PROFET - ...so richtig rabenfette Mucke...


Die Grünberger Formation von Prophet sticht so dermaßen deutlich aus dem Wust der Eigenproduktionen hervor, dass man einfach mehr über die Thrasher und ihr neues Album "Torture Of Flesh" erfahren muss. CROSSFIRE nahm sich der Sache an und fragte Bandgründer und Gitarrist Martin, der einige interessante Antworten auf Lager hatte, zum Beispiel wie ihr Bandname wirklich entstand…

logoJoxe: Hallo Martin! Bitte fasse doch einmal Eure Vergangenheit zusammen.
Ihr hattet nach Gründung zunächst ein Album und eine Split raus, hattet aber auch viele Besetzungswechsel...


Martin: Hi Joxe! Das ist richtig - ganz zu Anfang gab's bei uns recht viel Bewegung. Profet ist im Wesentlichen aus zwei Grünberger Heavy-Bands als Nebenprojekt hervorgegangen, um sich mit härterem Metal auszutoben. Insbesondere in den ersten Monaten, gegen Ende 2005, gabs viel Rotation, bis dann ein recht beständiges Line-Up zusammen war. Der Fokus lag dann erstmal voll auf Liveshows, darauf hatten wir Bock, und das ist bis heute für uns ein sehr wichtiger Punkt. Irgendwann hatten wir massig Songs angesammelt und wollten diese auch irgendwie festhalten, außerdem fragten immer mehr Leute, die unsere Musik mochten, auch nach einer CD. Unser erstes Album "Black Widow" entstand dann komplett in Eigenarbeit, daran haben wir lange gearbeitet, bis es 2012 endlich veröffentlicht werden konnte. Die Songs auf der Split stammen aus den selben Aufnahmesessions wie das erste Album und haben schlicht und einfach nicht mehr mit drauf gepasst, allerdings wollten wir sie unbedingt veröffentlichen. Kurz nachdem Black Widow rauskam, haben uns zwei Gründungsmitglieder verlassen, und wir mussten Gitarre und Bass neu besetzen, was aber viel frischen Wind in die Band gebracht hat und uns insgesamt sehr gut getan hat. Letztes Jahr haben wir dann unser aktuelles Album "Torture Of Flesh" aufgenommen, welches im Februar 2015 veröffentlicht wurde.

Joxe: Bitte stelle doch die Band mit den Members im heutigen Line-Up einmal vor.

Martin: Ganz vorne am Gesang haben wir Steggard, der seit 2005 mit dabei ist. Steggard ist für alles an Growls und Screams zuständig, singt gelegentlich aber auch klare Stimmen und schreibt die meisten Texte. Seit 2012 haben wir Lise an der Gitarre und Alex am Bass dabei, beide übernehmen auch Backing-Vocals, und Lise hat auch einige Texte zum neuen Album beigesteuert. Knuffi ist seit 2008 unser Tier an den Drums, und ich spiele Lead-Gitarre, singe auch manchmal und bin schon von Anfang mit dabei.

Joxe: Wo habt Ihr Eure musikalischen Erfahrungen gesammelt, in welchen
Bands habt Ihr vor Profet gespielt?


Martin: Profet war ja am Anfang das harte Nebenprojekt einiger Mitglieder der Grünberger Bands "Basic Rush" und "Racoon Ranch". Ich selber habe bei Racoon Ranch gespielt, hauptsächlich Covers und eigene Songs im Spektrum Motörhead - Metallica. Die beiden Basic Rush-Musiker sind 2012 bei uns ausgestiegen, machen aber soweit ich weiß in ihrer ursprünglichen Band noch weiter. Steggard hat mit mir zusammen bei einer Spaß-Band namens "Thundervulvas" gespielt, wo wir ausschließlich improvisierten; darüber ist er auch zu uns gekommen. Alex und Lise spielten früher schon zusammen bei "15 Days Of Death", daher kannten wir sie auch. Und Knuffi hat vor Profet in der Grünberger Metal-Coverband "Hämmatemesis" gespielt. Wir sind also alle schon mit Banderfahrung zu Profet gekommen.

Joxe: Wie seid Ihr auf Euren Bandnamen gekommen, welche Bedeutung steckt für Euch dahinter?

Martin: Das kommt von der Bezeichnung des damaligen Nebenprojekts, welches "so richtig rabenfette Mucke" machen sollte: Projekt Rabenfett! Eingekürzt kommt man damit auf Profet - aber der Bezug zum prophetischen Inhalten ist natürlich auch gewollt, da wir in unseren Songs unter anderem auch unsere kritischen Gedanken zum Thema Religion verarbeiten.

Joxe: Euer neues Album „Torture Of Flesh“ ist ein ziemlicher Hammer geworden. Habt Ihr es selbst veröffentlicht, weil sich kein Label fand?

