Fab: Hallo, die ersten Reviews zum aktuellen Album „Fragments Of The Inner Shadow“ wurden schon verfasst, seid ihr mit den derzeitigen Resonanzen zufrieden?
Carsten: Hallo Fab! Ja, absolut!! Das Album wurde weltweit wirklich sehr wohlwollend aufgenommen. Fast alle hatten natürlich zuerst den Aufhänger des Gründungsjahres der Band (1982). Doch haben wir natürlich nicht seit dreißig Jahren pausenlos an diesem Album gefeilt, haha. Es ist schließlich nur noch ein Gründungsmitglied dabei (Volker Scholz, Bass). Alle anderen sind in den Jahren ab 1990, 1996 und 2012 dazugestoßen!
Fab: Wie kam es dazu, dass Ihr erst so spät mit einem Album am Start seid?
Carsten: Können wir leider auch nicht genau sagen. Es liegt jedenfalls nicht daran, dass wir das nicht schon viel früher gewollt hätten! Wir haben z. B. die „Seasons Of Grey“ EP 1997 an alle möglichen Label und Radiostationen geschickt. Zu diesem Zeitpunkt gab es allerdings auch eine Schwemme von Speed/Powermetal Bands und so hat es das Scheibchen zwar immerhin nach Kuba (Metal-Radio-Sender) und Japan geschafft, aber zu mehr hatte es nicht gereicht. Es kam eine Bandpause und dann direkt die „Dark Broken Land“ EP. Hier das gleiche Spiel. Erst durch den Sieg bei „Hamm’s Beste Band“ 2011 bekamen wir wieder so richtig Auftrieb und ich schickte wieder zig Exemplare in die Welt. Über Facebook wurde jemand vom Label auf uns aufmerksam und so kam endlich der ersehnte Deal zustande!
Fab: Javelin sind mit Sicherheit die dienstälteste noch aktive Metalband in Hamm. Was für eine Band waren Javelin zur Gründung im Jahre 1982?
Carsten: Reinster und feinster Hard-Rock war das in den Anfangstagen. Zu dieser Zeit gaben sich allerdings Sänger und Gitarristen die Klinke in die Hand, soviel ich davon aus Erzählungen weiß. Übrig blieben vom harten Kern Ende der 80er noch unser jetziger Bassist und der Drummer Mitch Augspols, der die Band ca. 2003 verließ. Anfang der 90er stieß Andreas Waldow an der Gitarre dazu, der den Schritt zu Speed- / Powermetal mit einleitete. 1991 / 92 kam ich als Rhythmusgitarrist dazu und als ich 1996 das Mikro übernahm, bekam Carsten Maiwald (damals frisch aus Berlin) den Rhythm-Job. Unser Drummer Sascha ist jetzt seit 2012 dabei.
Fab: Wo liegen derzeit Eure Einflüsse?
Carsten: Witzigerweise sind es fast genau die Bands, die in unseren Album-Reviews auch immer als Vergleich herangezogen werden! Wir sind riesige Fans von Queensryche, At Vance, Helloween, Vicious Rumors und Iron Maiden. Das fließt natürlich unterbewusst immer auch mit in die eigene Musik ein.
Fab: Wer hat das Cover zum aktuellen Album beigesteuert?
Carsten: Das ist der Franzose Christophe Dessaigne. Ein weltweit arbeitender und geachteter Photokünstler (http://www.midnight-artwork.com). Ich fand schon immer das Coverartwork unserer Labelkollegen Lanfear toll, und als es an unser eigenes Album ging, habe ich den Kontakt zu den Jungs von Lanfear hergestellt. Sie gaben mir netterweise eine Kontaktadresse und ich schrieb Chris an. Er ist echt ein sehr netter Typ und hatte es mit mir bestimmt nicht immer einfach, was die Korrespondenz anging. Sein Mailfach muss geplatzt sein zu dieser Zeit. Es war wirklich nicht leicht, aus dieser riesigen Fülle von Klassearbeiten das Artwork zu finden, das auch noch genau in unser Albumkonzept passte! Wir als Band hätten am liebsten zehn Bilder genommen…
Fab: Was verbirgt sich hinter dem Titel des aktuellen Albums?
