PATAN - Gehässig grinsende Hunde


Wer mich kennt, weiß, dass ich seit vielen Jahren auch Exoten-Sammler bin, wenn es um Metal geht. Einer dieser Exoten sind ohne Zweifel Patan aus Argentinien, die es schon seit 1991 gibt, hierzulande aber noch völlig unbekannt sind. Das liegt zum einen daran, dass Argentinien ganz schön weit vom Schuss ist, zum anderen aber wohl auch daran, dass sie nicht auf Englisch singen. In ihrer Heimat sind sie jedoch ganz groß und haben schon mit vielen europäischen, auch deutschen Bands zusammen gespielt. Höchste Zeit also, sie in Deutschland auch mal ein bisschen unters Volk zu mischen. Ich sprach mit dem Gitarristen Juan Pablo Iacono, der ausführlich Rede und Antwort stand.

logoDaniel: Hi Juan Pablo! Na, alles klar? Die meisten Leute werden Euch nicht kennen. Also erzähl unseren Lesern doch erstmal, wie es zu der Gründung von Patan kam!

Juan Pablo: Hi Daniel! Mir geht es gut, danke! Nun ja, mit Patan fing alles an, indem wir zunächst Coversongs von Judas Priest, Iron Maiden, Ozzy, Pantera, Megadeth usw. und Riff (einer alten argentinischen Hard Rock-Band um den Leadgitarristen Pappo, der nachweislich der erste Heavyrock-Gitarrist in Südamerika war) spielten. Meiner Meinung nach sind sie die beste Hard ´n´ Heavy-Band aus Argentinien. Diese Coversongs spielten wir Anfang der Neunziger. Mitte der Neunziger fingen wir dann damit an, unsere eigenen Songs zu schreiben, als unser Sänger Gabriel Oliverio zur Band stieß.

Daniel: Hattet Ihr vorher schon in anderen Bands gespielt?

Juan Pablo: Ja, wir sind alle professionelle Musiker und waren schon bei anderen Bands und Künstlern mit dabei.

Daniel: Was bedeutet der Bandname Patan überhaupt? Und inwiefern passt er zur Band?

Juan Pablo: Patan ist der spanische Name des Hundes Muttley, dem Partner von Pierre Nodoyuna, in der Zeichentrickserie „Dastardly And Muttley In Their Flying Machines“. Keine Ahnung, wie der bei Euch in Deutschland heißt... („Fliegende Männer In tollkühnen Kisten“; Anmerkung d. Red.) Aber er ist ein sarkastischer Hund und lächelt die ganze Zeit gehässig, so wie wir es bei unseren Proben tun, haha!

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse im Laufe der Jahre sehr verändert?

Juan Pablo: Unsere Einflüsse sind im Großen und Ganzen dieselben geblieben: Iron Maiden, Judas Priest, Ozzy, Black Sabbath, Kiss, Deep Purple, Saxon usw. Aber wir hören auch andere Musik, z. B. Thrash Metal, wie Metallica, Pantera, Megadeth, Anthrax oder auch Sachen wie Dream Theater. Ich persönlich stehe auf alten Rock ´n´ Roll wie die Dooby Brothers und alten Hard Rock wie Kansas, Boston, Toto, Aerosmith, Deep Purple, Led Zeppelin, Jimi Hendrix usw.

Daniel: Haben Euch vielleicht auch spanisch singende Bands aus anderen Ländern beeinflusst, wie z. B. Tierra Santa aus Spanien, Luzbel aus Mexiko oder Alvacast aus Uruguay? Kennst Du all diese Bands?

Juan Pablo: Nein, kenne ich nicht, außer Tierra Santa, weil wir 2007 und im April 2015 bei ihnen im Vorprogramm gespielt haben, als sie in Buenos Aires aufgetreten sind. Die besten Spanisch singenden Bands sind für mich Riff aus Argentinien und Barón Rojo aus Spanien.

patanDaniel: Bis auf Euren Sänger habt Ihr alle lange Haare. Ist das Euer heimlicher Tribut an Judas Priest? ;-)

Juan Pablo: Nein, haha! Das hat sich einfach so ergeben, weil unserem Sänger die Haare ausgefallen sind und er sich daraufhin entschlossen hatte, sich die Haare abzuschneiden!

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es nur um die Erfüllung der typischen Metal-Klischees? Oder wollt Ihr Euren Hörern damit auch etwas mitteilen?

Juan Pablo: Unsere Texte handeln von vielen verschiedenen Dingen, wie Metal-Klischees, Sex, Autos, Motorrädern, politischer Korruption, Spaß, Authentizität, davon, einfach nur Du selbst zu sein, dafür zu kämpfen, dass Deine Träume in Erfüllung gehen usw.

Daniel: Eure Texte sind alle auf Spanisch verfasst. Warum? Glaubst Du nicht, dass Ihr mit englischen Texten viel mehr Aufmerksamkeit auf Euch ziehen könntet?

Juan Pablo: Das liegt daran, dass Plattenfirmen in unserem Land keinerlei Interesse zeigen, Bands mit englischen Texten zu promoten. Keine Ahnung warum, aber das ist Fakt! Ich glaube, dass das aber auch der Grund dafür ist, warum die meisten Bands nicht über Argentiniens Landesgrenzen hinaus kommen...

Daniel: Alle Länder Südamerikas sprechen Spanisch, außer Brasilien, wo Portugiesisch gesprochen wird. Ist die englische Sprache ein großes Problem bei Euch? Können die Leute bei Euch überhaupt vernünftig Englisch sprechen? Oder ruhen sie sich darauf aus, dass Spanisch eine der Weltsprachen ist?

Juan Pablo: Eigentlich ist das gar kein so großes Problem hier. Dumm ist nur, dass die meisten zwar Englisch in der Schule lernen, es danach aber immer wieder sofort vergessen, weil sie es im Alltag nicht benutzen... Ich denke, das ist unser kulturelles Erbe des Spanischen Reiches, dass es uns damals in ihren Kolonien verboten hatte, Englisch zu sprechen, weil sie so lange mit England Krieg führten, haha! Aber natürlich kann es auch daran liegen, dass Spanisch eine Weltsprache ist, die von Millionen Leuten gesprochen wird; klar!

Daniel: Ich weiß, dass Ihr auch live spielt. Wie wichtig ist es Euch, auf der Bühne zu stehen und nicht nur zwischendurch mal im Studio ein neues Album aufzunehmen?

Juan Pablo: Beides ist für uns gleich wichtig!

Daniel: Soweit ich weiß, habt Ihr noch nie außerhalb von Argentinien gespielt. Stimmt das? Und gibt es Pläne dafür, eines Tages in Deutschland oder generell überhaupt in Europa aufzutreten?

Juan Pablo: Doch, wir waren schon im Ausland: in Chile, Peru, Ecuador, Bolivien, Paraguay und Uruguay. Und ich hoffe, dass wir auch bald mal nach Europa kommen! Wir benötigen dafür nur ein paar Promoter, die unsere Musik mögen und alle Kosten abdecken, damit wir eine Tour professionell aufziehen können. Wir haben Kontakt zu Leuten in Spanien, Deutschland, Polen und Dänemark, und wir warten immer noch darauf, auch im Land unserer Vorfahren spielen zu können...

patanDaniel: Ich habe irgendwo gelesen, dass Ihr mal im Vorprogramm von Helloween und Tierra Santa bei Euch in Argentinien gespielt habt! Wie seid Ihr da dran gekommen? Und wie war das Feedback von ihnen Eurer Musik gegenüber?

Juan Pablo: Ja, das stimmt und es war eine tolle Erfahrung für uns! Wir spielten auch schon mit Gamma Ray, Edguy, Avantasia, Grave Digger, Jorn, Baron Rojo, Rhapsody und ein paar anderen internationalen Bands zusammen. Das Feedback war immer positiv!

Daniel: Sind Patan eine große Band in Argentinien? Wie viele Alben verkauft Ihr so im Schnitt? Weißt Du das? Und wie viele Leute kommen immer so zu Euren Konzerten?

Juan Pablo: Wir sind eine der wichtigsten Metal-Bands in Argentinien und Latein-Amerika. Wir haben keinen Überblick über unsere genauen Verkaufszahlen, aber die Plattenfirma ist zufrieden mit unseren Absätzen. Wir spielen vor 200 bis 3000 Leuten, je nachdem. In Ecuador haben wir sogar mal vor 10.000 Leuten gespielt! Wir sind dort sehr groß!

Daniel: Ich komme aus Deutschland und bin über Facebook mit Euch in Kontakt getreten. Bekommt Ihr viel Resonanz aus dem Ausland?

Juan Pablo: Ja, wir haben auch Kontakt zu Leuten aus anderen Ländern. Überall in Latein-Amerika, der USA, in Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Polen, Großbritannien, Russland, Rumänien, Japan und ein paar anderen Ländern, deren Sprache ich nicht verstehe. Aber die Resonanzen waren bislang durchweg positiv!

Daniel: Ich weiß nur von CD-Veröffentlichungen. Gibt es eigentlich auch Patan-Alben auf Vinyl?

Juan Pablo: Nein, bislang nur CDs. Wir haben vor ein paar Jahren zwar mal über Vinyl gesprochen, aber das verlief dann irgendwie im Sande. Keine Ahnung, was daraus geworden ist...

Daniel: Eure ersten beiden Alben („Patan“, 1998 und „Sangre De Metal“, 2001) waren Eigenpressungen. War das nicht sauteuer, die CDs eigenhändig zu pressen? Und gab es damals kein Label, das an einer Veröffentlichung interessiert war?

Juan Pablo: Nur das Debüt „Patan“ war eine Eigenpressung. „Sangre De Metal“ hat der Horcas-Manager veröffentlicht, was eine schreckliche Erfahrung für uns war. Von „Acero“ an, das 2004 erschien, sind wir bei Icarus Records unter Vertrag. Ich habe keine Ahnung, was eine CD-Pressung heute kostet. Ich weiß nur, dass das in Argentinien sehr teuer und kompliziert ist, so etwas auf die Beine zu stellen.

Daniel: War es denn schwierig für Euch, einen Plattenvertrag zu bekommen?

Juan Pablo: Das Problem in Argentinien ist, dass Plattenfirmen im Regelfall erst dann Bands unter Vertrag nehmen, wenn sie sich etwas aufgebaut haben. Newcomer haben kaum eine Chance. Da gehen die Labels kein Risiko ein. Deshalb ist es hier normal, dass eine Band erst nach dem ersten oder zweiten Album einen Plattenvertrag bekommt.

Daniel: Es gab auch zwei Demos von Euch in den Neunzigern, die heute nicht mehr erhältlich sind: „Demoledor“ (1996) und „Colleccion Heavy Metal Argentino“ (1998). Ihr seid auch auf Tribut-Alben für Judas Priest („Painkiller“) und Baron Rójo („Exorcismo“) gewesen; beide 2006. Außerdem gab es im Jahr 2000 noch einen unveröffentlichten Samplertrack von Euch auf „Mujeres De La Noch“. Gibt es Pläne dafür, all dieses rare Zeug mal auf einer Kompilation zu veröffentlichen, damit der Hunger der Sammler gestillt ist?

Juan Pablo: Ja, das werden wir ganz sicher eines Tages tun, denn es gibt mittlerweile sehr viele Leute, die uns danach fragen! Wir wollen auch eines Tages eine Best Of-Compilation rausbringen, um den Fans einen kleinen Überblick zu verschaffen, außerdem eine DVD mit Interviews und der kompletten Band-Geschichte, alten Konzert-Aufnahmen und noch einige andere Projekte mehr!

Daniel: Wenn Leute dieses Interview lesen und auf einmal alles von Euch kaufen wollen, wo bekommen sie Euer Zeug am besten?