Martin: Danke! Tatsächlich ist es mittlerweile schwierig für kleine Bands geworden, ein Label zu finden, welches faire Konditionen bietet. Es gibt wahnsinnig viele Bands und auch wahnsinnig viele gute, gleichzeitig steckt die klassische Plattenindustrie nach wie vor in der Krise. Wir haben eine ganze Zeit lang nach einem Label gesucht, wollten dann aber unsere Fans nicht länger warten lassen und haben in Eigenregie veröffentlicht. Aber ganz alleine sind wir dabei ja auch nicht - Marburg Records übernimmt für uns den Versand sowie den kompletten Onlinevertrieb, und das klappt hervorragend. Wir haben zwar selber noch viel Arbeit mit der Promotion, aber mit Marburg Records als Vertriebspartner stehen wir aktuell eigentlich besser da als manch andere Band unserer Größenordnung mit einem vollen Plattenvertrag. Gleichzeitig sind wir vollkommen frei und unabhängig, was alle Entscheidungen und Aktivitäten um die Band angeht. Von daher können wir nicht klagen!

profetJoxe: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Martin: Aufgenommen, gemischt und gemastert wurde alles in den Marburg Records Studios von Nico Rubner. Produziert haben wir selber in Zusammenarbeit mit Nico und Matze Richter, der auch das Ton-Engineering gemacht hat. So hatten wir zwar selber noch einen sehr hohen Einfluss auf das musikalische Gesamtbild, trotzdem bekommt man halt doch einige gute Anregungen, wenn noch zwei andere, externe und erfahrene Leute mit dabei sind, die die Musik vorher noch nicht gehört und etliche Male selber gespielt haben. Insgesamt haben wir das Album an elf Tagen eingespielt, was relativ knapp bemessen war, aber ich denke, dass das auch zu dem authentischen Sound beigetragen hat. Man hört halt nicht irgendein glattpoliertes, durch tausend Effektschleifen gescheuchtes Plastikprodukt, sondern man hört unsere Band so wie sie klingt.

Joxe: Wie läuft bei Euch das Songwriting ab, tragt Ihr Eure Ideen zusammen und arbeitet sie dann aus, oder hatte nur einer bei Euch die Ideen für zum Beispiel Spinett, Kindergesang und Einspieler, oder die mönchartigen Chöre in "Disciple Of God"?

Martin: Also ganz generell sammeln wir unsere Ideen als kleine Partituren mit Gitarren-, Bass- und Drumparts. Das können einzelne Riffs sein, Song-Segmente aus einem Jam im Proberaum oder sogar schon fast fertige Songs; und daran ist die gesamte Band beteiligt. Daraus entstehen dann die Songs, zuerst halt als musikalisches Grundgerüst. Dann schaut Steggard nach einem passenden Text, und wir feilen im Proberaum an den Feinheiten. Wenn uns der Song soweit gefällt, dass wir ihn dann auch mal in ein Live-Set aufnehmen, ist er meistens schon im finalen Zustand. Und da wir mit Lise und Steggard zwei sehr kreative Texter haben, haben wir schon Lyrik für mindestens noch ein Album auf Lager, Tendenz steigend. Dass "Disciple" am Anfang Mönchs-Chöre braucht, war sehr schnell klar, da der Song die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche aufgreift und eben im Refrain dieses gesungene "In Nomine Patris..."-Gebet zitiert. Das Spinett ist in Wirklichkeit eine alte Gitarr-Zither, die ich mir extra für die Aufnahmen gekauft habe. Ich wollte, dass das Intro von "Ice Age" genau so klingt, habe aber keinen passenden Gitarrensound gefunden, mir kurzerhand eine gebrauchte Zither gekauft und den Part darauf gelernt. Und der Kindergesang war tatsächlich eine spontane Idee im Studio. Da wir die Vocals einige Wochen nach den Instrumentalparts aufgenommen haben, konnten wir das möglich machen und einen befreundeten Musiker mit seiner Tochter zum Singen ins Studio einladen. Coole Aktion!

Joxe: Wer ist denn die weibliche Stimme in den Chören von "Ice Age", etwa Lise?

Martin: Genau, das ist Lise. Die beiden anderen Stimmen sind Steggard und ich. Lise und ich haben früher schon in Chören zusammen gesungen, sie war sogar mal im Landesjugendchor, glaube ich. Jedenfalls wollten wir die Möglichkeiten, die man damit hat, auch nutzen. Das hört man dann bei Ice Age, aber zum Beispiel auch im Refrain von "Nations Fall".

Joxe: Ihr schaut beim Songwriting auch gern über den Tellerrand hinaus. Songs wie „Warbringer" gehen auch klar in Richtung Black Metal. Ich nehme mal an, Ihr seid nicht nur Thrashfans?

Martin: Vollkommen richtig. Wir alle haben Geschmäcker, die über reinen Thrash Metal und teilweise sogar über Metal hinausgehen, und haben auch alle verschiedene Schwerpunkte. Ich höre viel Melodeath, beispielsweise Kalmah und Mercenary. Steggard kann sich auch für bombastischere Genres mit Orchestrierung begeistern. Alex hat eine Neigung zu urigem Ami-Deathmetal, Knuffi hört auch viel moderneres Zeugs was teilweise schon in Richtung Core geht. Und Lise hat einen unglaublich breitgefächerten Geschmack von klassischer Musik bis Black Metal und kennt auch unglaublich viel. Die Stile von Profet sind sowas wie unser gemeinsamer musikalischer Nenner. Und was Thrash angeht: beispielsweise mit Kreator kannst du uns alle jederzeit begeistern!

Joxe: Wie kam es zu der Idee, die Shootings zu „Torture Of Flesh“ in einer Metzgerei zu machen, oder war es ein Schlachthof?

Martin: Als der Albumtitel klar war, wollten wir das Artwork und die Fotos im Bezug zum Text des Titelsongs haben. Und "Torture Of Flesh" handelt halt vom Weg des Schnitzels, vom Stall über die Schlachtung bis zur Verdauung, ist also nicht so ganz bierernst gemeint. Auf der Basis haben wir dann mit unserer großartigen Fotografin Meike Dietz den Plan gefasst, ein ordentliches Splattershooting in einem Schlachthaus zu machen, welches aber nicht leicht zu finden war. Ich hatte die örtliche Metzgerinnung angeschrieben und um Möglichkeiten gebeten, aber da sah man den guten Ruf um die Hygiene in Gefahr. Letztlich hat Alex über seinen Vater, der Metzger ist, ein altes Dorf-Schlachthaus im Vogelsberg anmieten können, wo wir ordentlich mit Kunstblut rumsauen konnten und die Fotos gemacht haben. Direkt nebenan war ein Kühlhaus, in dem wir dann spontan auch fotografiert haben. Hatte was von Leichenhalle, da mussten wir unbedingt rein. Meike macht sonst hauptsächlich professionelle Portrait- und Hochzeitsfotografie, die hat gequiekt vor Freude, als sie uns mit Kunstblut einjauchen durfte!

profetJoxe: Was geschieht als nächstes bei Profet? Habt Ihr vor, das neue Album
auf die Bühne zu bringen? Shirts und coole Patches sind ja bereits
fertig…


Martin: Genau! Als nächstes haben wir das Ziel, dieses Jahr deutlich mehr live zu spielen als vorher. Man wird uns im Sommer bei verschiedenen Festivals sehen können: 'Der Detze Rockt' in der Eifel, das 'Rocken Festival' in Südhessen und auch das 'MISE Open Air' in unserer Region sind mit dabei, dazu eine ganze Reihe weiterer Livetermine. Aktuell planen wir auch ein eigenes Tagesfestival am 24. Oktober im Jokus in Gießen, bei dem wir unser zehnjähriges und unsere Freunde von Torturebitch ihr fünfjähriges Bestehen feiern werden. Wir werden auch eins der Sommerfestivals mit einer ganzen Ladung GoPro-Kameras filmen und den Sound aufnehmen, mal sehen was sich daraus ergibt. Und die ersten Songs fürs dritte Album sind auch schon fertig. Es passiert also gerade richtig viel um die Band, wir sind auf verschiedensten Baustellen aktiv und haben richtig Spaß dran!

Joxe: Welches sind Deine fünf Lieblingsalben aller Zeiten?

Martin: Das ist schwer zu sagen, da sich mein Geschmack über die Jahre immer weiterbewegt und entwickelt hat. Und auf dem Weg habe ich viel tolle Musik gehört, die auf nur fünf Alben schwer einzuschränken ist...  Aber es gibt ein paar Scheiben, die ich immer hören kann: Mercenary - "11 Dreams", Kalmah - "12 Gauge", Imperanon - "Stained", Slayer - "South Of Heaven" und Entombed - "Clandestine". Wenn ich das jetzt in ein paar Wochen lese, denk ich mir vermutlich: Fuck, warum hast du nicht XY genannt, die ist doch so wichtig. Aber die fünf genannten Dinger gehen eigentlich immer.

Joxe: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir!

Martin: Ja, ich hab zu danken, hat mir Spaß gemacht! Generell an alle Leute die durch CROSSFIRE jetzt auf uns aufmerksam geworden sind: gebt uns ne Chance und hört mal bei uns rein! Wir haben Songs auf unserem YouTube-Kanal http://www.youtube.com/profetmetal und auf allen gängigen Streamingseiten, und wenns Euch gefällt, besucht uns doch auch mal live. Aktuelle Infos gibts auch immer auf unserer facebook-Seite http://www.facebook.com/profetmetal!

 



Autor: Joxe Schaefer