PRIMAL FEAR - Wir leben die Musik und Metal ist eine Art Lifestyle!


Dies ist nun schon mein fünftes gemeinsames Interview mit Mat Sinner für CROSSFIRE (zweimal Sinner, einmal Mat Sinner Solo wegen des Re-Releases von „Back To The Bullet“ und einmal Primal Fear). Im letzten Interview haben wir die Bandgeschichte und viel Insider-Wissen von hinten aufgerollt, und die Veröffentlichung von „Rulebreaker“ stand kurz bevor. Nun knüpfen wir also quasi nahtlos dort an, wo wir vor knapp vier Jahren aufgehört hatten, um einen geeigneten Einstieg zu finden und uns nicht zu wiederholen. Den Link zu unserem ersten Primal Fear-Interview gibt es unten.

logoDaniel: Auf der Tour zu „Rulebreaker“ hattet Ihr 2017 Euer erstes Live-Album mitgeschnitten. Warum erst zu diesem Zeitpunkt? Ihr seid doch seit Gründung der Band regelmäßig live unterwegs…

Mat: Stimmt so leider nicht – es gab bereits 2003 die Live-DVD „The History Of Fear“ und die Live-CD von Wacken, dann 2010 die DVD „All Over The Word“ und die Live-CD „Live In The USA” und das 2017er Album „Angels Of Mercy - Live In Germany“ sogar mit fettem Chart-Einstieg.

Daniel: Im selben Jahr erschien auch eine Compilation: „Best Of Fear“. Welchen Anlass gab es dafür? Und wart Ihr selbst an der Auswahl der Tracks beteiligt? Oder steckte die Plattenfirma dahinter?

Mat: Wir hatten diese Compilation im Vertrag und klar zogen sie ihr „Recht“, die „Best Of“ zu veröffentlichen. Aber bevor die Plattenfirma seelenlos eine Running Order zusammenstellt, haben wir uns Gedanken gemacht, drei neue Songs dafür aufgenommen und auch die beiden CDs speziell aufgeteilt, damit der Release auch Sinn macht.

Daniel: Nur ein Jahr später erschien schon „Apocalypse“, welches in unserer Redaktion sehr gut abgeschnitten hatte, aber auch eine geile CD-Box: „The Nuclear Blast Recordings“. Dort waren sechs CDs enthalten: „Jaws Of Death“ (1999), „Nuclear Fire“ (2001), „Black Sun“ (2002), „Devil´s Ground” (2004), „Seven Seals” (2005) und „Metal Classics”. Das selbstbetitelte Debüt fehlte komischerweise (Sonst hätte man die erste Hälfte der Primal Fear-Diskographie auf einen Schlag komplett gehabt!). Weißt Du warum?

Mat: Die Rechte waren nicht vorhanden, und da ich solche Boxen nicht gerade liebe, hab´ ich auch nicht geholfen und finde es super, dass das erste Primal Fear-Album fehlt, hehe. Für uns sind das Meilensteine und ein glasklarer Fehler von Nuclear Blast, diese Art von Box zu lizensieren. Das macht man nicht mit einer funktionierenden Band!

Daniel: War „Metal Classics“ eigentlich eine Compilation aus Coversongs, die sich im Laufe der Jahre im Archiv der Band angesammelt hatten? Oder seid Ihr extra für diese CD nochmal ins Studio gegangen (die ja die einzige aus der Box ist, die es nie einzeln zu kaufen gab)?

Mat: Gerade in unseren ersten Jahren bei Nuclear Blast gab es viele Tribute-Alben, und da ist einiges an Songs angefallen, die wir immer separat aufenommen hatten. Das wurde später zusammengestellt und erhielt den Namen „Metal Classics“.

Daniel: Waren auf „Metal Classics“ eigentlich nur Bands gecovert worden, die auch einen direkten Einfluss auf Eure Musik haben? Oder gab es da auch interessante Experimente, an die Ihr Euch sonst nicht unbedingt herangewagt hättet?

Mat: Wir haben nur Songs aufgenommen, die uns persönlich gefallen haben und auch immer Wert darauf gelegt, dass wir die Songs auch dementsprechend interpretieren können. „The Rover“ von Led Zeppelin und „Speed King“ von Deep Purple haben wir durch den Fleischwolf gedreht, aber die anderen Songs sind doch nah am Original mit einem Schuss Primal Fear.

primal fearDaniel: Ebenfalls 2018 erschien die 7“-Single „Crucify“, die meines Wissens nie auf einem Album gelandet ist. War der Song denn noch aus der „Apocalypse“-Session übrig geblieben? Und wie kam es zu diesem Exklusiv-Beitrag?

Mat: Wir haben den Song regulär im Studio aufgenommen, aufgehoben und nach dem Signing als erstes Signal mit historischem Artwork bei Nuclear Blast veröffentlicht.

Daniel: Ihr habt einen neuen Schlagzeuger: Michael Ehré, der seit 2012 auch bei Gamma Ray spielt. Habt Ihr nicht Angst, dass es da auf Dauer zu Terminschwierigkeiten kommen könnte?

