CORONER - MENTAL VORTEX


Label:BMG / NOISE
Jahr:2018/1991
Running Time:47:30
Kategorie: Re-Release
 

Im Zuge der Wiederveröffentlichungen aller fünf Coroner-Alben, von denen ich bereits drei an dieser Stelle besprochen hatte, werden nun die letzten beiden nachgelegt. „Mental Vortex“ ist mein Lieblings-Album der Schweizer Technical Thrash Metaller. Mit schrägen Akkorden und einer progressiven Snare-Figur wird das Album durch den Opener „Divine Step (Conspectu Mortis)“ eingeleitet, bevor es ein tonnenschweres Riff mit vertrackten Rhythmen gibt. Danach bricht das treibende Uptempo des Schlagzeugs los, und der urtypische, scharfkantige, an Tom G. Warrior von Celtic Frost/Triptykon erinnernde Gesang von Bassist und Frontmann Ron Royce setzt ein. Die schrägen Riffs erinnern etwas an Voivod. Im Mittelteil gibt es einen psychedelischen, ruhigen Part. Insgesamt erinnert der damals schon sehr innovative Sound der Band auch an die englischen Sabbat, die Vorgänger-Band von Skyclad. Die Riffs von Coroner sind messerscharf und der richtig schön fies. Vor allem der dritte Track „Semtex Revolution“ tritt einfach nur Arsch und stellt den Höhepunkt des Albums dar! Trotz des hohen technischen Anspruchs bleiben Coroner aber immer auf dem Teppich. Sie verlieren nie den Faden oder verheddern sich in wirre Songstrukturen. Und auch für Nicht-Musiker bleibt es immer noch eingängig und nachvollziehbar genug. Hier passiert eine ganze Menge, Das ist bei acht Tracks mit jeweils zwischen fünf und sieben Minuten aber auch nicht weiter verwunderlich. Sie blieben auch 1991 weiter experimentierfreudig.

Und das gilt nicht nur für das eigene Material. Musste auf dem zweiten Album „Punishment For Decadence“ schon „Purple Haze“ von Jimi Hendrix dran glauben, so waren dieses Mal The Beatles mit „I Want You (She´s So Heavy)“ an der Reihe. Der Song wurde im Prinzip so belassen wie er im Original ist, nur dass der raue Coroner-typische Gesang genauso blieb wie die härter gespielten Gitarren. Allerdings gibt es im Soloteil auf Doublebass. Einzigee Wehmutstropfen ist höchstens, dass das Ende einfach abgeschnitten ist, als wenn die Seite der Kassette zu Ende ist. Hier hätte man es wie im Original einfach ausfaden lassen sollen. Ansonsten ist hier aber alles pergekt! Ich kann mich daran erinnern, dass mein Vater als alter Beatles-Fan damals in mein Kinderzimmer kam und mich fragte, wer das ist. Bis auf den Gesang fand er die Version sogar auch gut, auch wenn er heute mehr im Jazz angesiedelt ist. Aber ich schweife ab… Ja, „Metal Vortex“ ist und bleibt für mich der Höhepunkt im Schaffen von Coroner. Wie auch bei den vorherigen Re-Releases gibt es hier kein Bonus-Material. Anscheinend wurde damals einfach nicht mehr veröffentlicht, als aufgenommen wurde. Dadurch gibt es aber auch keine Abzocke mit Zweitauflagen und Bonuskram wie in der heutigen Zeit. Wer die alte Version also schon längst auf CD oder LP hat, muss sich diese digital remasterte Neuauflage hier nicht noch einmal in den heimischen Schrank stellen. Diese neue LP-Auflage gibt es übrigens in violettem Vinyl statt in schwarz und ist auf sechshundert Einheiten limitiert. Zu spät Geborene müssen hier aber ohne Widerrede zuschlagen!

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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