RUSH - CLOCKWORK ANGELS


Label:ROADRUNNER/WARNER
Jahr:2012
Running Time:66:04
Kategorie: Neuerscheinung
 

Durch meinen vierjährigen Aufenthalt in Kanada, zu Beginn der 80er-Jahre, war es unmöglich, Rush zu entkommen. Erst lernte ich Schlittschuhlaufen, dann Rush mögen und schließlich Englisch sprechen. Das Trio war damals gerade im Stilumbruch, den komplexen und außergewöhnlichen Kompositionen der 70er-Jahre ade zu sagen. Außergewöhnlich blieben sie, doch landete man zusehens mit kompatibleren Material in den Charts. Songs wie „The Spirit Of Radio“, (vom Album „Permanent Waves“), „Tom Sawyer“ und „Limelight“ (vom Meilenstein „Moving Pictures“), sowie „Subdivisions” und “New World Man” (von meinem Lieblingsalbum “Signals”), sprühten mit einem melodischen Esprit und straighteren Strukturen. Rush wurden salonfähig. Doch bereits mit dem nächsten Opus „Grace Under Pressure“ (1984) bis zum Album „Roll The Bones“ (1991), festigte man zwar seinen Status weltweit in der Prog-Gemeinde, ging aber gleichzeitig wieder ungewöhnlichere Wege. Leider kam mit dem Release von „Counterparts“ (1993), dass erste Scheibchen in die Regale, das mir schwer im Magen lag und zu dem ich, bis heute, gar keinen Zugang fand und finde. Leider blieb dieser Zustand für die nächsten Veröffentlichungen bestehen. Änderung droht man mit dem Erscheinen, der aktuellen Single, „Headlong Flight“, die wir vor kurzem auf unserer Seite vorstellten. Doch auch diese Single war nur härter als das bisherige Material der Canucks. Nun gilt es, den Longplayer „Clockwork Angels“ unter die Lupe zu nehmen. Und ohne ins besondere Detail aller üblichen Cracks und Extrem-Jünger dieser Formation abzutauchen, kann ich jetzt schon über den Daumen gepeilt sagen, dass die Jungs wieder zurück zu ihren Wurzeln der mittleren 80er-Jahre gehen. Folglich finden sich die alten Melodien, gepaart mit der neuen Härte zusammen. Lässt der Opener „Caravan“ diese Tendenz gerade eben in dem Refrain durchblicken, geht der nachfolgende Track „BU2B“, samt fetten Riffs, bereits in die Vollen. Mit dem Titeltrack „Clockwork Angels“, erreicht man dann das aktuelle Ziel. Hier geben alte und neue Fans sich die Hand. Und selbst mit „The Anarchist“ mit den leichten Anflügen der 70er-Jahre, kann man überzeugen. Gekrönt wird alles von der unverwechselbaren Stimme von Geddy Lee. Kräftiger und weniger bearbeitet als üblich. Zwölf mal schlägt die Uhr auf dem neuen Album, dass das Zwanzigste der Bandgeschichte darstellt, wobei man „Headlong Flight“ nicht mehr vorstellen muss. Einer meiner ersten Top-Favoriten ist allerdings „Carnies“. Über diesem Song liegt ein gewisser Zauber den man kaum in Worten fassen kann. Ich denke es liegt an den Gesangslinien von Chorus, der sich ins Kleinhirn schleicht. Die kleine akustische Ballade, „Halo Effect“, die zum Mid-Tempo-Song im Refrain avanciert, ist schon jetzt ein Klassiker. Der Einsatz vom Cello macht ihn dann noch zu etwas ganz Besonderem. Es waren gerade diese Elemente, die in den letzten Jahren arg vernachlässigt wurden. „Seven Cities“ ist überhaupt der Song für Alex Lifeson-Fans. Diese Vielfalt an der Gitarre, sollte manchen Flitzefinger dien Schamesröte ins Gesicht treiben. Das der harmonische Refrain wieder seinesgleichen sucht, versteht sich an dieser Stelle fast von alleine. Auf „The Wreckers“ kopiert man sich ein bisschen selbst, bringt aber einen perfekten Pop-Rock-Song rüber. Mein zweiter Favorit, den alle 80er-Jahre Fans zu schätzen wissen werden. „BU2B2“ ist eigentlich kein Song, sondern eher eine unspektakuläre anderthalbminütige Intro-Phase für den nächsten Beitrag, „Wish Them Well“. Dieser nächste Pop-Rock-Hit, beweist wie leichtfüßig die aktuelle Scheibe ist und selbst den nicht ganz so nach Prog-Rock gierenden Zuhörern, einen Zugang bietet. Die melancholische Ballade, „The Garden“ verfeinert das Ende dieses traumhaften Silberlings. „Clockwork Angels“, ein Album zum Niederknien!

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


zurück zur Übersicht