MINAS MORGUL - KULT


Label:TROLLZORN
Jahr:2017
Running Time:47:48
Kategorie: Neuerscheinung
 

Knapp neun Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal von der Band Minas Morgul gehört habe. Damals erschien "Schildfront", eine Split-EP mit Varg. Jetzt, im Dezember 2017, erscheint mit "Kult" das sechste Studioalbum der Brandenburger, die dieses Jahr bereits ihr zwanzigjähriges Bandjubiläum feiern. Nach einem gespenstischen Intro startet der Titelsong schleppend und geheimnisvoller weiblicher Sprechgesang macht das Ganze ziemlich spannend bis es nach fast zwei Minuten dann mächtig losgeht. Was mir aber direkt auffällt ist die übermächtige Basedrum, die einzeln für sich sehr gut klingt, wenn sie doppelt und schnell gespielt wird, aber viel vom Rest der Musik unter sich begräbt. Die Snare ist sehr trocken und klingt auch gut, ist aber auch wie der Rest des Schlagzeugs recht vordergründig abgemischt, sodass man von den Gitarren eher wenig hört, wenn das Schlagzeug alles gibt. Etwas schade, bei den guten Melodien, die man so vernehmen kann. Wenn die Drums langsam zu Werke gehen, kommen Gitarren und auch der gut vernehmbare Bass exzellent durch.
Somit kann ich schon mal sagen, dass mir bei „Kult“ die langsamen Stücke besser gefallen, obwohl ich ja sonst der Highspeedmann bin. Da man nun ahnt, was die Stunde mit Minas Morgul’s neuem Album geschlagen hat, werfen einen die Folgetracks etwas weniger aus der Bahn, man kann sich der sagenhaften Tongewalt nur hingeben und eindringen in die kompositorischen Bestien, die gleichzeitig mit intelligenten Texten über diese Welt, Sinn und Sein und auch Schmerz und Enttäuschung überzeugen. Besonders tiefgehend ist diesbezüglich der subtil schwermütige Song „Leere“, dessen Lyrics, sofern man sich angesprochen fühlt, vielleicht sogar dazu führen können, dass man sein Leben mal überdenkt und etwas ändert: „Wer immer nur im Schatten lebt, kein Licht und keine Fackel ist, wessen Geist nur irrt im Nebel, hat keinen Wert, erkennt sich nicht. – Was treibt dich an? Wer willst du sein?“ Lyrics, die so wahr sind, dass sie wehtun! Lasst uns zum Ende switchen: Das finale Stück trägt den Titel „XX“ – hier als römische Ziffer für den Zeitraum von zwei Jahrzehnten, welche auch im Lied thematisiert werden. Man blickt auf zwanzig Jahre Bandgeschichte von Minas Morgul zurück und ich meine, man bedankt sich (wenn auch nur durch die Blume) bei den Fans, wenngleich nicht ohne Fragen zu stellen, wie diese, was bleiben wird, wenn wir gehen. Der Track ist ein richtig harter Rausschmeißer, Schlagzeug-Geknüppel, tief grummelnder Bass und der Text wird einem gnadenlos um die Ohren gehauen. Dies alles in bestem Headbang-Takt. Ich erahne in diesem Song das Show-Highlight kommender Live-Auftritte. Um es kurzzumachen: diese Abrissbirne namens „Kult“ ist ganz eindeutig eine Empfehlung wert, kompromisslos, ehrlich, unverblümt und scheppernd!

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Marcus Klinge


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