Juan Pablo: Sie können direkt an unsere Facebook-Gruppe „Patan Heavy Metal“,  oder an unsere Webseite „patan-heavymetal.com.ar“ schreiben oder auch direkt mit mir in Kontakt auf meinem persönlichen Facebook-Profil treten. Dort heiße ich, wie im wahren Leben: Juan Pablo Iacono.

patanDaniel: Übrigens kenne ich einen Plattendealer aus Berlin, Rainer Krukenberg, der bekannt dafür ist, das größte Metal-Sortiment aus Südamerika weltweit anzubieten. Kennst Du ihn? Wenn ja, habt Ihr noch Kontakt? Und vertreibt er vielleicht sogar noch Euer Zeug in Deutschland und Europa?

Juan Pablo: Ja, den kennen wir tatsächlich! Er hat schon hundert oder noch mehr CDs von unseren ersten beiden Alben bei uns gekauft und sie nach Deutschland importiert. Später haben wir dann viele gute Kritiken über uns gelesen auf Internetseiten unter anderem in Deutschland, Dänemark und Polen, weil er unsere CDs verbreitet hat. Wir haben Rainer viel zu verdanken! Wir haben leider vor etwa zwölf Jahren den Kontakt zu ihm verloren. Ich weiß aber, dass er einen Vertrieb hat und unsere Alben quer durch Europa verschickt. Hast Du noch Kontakt zu ihm? Dann grüße ihn mal von uns!

Daniel: Soweit ich weiß, sind von der Original-Besetzung immer noch mindestens drei Leute bei Patan mit an Bord. Ist es Dir wichtig, dass Patan ein verschworener Haufen guter Freunde ist und nicht nur eine Art „Job“?

Juan Pablo: Na ja, eigentlich sind wir tatsächlich in erster Linie professionelle Musiker. Die Freundschaft steht bei uns nur an zweiter Stelle. Wir verstehen uns zwar alle ganz gut, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob wir wirklich gute Freunde sind... Das Wichtigste ist für uns, dass die Chemie innerhalb der Band für unsere Musik stimmt!

Daniel: Lass uns auch bitte mal kurz über die Metalszene in Argentinien reden, ja? Ich bin nämlich ein großer Fan von Bands wie Rata Blanca, Horcas, natürlich Patan (hehe!), Hermética, El Dragon und Helker. Seid Ihr mit einigen dieser Bands in Kontakt? Und wie ist die argentinische Metalszene so? Halten die Bands zusammen, wenn es zum Beispiel um die Organisation von Konzerten geht?

Juan Pablo: Ich respektiere Bands wie Rata Blanca, auch wenn sie nicht gerade meine Lieblingsband sind. Für mich war, wie bereits erwähnt, Riff die beste Hard ´n´ Heavy-Band in Argentinien. Ich mag die einheimische Szene nicht besonders. Das gilt vor allem für Hermética, aber das ist meine ganz persönliche Meinung. Wir mögen am liebsten Bands aus England, den USA oder aus europäischen Ländern, wie Deutschland, Schweden oder Spanien. Der Zusammenhalt in der argentinischen Metalszene ist leider alles andere als gut...

Daniel: Gibt es denn einige Metal-Bands aus Argentinien, die Du uns empfehlen kannst, egal ob alt oder neu?

Juan Pablo: Ich kann Dir eigentlich nur ein paar alte Bands empfehlen, wie Riff, Pescado Rabioso, Boxer und Pappo´s Blues.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Patan aus?

Juan Pablo: Wir wollen ein neues Album sowohl auf Spanisch, als auch auf Englisch aufnehmen! Möglicherweise werden auch Neuveröffentlichungen unserer alten Alben in englischer Sprache folgen!

Daniel: OK, Juan Pablo! Danke für das Interview! Das Schlusswort gehört Dir!

Juan Pablo: Danke für das Interview, Daniel! Ich hoffe, dass Du mit unseren Antworten etwas anfangen kannst! Wir wollen alle Metal-Fans in Deutschland, Holland, England usw. grüßen! Und ich hoffe, dass wir auch bald mal in Europa spielen werden! Vielen Dank für alles!

http://www.patan-heavymetal.com.ar/

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https://www.youtube.com/user/patanheavymetal

 



Autor: Daniel Müller