Im Regelfall beginnen Black Metal-Bands frostig und brutal, werden aber im Laufe der Jahre musikalischer. Man sollte aber auch davon ausgehen, dass man in einem heißen Land wie Spanien genug Sonne abbekommt. Cryfemal beweisen eindrucksvoll, dass Ausnahmen die Regel bestätigen, und zwar in beiden Fällen. Starteten sie 1998 noch im alten skandinavischen Darkthrone-Stil, ist ihre Musik mit dem neuen Schlagzeuger Guayota, der seit 2020 dazustieg und bereits mit Sänger und Gründer Ebola bei Muert gemeinsame Sache machte, noch brachialer und verkommener geworden. Melodisch oder experimentell waren Cryfemal tatsächlich noch nie. Was das spanische Duo hier auf ihrem neunten Album abliefert, ist aber schon echt derbe Kost. Hier wird eine halbe Stunde durchgeblastet, dass einem Hören und Sehen vergeht. Taktwechsel gibt es praktisch keine. Das Schlagzeuger scheint sich beim Ballern nahezu selbst zu überholen.

Und das trifft sogar auch auf den Gesang zu. Auch dieser überschlägt sich. Teilweise scheint er auch überlappt und gedoppelt zu sein. Manchmal sind Growls hinter den heiseren, mit viel Hall unterlegten Schreien dezent zu vernehmen, sodass die Vocals permanent schwammig klingen und unverständlich sind (was nicht nur an der spanischen Landespprache liegt). Hier herrscht das totale Chaos. Ein Bass ist nicht zu vernehmen, die Produktion ist dünn und kalt. Am ehesten bleibt wohl „Escencia Del Caos" mit seinen Betonungsschlägen, Doublebass-Attacken und hintergründigen Keyboards hängen, denn ansonsten klingt hier gleich und austauschbar. Das klingt jetzt aber negativer als es gemeint ist, denn wer rasenden, furiosen, frostigen Black Metal liebt, der sollte sich unbedingt mit dem neuen Cryfemal-Album beschäftigen, das bei dem belgischen Label Immortal Frost untergekommen ist. Diese halbe Stunde muss man erstmal verdauen. Ist aber total geil!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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