MELVINS - PINKUS ABORTION TECHNICIAN

Label: | IPECAC |
Jahr: | 2018 |
Running Time: | 37:07 |
Kategorie: |
Neuerscheinung Import |
Die Melvins sind ein Phänomen! Sie existieren seit 1983. Neben Gründungsmitglied King Buzzo, der Gitarre und Gesang übernimmt, ist Schlagzeuger Dale Crover auch schon seit 1984 als permanentes Mitglied dabei. Sie haben die Punkwelle mitgenommen, den Grunge mitbegründet und den Startschuss für Sludge und Drone Metal gegeben. Es gibt kaum zwei Alben von ihnen, die sich ähneln. Sie haben tonnenweise Zeug veröffentlicht; teilweise genial, teilweise aber auch mit unhörbaren Noise-Experimenten genervt. Man weiß bei den Melvins nie, was kommt. Seit 2018 haben sie plötzlich zwei Bassisten, was der Band live einen ungeheuren Druck verleiht. Der Neuzugang ist aber ein alter Hase: Jeff Pinkus von den Butthole Surfers, der zwischenzeitlich aber auch 2014 auf dem „Hold It In“-Album zu hören war. „Pinkus Abortion Technician“ ist sage und schreibe Album Nummer Siebenundzwanzig! Dazu gesellten sich noch zahllose EPs, Singles und Live-Alben. Man durfte natürlich gespannt sein, was die Melvins nun auf dem neuen Werk zu bieten haben. Der Albumtitel ist an das Butthole Surfers-Album „Locust Abortion Technician“ angelehnt. Der Opener „Stop Moving To Florida“ ist ein Medley aus „Stop“ von James Gang und „Moving To Florida“ von den Butthole Surfers. Mit „Graveyard” gibt es am Schluss noch einen zweiten Butthole Surfers-Track. Außerdem covern sie „I Want To Hold Her Hand“ von den Beatles, ist aber Melvins-typisch gespielt, soll heißen mit trägem Tempo und ein paar wirren Breaks. Er könnte sogar glatt als eigener Song durchgehen, wenn einem der Text nicht so bekannt wäre. Dazwischen gibt es noch fünf eigene, neue Songs. „Embrace The Rub“ kommt ungewohnt punkig daher, ist aber ziemlich cool. „Don´t Forget To Breathe“ hat einen trägen Blues-Rhythmus. „Flamboyant Duck“ beginnt akustisch und bleibt melancholisch. „Break Bread“ ist angenehm rockig und der wohl Melvins-typischste Song auf dem Album. „Prenup Butter“ kommt wieder melancholisch daher. Das Butthole Surfers-Cover „Graveyard“ pumpt dann basslastig und doomig, kommt dem „normalen“ Melvins-Stil aber bedenklich nahe. Auf diesem Album fällt besonders der mehrstimmige, harmonische Gesang auf, den man sonst eigentlich nicht so sehr von ihnen kennt. Das Album gefällt, aber so ein bisschen fehlt auch hier mal wieder der viel zitierte rote Faden. Die schlecht gezeichneten Cover sind nach wie vor ein Markenzeichen der Band aus dem Staate Washington. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Man kann das Album haben, muss man aber nicht. Ein Rückschritt zu alten Glanztaten Mitte der Neunziger wäre auch mal wieder wünschenswert.
Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller