THE IDIOTS - AMOK


Label:IDIOTS
Jahr:2013
Running Time:49:08
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die Dortmunder Ur-Punks The Idiots waren in den 80ern in der Ruhrgebiets-Metalszene ebenso angesagt, wie viele „richtige“ Metalbands wie Sodom oder Kreator. Das hatte zwei Gründe: Erstens waren sie musikalisch weitaus härter als die üblichen Punk-Combos, und Zweitens hatte Frontmann „Sir Hannes Smith“ schon damals seinen legendären Plattenladen Idiots Records, gleichermaßen Anlaufstelle und Treffpunkt sowohl für Punks als auch für Metaller, besonders Thrash- und Death Metal Fans. Nach dem Ableben der Idiots Ende der 80er, hat Sir Hannes seinen musikalischen Weg mit den düster-melancholischen Phantoms Of Future (ebenfalls seit über zehn Jahren Geschichte) und nun mit Honigdieb, einem kunterbunten, wilden Stilmix weiter beschritten. Vor ca. zwei Jahren keimte dann die Idee auf, die Idiots wieder aufleben zu lassen. Vom damaligen Line-Up ist außer Hannes zwar nur noch Bassist Volker dabei, da die anderen Ex-Mitglieder aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen, aber was die Jungs mit dem Comeback-Album abgeliefert haben, ist erste Sahne! Bereits der fulminante Einstieg „Verseucht“ macht die Marschrichtung klar und gehört sicher zu den stärksten Kompositionen der Scheibe. Hier herrscht Vollgas-Metal-Punk ohne Kompromisse! Das fette Riffing muss sich vor keiner Schwermetallcombo verstecken, und der Sound knallt mehr als amtlich aus den Boxen! Auch die folgenden, sehr punkigen Songs „Heavy Metal Psycho Punk“ und „Der Tod“ gehen tierisch und schnörkellos nach vorne. Mit „Die Nummer“, einem Stück über die allgemeine Verrohung der Gesellschaft und dem Persönlichkeitsverlust des Einzelnen folgt ein weiteres Highlight mit einem sehr eingängigen, arschgeilen Mitgröl-Refrain. Danach wird mit „Hampelmann“ und „Fleischwolf“ wieder eine deutlich stärkere Metal-Schlagseite aufgefahren, die gleichermaßen zum Pogen und Bangen animiert. Die folgenden Stücke „Märtyrer“ und „Alter Schwede“ markieren dann den etwas entspannteren Teil des Albums. Hier verschwimmen tatsächlich die Grenzen zu Hannes’ zweitem musikalischen Standbein, denn anders arrangiert hätten die Songs auch dem Honigdieb gut zu Gesicht gestanden. Besonders „Alter Schwede“, eine Ode an Hannes’ alten Volvo, ist mit seinem beschwingten Refrain ein echter Gute-Laune-Hit.
Aber danach ist wieder Schluss mit lustig. Der neu überarbeitete Klassiker „Schweine ins Weltall“ ist wieder sehr aggressiv, und der darauf folgende Titeltrack ist Raserei pur und hinterlässt nur noch verbrannte Erde. Den haben sie wohl in der Gummizelle eingespielt... . Nach diesem Vernichtungsschlag darf man wieder etwas entspannen. Der Song „Emmy oh Emmy“ mit seinen Ska-Rhythmen und dem punkigen Refrain (nochmals ein Remake einer ollen Kamelle aus den 80ern) ist das legitime Pendant zu „Mädchen mit den roten Haar’n“, ein leicht schräges Liebeslied in typischer Hannes-Manier. Nach dem angepissten „Ein bisschen Scheiße...“ und der saucoolen Stooges-Coverversion „I Wanna Be Your Dog“ (Luftgitarren raus!!!) folgt mit „A.N.G.E.L.A.“ ein Song über eine Person, die die IDIOTS offenbar so gar nicht leiden können – harter Tobak und ziemlich unter der Gürtellinie, was auch für den letzten Song des Albums gilt. Der „Kartoffelsalat“ zum Abschluss dürfte einigen quer runter gehen, setzt aber musikalisch ein weiteres Ausrufezeichen und kombiniert geschickt gnadenlose Eingängigkeit mit knietiefem Schmutz. Fazit: „Amok“ ist stärker geworden, als ich mir erhofft hatte, hat ein fast unbändiges Energielevel mit richtig fettem Sound und trotzdem den nötigen Dreck und Rotz, den man von einem Punk-Album verlangen kann! Neben der Stammbesetzung Sir Hannes (Vocals), Volker (Bass), Guido (Gitarre) und Richie (Schlagzeug) sind übrigens auch noch Ex-Sodom-Drummer Bobby sowie Multitalent Waldemar Sorychta zu hören. Punks und Metalheads (besonders, wer auf leicht punkig angehauchten Thrash wie zum Beispiel Tankard steht) sollten hier gleichermaßen ein Ohr riskieren – es lohnt sich! Daumen hoch für The Idiots! In dieser Form können die Dortmunder noch lange weitermachen!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Felix Schallenkamp


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