Mat: Wir haben keine Angst, schon gar nicht vor Drummern, wie unsere Historie zeigt, und wir würden niemals einen Drummer einstellen, der sich nicht 100% zu Primal Fear engagiert, wenn wir für ihn das Gleiche tun. Also stellt sich die Frage nicht.

Daniel: Nun steht mit „Metal Commando“ ein neues Album in den Startlöchern! Was kannst Du uns im Vorfeld über dieses Album sagen? Bei dem prolligen Titel gehe ich mal davon aus, dass es musikalisch erneut keine großen Experimente gibt, hehe!

Mat: Primal Fear haben ihre Popularität in den vergangenen stetig steigern können. Warum sollen wir das mit großen Experimenten auf´s Spiel setzen, gerade noch beim ersten Album für Nuclear Blast? Will eigentlich jemand jetzt gerade ein Album mit Experimenten?

Daniel: Ihr habt mittlerweile dreizehn Studio-Alben veröffentlicht. Gibt es irgendeins, auf das Du besonders stolz bist, oder vielleicht sogar eins, mit dem Du heute vielleicht im Nachhinein nicht mehr so zufrieden bist?

Mat: Stolz bin ich auf alle Alben, besonders stolz auf das Debut, „Seven Seals“ und „Metal Commando“. Eine schwierige Geburt war „Black Sun“, aber grundsätzlich hat jedes Album ein paar richtig super Songs.

Daniel: Ich finde es irre, was die deutschen Metal-Bands für ein enormes Pensum hinlegen! Bei Rage, Grave Digger, Axel Rudi Pell und eben auch bei Primal Fear ist es immer so, dass man nie länger als ein-zwei Jahre auf ein neues Album warten muss! Und alle Alben dieser Bands überzeugen ohne Stilbruch! Kein Album ist zu modern, zu soft oder zu experimentell ausgefallen. Woher nehmt Ihr diese Energie, schön regelmäßig neue und saustarke Alben hinzulegen?

Mat: Wir leben die Musik und Metal ist eine Art Lifestyle. Ich glaube jeder meiner Kollegen ist happy, in diesem Job zu arbeiten und nicht in einer Company von „9 to 5“ – das gibt natürlich Energie und Ideen, sich wieder neu zu erfinden und mit viel Spaß und Enthusiasmus gute Qualität abzuliefern.

Daniel: Bei den anderen Bands, die ich gerade genannt hatte, geht das ja vielleicht noch, weil sie keine anderen Bands nebenher betreiben, aber Du hast ja mit Sinner, Rock Meets Classic, Jorn, Kiske / Somerville, Silent Force und Voodoo Circle auch noch alle Hände voll zu tun! Wie bekommt man das alles unter einen Hut?

Mat: Da kannst Du getrost die Hälfte streichen, und mit viel Liebe zum Job und gutem Zeitmanagement ist das durchaus möglich. Sinner mache ich, wenn bei Primal Fear Pause ist und Rock Meets Classic ist jedes Jahr für März oder April reserviert. Das ist allen Jungs klar, und Primal Fear hat Priorität.

Daniel: Du bist seit Jahren immer viel sehr live unterwegs. Merkt man da, dass es doch enorme Einbußen durch die Corona-Krise gibt? Oder können Albumverkäufe, Merchandise, Downloads und Streams dies dennoch einigermaßen stemmen?

Mat: Im Moment weiß ja noch niemand, in welche Richtung sich es entwickelt und wann wir wieder Shows spielen können. Ich glaube, ohne Shows bricht eine ganze Branche zusammen, und wir werden nicht weiter existieren können. Für Politiker ist Oper und Theater Kultur, der Rest ist Underground, ohne den es auch weitergeht und kein Schwanz jucken sollte. Da haben sich aber einige Herren schwer getäuscht und sollten die Steuerzahler unter uns nicht unterschätzen.

primal fearDaniel: Wie sehen bei Dir generell die Zukunftspläne aus? Getourt wird ja vermutlich erstmal nicht, oder?

Mat: Meine neue Produktion mit der Band IT’sALIE kommt am 18.09.2020 raus, und ich freue mich tierisch auf ein urbanes Rock-Album. Voodoo Circle wird gerade aufgenommen und Anfang nächsten Jahres veröffentlicht. Primal Fear Europa-Tour Nummer 1 im Februar/März 2021, Rock Meets Classic im April 2021, Primal Fear USA & Canada im Mai/Juni 2021, Festival Saison für Primal Fear und Sinner, dann Europa-Tour Nummer 2 im September/Oktober 2021, Japan im Oktober und - sollte es noch existieren - Südamerika danach.

Daniel: Na gut, Mat! Dann bedanke ich mich noch ein weiteres Mal für dieses Interview! Hast Du noch ein schönes Schlusswort?

Mat: Na klar, also erst mal Grüße an unsere Freunde und Fans, und ich bin auf Euer Feedback zu „Metal Commando“ gespannt – für mich die beste Primal Fear-Produktion und Sound unserer History!

Hier noch schnell der Link zu unserem alten Primal Fear-Interview, so dass Ihr die Chronologie am Stück lesen könnt:

http://www.crossfire-metal.de/11398-0-PRIMAL-FEAR-Die-Plattenfirmen-haben-sich-um-uns-gekloppt.html



Autor: Daniel Müller