Carsten: Bei dem Konzept geht es um einen kleinen Ort, der eines Tages von einer unbekannten Militär-Einheit überfallen wird. Diese Fremden schaffen alle Erwachsenen fort und sperren die Kinder in deren Häuser. Befehligt wird diese Einheit von einem seltsam gekleideten, optisch fast in der Vergangenheit stehen gebliebenen Mann, dem Meister. Er ist auch auf dem Cover zu sehen. Jede Nacht werden einige der Kinder gruppenweise zu einer eigens dafür ausgehobenen Grube gebracht und hinunter gezwungen. Dort werden sie bereits von unheimlichen Schattenkreaturen erwartet. Diese Kreaturen nähren sich von den Ängsten und Zweifeln dieser Kinder, ihren inneren Schatten. Durch diesen immensen Druck, der so täglich auf die Kinder ausgeübt wird, schürt sich natürlich wiederum die Angst, nachts „geholt“ zu werden. Ein nie endender Kreislauf der Angst, die für die Schatten dort unten überlebenswichtig ist. Sie ernten jede Nacht kleine Teile der inneren Angst.
Fab: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem aktuellen Label „Pure Underground“?
Carsten: Sehr gut! Wir sind wirklich sehr glücklich mit dieser Entwicklung. Bei anfänglichen Gesprächen wurde oft erwähnt, dass es für das Label wichtig ist, einen familiären Umgang miteinander zu pflegen. Das können wir nun so unterschreiben! Das Label kümmert sich wirklich um jede Anfrage persönlich und man hat nicht das Gefühl, irgendeine Nummer von vielen zu sein.
Fab: Wird noch eine Vinylversion zu „Fragments Of The Inner Shadow“ erscheinen?
Carsten: Das wäre natürlich ein absoluter Traum von uns. Mit diesem wirklich hervorragendem Coverartwork müsste das genial rüberkommen! Da wir alle selbst mit Vinyl aufgewachsen sind, fehlt einem manchmal schon das Gefühl, beim Hören das Artwork „in groß“ in den Händen zu halten und die Texte auf dem Einleger mit zu verfolgen. Wenn es dann noch das eigene Album ist, umso besser!
Fab: Werfen wir mal einen Blick in die Zukunft der Band. Werden Javelin jetzt mehr oder weniger regelmäßig neue Alben veröffentlichen?
Carsten: Das wird nun endlich definitiv so sein! Wir haben fest geplant, während der Vertragslaufzeit mit Pure Underground die Zeit zu nutzen und hoffentlich drei Alben herauszubringen. Wir haben mit dem Songwriting für das nächste Album bereits begonnen, was ja nun sehr spannend ist. Schließlich sind die Tracks auf „Fragments..“ nicht alle mit dem jetzigen Line-Up entstanden. Es läuft richtig schön rund beim Schreiben neuer Titel, da sich unser neuer Drummer Sascha klasse mit einbringen kann und unser neuer/alter Basser Scholle super mit seinem Schlagzeugspiel harmoniert! Das hat uns sehr viele neue Möglichkeiten eröffnet!
Fab: Wo kann man Euch in naher Zukunft mal live sehen, sind Gigs gebucht?
Carsten: Wir werden Anfang des Jahres 2014 erst einmal mit einigen Club-Gigs beginnen. Weiterhin stehen wir bereits für einige Sommer-Festivals in den Startlöchern. Wir freuen uns jedenfalls tierisch!
Fab: Danke für das Interview.
Ein Review zum Album „Fragments Of The Inner Shadow“ von Javelin findet Ihr auch auf CROSSFIRE unter: http://www.crossfire-metal.de/5586-0-JAVELIN-FRAGMENTS-OF-THE-INNER-SHADOW.html