STORMWITCH - Aufrichtigkeit zahlt sich aus


Stormwitch sind eine der dienstältesten Metalbands Deutschlands. Nach dem recht kurzen Hype durch Hammerfall 1997/98 (Stichwort: "Ravenlord"-Coverversion) und ihrem letzten Studioalbum "Witchcraft" im Jahre 2004 ist es aber wieder sehr ruhig um sie geworden. Allerdings schrauben sie gerade an einem neuen Album, das Anfang 2012 erscheinen soll. Grund genug für mich, eine der besten und unterbewertetsten Götterbands überhaupt mal auf den Zahn zu fühlen und die komplette Bandgeschichte für Euch von hinten aufzurollen!

STORMWITCH logo INTI 2012Daniel: Hey Andy! Ihr arbeitet nach Jahren endlich mal wieder an einem neuen Album. Erzähl uns mal etwas darüber! Wann soll es erscheinen? Handelt es sich um ein Konzept-Album? Bei welchem Label erscheint es? Und wird es dieses Mal auch endlich wieder mal eine Vinyl-Version geben?

Andy: Geplant ist das Erscheinen des neuen Albums im Herbst 2011. Wenn es dumm läuft, könnte es sich aber auch bis Weihnachten hinziehen, da wir alle mit verschiedenen anderen Aktivitäten ziemlich eingespannt sind. („Season Of The Witch“ ist bislang noch nict erschienen). Es wird kein Konzept-Album werden. Wir stehen mit verschiedenen Labels in Verhandlung. Auf jeden Fall werden wir versuchen, auch wieder eine Vinyl-Version auf den Markt zu bringen.

Daniel: Erzähl uns mal etwas über Eure neue Besetzung! Stoney (u. a. ex-Tyran´ Pace, Chinchilla) und Stefan Köllner (ex-Domain, ex-Symphorce) sind ja keine Unbekannten... Der neue Gitarrist Marc Scheunert ist dagegen erst 1991 geboren?! Wie bist Du auf das neue Line-Up aufmerksam geworden?

Andy: 2005 bin ich zufällig wieder auf unseren ersten Bassisten Jürgen gestoßen. Jürgen empfahl mir Marc und übers Internet hatte er sich mit Stoney angefreundet. Stoney wiederum hat Stefan Köllner ins Boot gebracht.

Daniel: Euer letztes Album „Witchcraft“ ist von 2004. Warum hat dieses Mal denn alles so lange gedauert? 

Andy:Ich wollte erst wieder loslegen, wenn ich eine Truppe zusammen habe, bei der die Chemie wirklich stimmt.

Daniel: Du hast die Band 2002 reformiert. Aber dennoch bringt ihr seitdem sehr unregelmäßig neue Alben heraus. Ist Stormwitch für Dich überhaupt noch eine richtige Band oder eher nur noch ein Projekt für zwischendurch? Du hast Dich ja auch meines Wissens nie in irgendwelchen Nebenprojekten ausgelebt, oder? 

Andy: ‚Richtig' ist eine Band immer dann, wenn es innerhalb der Band nicht um die Egoprobleme eines Einzelnen oder hinterhältige Geldgier geht, sondern wenn man zusammenhält und gerne miteinander arbeitet. Im Moment ist STORMWITCH wieder eine richtige Band.

Daniel: Hast Du noch Kontakt zu Harald Spengler (alias Lee Tarot) oder seid ihr noch befreundet? Er soll ja damals fast die komplette Musik und alle Texte geschrieben haben. Er hat nach seiner Zeit bei Stormwitch nur noch ein Album gemacht (Tarot´s Myst – „Odyssey“, 1999; kurioserweise soll er das Album zwar komplett geschrieben, aber keinen einzigen Ton darauf eingespielt haben). Es klang schon sehr nach Stormwitch, finde ich. Nach musikalischen Differenzen klang das nicht gerade. Hast Du das Album überhaupt mal gehört? Warum habt ihr Euch damals von ihm getrennt? Und warum kam er für die Reunion 2002 nicht in Frage?

Andy: Aufrichtigkeit war mir immer das Wichtigste, und Harald hat ein paar Dinger gedreht, an denen unsere Freundschaft zerbrochen ist. In der Anfangszeit von Stormwitch haben hauptsächlich Stefan Kaufmann und Harald zusammen das Material erarbeitet. Aber später habe ich auch Songs geschrieben, aber der ganze Bürokram mit GEMA-Anmeldung usw. war mir zu stressig, und so liefen die Sachen von mir auch auf Spengler und Kaufmann. Harald hat 1989 Stormwitch als aktiver Musiker verlassen. Er wollte nicht mehr selbst Gitarre spielen, sondern lieber im Hintergrund die Fäden ziehen. Zu diesem Zeitpunkt wollte er auch radiotaugliches, poppigeres Material. ´I Want You Around´ auf ´Eye Of The Storm´ ist ein gutes Beispiel dafür. Da gab es dann schon musikalische Differenzen. Durch den Erfolg von Hammerfall hat er dann seine Meinung wieder geändert, was auf dem ´Odyssey´-Album zu hören ist.

