CORPUS DIAVOLIS - APOCATASTASE

Label: | LES ACTEURS DE L´OMBRE |
Jahr: | 2021 |
Running Time: | 44:37 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Les Acteurs De L’Ombre aus Frankreich ist eines der Labels, bei deren Veröffentlichungen man beinahe blind zugreifen kann. Dieses Jahr haben mich die Franzosen ein ums andere Mal begeistert. Umso erfreuter war ich, als ich das hier vorliegende Werk aus meinem Briefkasten fischte. Corpus Diavolis stammen aus Marseille und sind seit 2008 aktiv. Das vorliegende Scheibchen ist ihr viertes offizielles Album und kommt in einem edlen Digipack des Weges, mattschwarz mit Golddruck und einem Ausschnitt im Inneren, das einen Blick aufs Booklet zulässt. Das Begleitheftchen beinhaltet alle Texte, die in in Russisch, Englisch und Latein verfasst sind. Leider kann die Musik mich mal so gar nicht begeistern. Es handelt sich bei „Apocatastase“ um sehr langsamen Black Metal, mit einem Hauch von Atmosphäre. Schleppende Rhythmusgitarrenwände mit einem stilistisch recht minimalistisch eingesetzten Schlagzeug und beschwörenden Vocals, versuchen den Hörer in eine okkulte Stimmung zu versetzen.
Das Opus beginnt düster und schleppend (mit hier bereits unpassenden Drums in Form eines Doublebass-Gewitters) und beschwörenden Sprechgesang. Die Ernüchterung setzt schnell ein, sobald dem Hörer bewusst wird, dass es sich um kein Intro, sondern um den Stil des gesamten Releases handelt. Black Metal lebt oft von hypnotischer Monotonie, nun, monoton ist das vorliegende Werk auch, allerdings auf eine anstrengende Art und Weise. Das Schlagzeug passt irgendwie nie wirklich zu den Gitarren, die gefühlt hauptsächlich aus einzelnen Dauertönen im Hintergrund bestehen und der Gesang kocht konsequent sein eigenes Süppchen. Die vereinzelten Synthesizer-Effekte, die auch so bei der Raumpatrouille Orion hätten eingesetzt werden könnten, verstören zusätzlich.
Selten musste ich mich derart durch eine Veröffentlichung so durchquälen wie durch dieses. Ein Black Metal Album, das derart vollkommen emotionslos an dem Hörer vorbeizieht, muss man auch erst einmal komponieren. Über eine Dreiviertelstunde schaffen es die fünf Franzosen auf jegliches Riff zu verzichten, das sich beim Hörer festsetzt oder ihn auch nur ansatzweise mitreißt, zudem schaffen sie es mit traumwandlerischer Sicherheit, jegliche Klimax im Keim zu ersticken oder so unglücklich aufzulösen, dass der Hörer sich irgendwann tatsächlich ärgert. Das ganzen Tunes bestehtenaus verpassten Chancen. An vielen Stellen sind wirklich sehr gute Ideen erkennbar, wenn sie denn dann anders akzentuiert oder aufgelöst würden, es bleibt das Gefühl, dass zu jeder Zeit irgendjemand aus der Reihe tanzt.
Der Gesang, der anfänglich noch bedrohlich stimmungsvoll wirkte, nervt in seinem seltsam teilnahmslosen Vortrag im „Nachrichtensprecher-Stil“ alsbald, ebenfalls würde er sehr davon profitieren, sich wenigstens ein wenig am Takt der Musik zu orientieren. Der zeitweise auftretende Choralgesang klingt ebenfalls recht lustlos, der merkwürdige Indianergesang in „At The Altar Of Infinite Night“ ist dann mein persönlicher Endgegner. Auf einmal ist die Scheibe vorbei und sie hinterlässt nichts, außer der Frage, was man denn die letzte Dreiviertelstunde eigentlich Sinnvolleres hätte erledigen können.
Es ist keine wirklich schlechte Musik und die Produktion ist ebenfalls sauber, jedoch die Tatsache, dass sie so merkwürdig arrangiert ist, so dass es ähnlich spannend ist, eine Dreiviertelstunde im Stau auf der A 1 zu stehen, macht es schwer, eine Empfehlung für dieses Werk auszusprechen. Man könnte es als Soundtrack zu „End Of Days“ mit Arnold Schwarzenegger nutzen. Außerhalb der Actionszenen. Vielleicht ist es auch zu sehr „avantgarde“ für mich, aber hier zündet so gar nichts.
Note: 3 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack