NINJA - Jetzt ist die Zeit reif!


Manchmal wundere ich mich, wie viele alte Bands ungesehen in der Versenkung verschwunden sind und auf einmal wieder auftauchen. Neben S.D.I., Stormwitch (die kürzlich beide auf dem Metal Assault gespielt haben) und Universe, sind das überraschenderweise auch Ninja aus Wuppertal, die sogar mit „Into The Fire“ seit Ende 2014 ein neues Album fertig haben! Wie es dazu kam, und was seit ihrem letzten Album „Valley Of Wolves“, das bereits 1997 erschien, so im Lager von Ninja passiert ist, erfahrt ihr hier:

logoDaniel: Hi Ulrich! Lass uns mal ganz vorn vorne anfangen: Wie kam der Stein für Ninja in den Achtzigern ins Rollen? Und hattet Ihr schon vorher in anderen Bands gespielt?

Ulrich: Also gegründet wurde Ninja 1986 in Wuppertal von Holger von Scheidt (Gesang), Ulrich Siefen und Martin Reinert (Gitarren), Jörg Lennartz (Bass) und Cristoph Segreff (Drums), die auch die erste LP „Invincible“ 1988 einspielten. Wir hatten alle bereits einen musikalischen Background. Holger kam von Mordor und ich spielte unter anderem mit den ex-Accept-Leuten Jörg Fischer und Frank Friedrich 1982 bei Black Jack. Zu Peter Baltes, Wolf Hoffmann und Udo Dirkschneider halte ich auch immer noch Kontakt. Wir kennen uns noch aus alten Solinger Tagen.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? Und haben sich Eure Einflüsse in all den Jahren geändert?

Ulrich: Rainbow, Accept und Judas Priest, um nur einige zu nennen. Das ist auch bis heute noch so geblieben.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es nur um die Erfüllung der üblichen Metal-Kllischees? Oder steckt auch so etwas wie eine Kernaussage darin, die Ihr Euren Hörern vermitteln wollt?

Ulrich: Also, die Texte- bzw. Lyrics-Abteilung ist mehr so der Holger. Es geht zum Beispiel um Gefühle, den Tod, („Thunder“), die Hoffnung („Last Chance“), Veränderung („Frozen Time“), Erfahrungen im Leben etc.

Daniel: Lass uns mal die Band-Geschichte von hinten aufrollen! Wie seid Ihr damals an Euren Plattenvertrag bei D&S gekommen?

Ulrich: Zuerst waren wir nahe an einem Major-Deal bei Phonogram, aber das hat dann leider doch nicht funktioniert und ich habe dann schließlich den Kontakt zu D&S geknüpft, einem kleinen Indie-Label.

Daniel: Das Debüt „Invincible“ ist, soweit ich weiß, nur auf Vinyl erschienen. Hast Du eine Ahnung, wie viele Ihr davon verkauft habt? Gab es da jemals vom Label offizielle Zahlen?

Ulrich: Ich weiß es nicht genau, aber ich habe mal eine Zahl von 800 (?) gehört, kann es aber nicht beschwören...

Daniel: Wie sah eigentlich die deutsche Metalszene in den Achtzigern aus? Hattet Ihr Kontakt zu Bands aus Eurer Gegend, wie Axe Victims oder Regicide, oder sogar überregional zu Bands wie Gravestone, High Tension, Tyrant, S.D.I., Stormwitch, Sinner usw.? Gab es einen Zusammenhalt in der Szene? Wurde zusammen aufgetreten und gesoffen, so wie man sich das heute vorstellt? Oder waren alle Bands mehr oder weniger auf sich selbst angewiesen?

Ulrich: Also zu Axe Victims gab es damals keine Kontakte. Der Paul Dahlmann, der später bei Regicide spielte, war damals oft bei unseren Konzerten. Gespielt haben wir unter anderem mit Sinner, Running Wild, Mama, Steeler, ich glaube auch Blind Guardian, bin mir aber nicht sicher... Es war wohl bei einem Festival 1989.

Daniel: Stimmt es, dass André Hilgers (Sinner, Silent Force, ex-Rage, ex-Axxis) mal bei Euch getrommelt hat? Und hast Du heute noch Kontakt zu ihm?

Ulrich: Ja, in der Ninja-Besetzung von 1992, die „Liberty“ eingespielt hatte. Da war ich aber nicht dabei. Ich habe noch Kontakt über Facebook zu ihm.

ninjaDaniel: Warum war 1992 schon nach dem zweiten Album „Liberty“ Schluss bei Ninja? Was ist damals schief gelaufen?

Ulrich: Es gab bereits 1989 persönliche Differenzen. Damals waren der Drummer (Christoph) und ich draußen. Über die Situation 1992 kann ich daher keine Auskunft geben...

Daniel: Es gab 1997 eine kurze Rückkehr mit dem Comeback-Album „Valley Of Wolves“. Warum währte die Freude nur so kurz?

Ulrich: „Valley Of Wolfes“ hatte sehr gutes Songmaterial, aber 1997 war nicht die Zeit für traditionellen klassischen Metal der alten Schule. Wir fanden keinen Bassmann und Drummer und das Werk wurde nicht veröffentlicht.

Daniel: Wieso ist „Valley Of Wolves“ eigentlich ausschließlich als Download erhältlich? 1997 war doch noch gar nicht die Zeit für so etwas... Hattet Ihr kein Label für das Album finden können, um es auf CD zu veröffentlichen?

Ulrich: Es wurde auch erst 2014 als Download veröffentlicht. Den zweiten Teil der Frage habe ich soeben schon beantwortet.

Daniel: Ihr habt Euch überraschend reformiert und mit „Into The Fire“ 2014 ein neues Album hingelegt. Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Ulrich: Im Mai 2014 haben Holger und ich Ninja wieder ins Leben gerufen. Wir waren von Anfang an das Songwriter-Team von Ninja, und die Zusammenarbeit lief sehr gut. Wir hatten innerhalb kürzester Zeit fünfzehn Stücke, von denen es dann zwölf auf die CD schafften, die im November 2014 fertig gemischt und gemastert war. Gemischt hat sie Peter Dirkschneider und gemastert hat sie Mattes Pfeiffer von Redhead Productions, der auch mit U.D.O. zusammenarbeitet.

Daniel: Was habt Ihr überhaupt zwischen 1997 und 2014 in der Ninja-losen Zeit getrieben? Ich weiß, dass Du und Sänger Holger vom Scheidt eine gemeinsame Band zwischen 2002 und 2005 hattet, die Living Wreck hieß, von denen es aber nur ein Demo gab („Addicted To Rock“, 2005). Warum war diese Band nur so kurzlebig?

Ulrich: Holger und ich hatten Living Wreck gegründet, bei denen es aber auch drei Besetzungswechsel am Bass und Schlagzeug gab. Es hat einfach nicht funktioniert...

Daniel: Worin bestehen eigentlich genau die Unterschiede zwischen Ninja und Living Wreck, sowohl musikalisch als auch textlich? Oder waren Living Wreck einfach nur ein Ersatz für Ninja? Wenn der Sänger und der Gitarrist noch einmal gemeinsame Sache machen, liegt der Verdacht ja durchaus nah...

Ulrich: Schwer zu beantworten. Es gibt da schon Ähnlichkeiten, aber da war wohl die Zeit noch nicht reif für Ninja…

Daniel: Auch das Living Wreck-Demo ist, genau wie das dritte Ninja-Album „Valley Of Wolves“, nur als Download erhältlich. Wird es davon eines Tages auch eine Wiederveröffentlichung auf CD und/oder Vinyl geben? Oder ist das Thema ein für allemal abgeschlossen?

Ulrich: Ich muss Dich berichtigen: Living Wreck gibt es zur Zeit nicht als Download, obwohl Holger und ich die musikalischen Verwertungsrechte haben. Living Wreck wird es wohl nicht mehr geben...

Daniel: Seit 2014 sind die beiden Universe-Mitstreiter Carsten Sperl (Gitarre) und Hans Heringer (Schlagzeug) Teil der neuen Ninja-Besetzung. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen? Und wieso hatten die alten Recken keinen Bock mehr? Wären sie nicht auch noch in Frage gekommen? Oder haben sie mit Metal nichts mehr am Hut?

Ulrich: Also, Hans hat bereits nach dem Tod von Christoph und vor André bei Ninja getrommelt und er schlug uns Carsten vor, der mir auch von Universe bekannt war, uns auch von der Bühnenpräsenz und auch so gut gefiel. Holger und ich sind sehr mit Carsten an der Gitarre und Michael am Bass zufrieden. Und ich finde, zur Zeit haben wir das beste Line-Up ever! Zu den alten Recken: Jörg, der Basser, hatte kein Interesse, Martin hat sich vollkommen aus dem Musikgeschäft zurückgezogen und Christoph ist leider 2009 verstorben...

Daniel: Von der Urbesetzung sind heute nur noch Sänger Holger vom Scheidt und Du mit dabei. Warum handelt es sich bei Ninja für Dich heute immer noch um dieselbe Band?

Ulrich: Weil Holger und ich Ninja verkörpern und immer ein tolles Team im Studio und auch live waren und sind. Ich möchte hier einen treffenden Vergleich herbemühen: Sind Peter Baltes und Wolf Hoffmann Accept? Eine ähnliche Frage, meiner Meinung nach...

ninjaDaniel: Hast Du nicht die Befürchtung, dass Eure Fans Ninja in der heutigen Form nicht mehr akzeptieren könnten? Viele Mitstreiter sind nicht mehr mit dabei, die Pause war sehr lang und die Musik hat sich ja auch etwas verändert...

Ulrich: Nein, die Befürchtung habe ich nicht! Das Feedback auf die neue Scheibe war durchgehend gut und wir haben jetzt auch die Besetzung, dies live umzusetzen.

Daniel: Das erste Album „Invincible“ gab es nur auf Vinyl, das zweite, „Liberty“ irgendwann mal auf CD und das dritte, „Valley Of Wolves“ nur als Download. Wie kommen zu spät Geborene, die Ninja jetzt erst für sich entdecken, an die alten Sachen ran? Hast Du da eine Ahnung?

Ulrich: Diese Frage ist mir schon oft gestellt worden. Es wird die weitere Entwicklung der Band zeigen, was hier passiert...

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Ninja aus? Werdet Ihr wieder mehr live unterwegs sein? Wird es endlich alle Eure alten Alben auch vernünftig auf CD geben? Oder sollen sie alle auch mal auf Vinyl erscheinen? Bitte klär uns auf!

Ulrich: Ja, die ersten Livetermine stehen, unter anderem am 21. März 2015 im Mad Dog in Wuppertal. An Weiteren sind wir dran. Die werden auf unserer Website und unserer Facebook-Seite bekannt gegeben. Bezüglich der alten Alben (CD/Vinyl) müssen wir die Entwicklung abwarten, wie ich bereits sagte.

Daniel: Alles klar, Ulrich! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Ulrich: Liebe Classic Metal und Hardrock Fans: Ninja brennt wieder, live für Euch zu spielen. Kommt zu unseren Konzerten, kauft unsere CD „Into The Fire“ oder downloadet unser Material. Besucht unsere Seite und liket uns auf Facebook. Ihr werdet es nicht bereuen! Wir sind für Euch da! Wir leben für die Musik und die Bühne! Rock On!

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Autor: Daniel Müller