubliche Spannungsaufbauten bis hin zu totaler Dramatik, gemixt mit cineastischen, apokalyptischen Klängen und hier sicherlich auch unter Verwendung eines Mellotrons, wie selbiges auch schon von den progressiven King Crimson, Yes und insbesondere Pink Floyd genutzt wurde.
Fazit: Bei rein objektiver Betrachtung verlangt das Album, einfach aufgrund seiner unglaublichen Komplexität sowie des enormen Aufwandes den Bleeding Eyes hier betrieben haben, eine Bewertung in den höheren Regionen. Mir selber wurde beim Hören eher schwindelig. Ich denke ich bin auch einfach nicht in der Lage diese vielfältigen Klangmuster zu verarbeiten, ja zu verstehen. Zudem sagen mir die zwar zahlreichen, aber nie klaren, sondern entweder verhallten oder hauchend erzählenden Stimmmuster nicht wirklich zu. Hört rein, vielleicht seid ihr wesentlich proggiger und psychedelischer als ich veranlagt und Euch sagt es auf Anhieb zu.
Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey