GUN BARREL - BOMBARD YOUR SOUL


Label:LIMB
Jahr:2005
Running Time:50:05
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ich wollte mir das neue Album “Bombard Your Soul” meiner Kölner Freunde ganz bewusst als letztes Review-Werk des Monats aufheben, um mir genug Zeit für eine umfassende Analyse zu lassen. Das war keine schlechte Idee, denn nachdem der Weggang des Bassisten Holger (als Ersatz kam Tom Kintgen) verdaut werden musste, gingen die Gunners einen der schwierigsten Wege und tauschten ihren Sänger Guido Feldhausen aus, der mit seiner rauen Stimme, zumindest für mich, einer der größten Bonuspunkte der Band war. Doch jede Entscheidung basiert auf Gründen, und jetzt gilt für mich das schwierige Unterfangen den neuen Shouter Xaver Drechsler (ex-STS Mission) im Rahmen einer meiner Lieblingsbands zu beurteilen. Durch die Einwirkung von Xaver hat sich einiges geändert, auch wenn die anderen Jungs im Kreise der Meinung sind, dass er beim Songwriting seine Finger nicht im Spiel hatte, so doch zumindest bei der Ausführung im Studio. „Bonmbard Your Soul“ startet mit einem fast zwei Minuten langen Intro. Wie immer halte ich das für unnütz und Platzverschwendung. Besser einen Song mehr das nächste Mal. Der Opener „Dear Mr. Devil” beginnt dann auch erst typisch für die Band als flotter Kracher mit den üblichen bandeigenen Zutaten. Sänger Xaver gibt einen guten Einstand. Dann plötzlich der ungewöhnliche, mehrstimmige Refrain. Dieses Phänomen wiederholt sich in fast allen Songs und ich frage mich jetzt schon, wie die Burschen das live bringen wollen. „Down & Dirty“ zeigt dann die eigentliche Marschrichtung Xavers für das restliche Album. Ein bisschen Guido, etwas Lemmy (Motörhead), jede Menge Chris Boltendahl (Grave Digger) und manchmal Ted Bullet (Thunderhead). Schließlich in „Fearing The Fear Of My Fears“ deutliche Spuren von Bruce Dickinson (Iron Maiden), die noch öfters in Erscheinung treten werden. Das ist alles sehr löblich, jedoch ist es schwer eine eigene Note auszumachen. Songs wie „The Fallen One“ sprengen dann wirklich alle Erwartungen und tischen eine völlig andere Gangart in Sachen supermelodischer Ansätze auf. „Lights And Shadows“ muss sich den Ruf des Eigendiebstahls gefallen lassen und ist ein Track, mit dem die Band nicht glänzen kann. Das gleiche gilt zumindest für den Strophenteil von „Dive Into The Flame“, den Xaver noch mit einem coolen Refrain retten kann. „Bombard Your Soul“, der Titektrack, ist musikalisch wieder absolut Gun Barrel, in dem der Refrain auch flach gehalten wurde. Eine Sache die ich eher für machbar halte, wenn die Band die Bühne erklimmt. Einige Licks aus diesem Track sind aber wohl bewusst bei Iron Maiden abgeguckt. „Bloody Pretender“ ist eine Mischung aus Iron Maiden und Grave Digger. Dann nochmals eine Überraschung, „On The Road Again“, fast ein Poser-Hit und der originellste Beitrag, weil so natürlich. „I`m Alive“ hat leider nur Filler-Status und mit „...Is You“ gibt es einige balladeske Töne, die der Band ganz gut stehen. Cover und Booklet sind tadellos, und die Produktion von Piet Seilck und Yenz Leonhardt ist gewohnt gut, aber auch nicht herausragend. Vielleicht fehlt etwas Fett bei den Drums. Rolf Tanzius konnte sein Soli-Spiel weiter ausbauen und Drummer Tony ist wie immer im Killer-Rausch. Der Wechsel eines Bassisten fällt nicht wirklich auf und Sänger Xaver muss man einfach nicht im direkten Vergleich mit Guido sehen. Guido war für mich immer „der“ Sänger für Gun Barrel, während Xaver die Bandbreite der Möglichkeiten deutlich erweitert. Allerdings sollte er in Zukunft eigenständigere Töne anschlagen. Das sollte auch als Ansporn für den Komponisten gelten, denn auf „Bombard Your Soul“ klingt zu viel nach Iron Maiden und Grave Digger. Trotz der Rückschläge für eins der wichtigsten Alben einer Band (Nummer 3) hat sich Gun Barrel sehr gut geschlagen. Jetzt gilt es sich live zu beweisen, denn in diesem Metier waren die Boys bis jetzt immer eine sichere Bank.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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