Daniel: Da ich selber auch Schlagzeug spiele, muss ich Dir sagen, dass ich es schade finde, dass Ur-Mitglied Peter Langer (alias Pete Lancer) seit der Trennung 1994 auch nicht mehr dabei ist. Hast Du noch Kontakt zu ihm? Und kennst Du seine neue Band ‚The Armada’, bei der auch Damir Uzunovic Gitarre spielt, der auf „War Of The Wizards“ (1992) und „Shogun“ (1994) zu hören war?

Andy: Peter Langer mochte ich immer am liebsten von allen Bandmitgliedern, obwohl er mich oft nicht verstanden hat, da er ein sehr rationaler Typ ist, und ich ein sehr emotionaler Mensch bin. Als wir 2002 wieder losgelegt haben, war er leider anderweitig beschäftigt. Ich kenne die Armada-Scheiben und finde sie interessant und hörenswert.

Daniel: Wühlen wir mal ein bisschen in der Vergangenheit. Ihr habt, ohne jemals ein Demo aufgenommen zu haben, ziemlich schnell einen Plattenvertrag bekommen. War das von Anfang an so geplant? Oder hattet ihr dabei auch ein bisschen Glück?

Andy: Es war reines Glück. Wir spielten auf einem Fest eines Motorrad-Clubs, und bei der Hauptband saß Peter Garratoni in der Schießbude. Er war einer der Teilhaber von Gama.Records. Er fand uns klasse und lud uns in sein Studio ein.

Daniel: Ihr habt „Walpurgis Night“ seinerzeit live im Studio eingespielt. Warum? Lag es an Geld- und/oder Zeitmangel? Oder wolltet ihr die Platte live einspielen, um ein bestimmtes Feeling einzufangen? Ab „Tales Of Terror“ habt ihr ja immer alles getrennt mit mehreren Spuren aufgenommen, wie das heute so üblich ist…

Andy: Beim ersten Album war es der Versuch, möglichst 'live' rüberzukommen. Das Endergebnis war praktisch nicht mischbar. Darum haben wir dann später die Spuren einzeln aufgenommen.

Daniel: Wieso ist Euer zweites Album „Tales Of Terror“ – im Gegensatz zu den anderen Alben der 80er - eigentlich bis 2005 nie auf CD erschienen? Gab es da einen bestimmten Grund für?

Andy: „Ja: Die Mastertapes sind bei einem Brand im Studio zerstört worden.

Daniel: 1986 – auf Eurem dritten Album „Stronger Than Heaven“ – habt ihr Euer Leather and Spikes-Outfit der Anfangstage gegen Barock-Kleidung ausgetauscht; ein Schritt, den auch Running Wild etwa zeitgleich gegangen sind. Das machte sich auch bei den Texten bemerkbar: Statt „Black Demon“ oder „Adrian (Son Of Satan)“ hatten sie auf einmal dieses Piraten-Image. Und bei Euch gab es statt „Priest Of Evil“ oder „Hell´s Still Alive“ z. B. den Piraten-Song „Tigers Of The Sea“. War das Absicht oder Zufall? Hattet ihr damals Kontakt zu Running Wild? Wie kam es damals zu dieser neuen Ausrichtung?

Andy: Ich kann mich noch an ein Festival in Augsburg erinnern, da hatten wie schon die Barock-Klamotten an und Running Wild kamen noch in Leder. Vielleicht haben sie sich ja von uns inspirieren lassen? Ich weiß es nicht… Manchmal denken Menschen parallel in eine ähnliche Richtung. Es war wohl der Zeitgeist. Diese ganze Black- und Death Metal-Kiste ging uns zuerst ganz schön auf die Nerven, denn wir wollten melodische Musik machen. Ich persönlich habe vor einigen dieser Bands großen Respekt, denn sie sind sehr konsequent.

Daniel: Auf den Re-Releases der ersten drei Alben waren bislang unveröffentlichte Songs enthalten, die es aber scheinbar nur als Live-Versionen gab. Habt ihr davon auch Studioversionen aufgenommen? Und wieso haben sie es nicht auch auf die Alben geschafft? Sie waren doch eigentlich genauso gut…

Andy: Die Songs auf den Re-Releases sind wirklich gut. Bei den Aufnahmen zu ´Walpurgis Night´ sind sie aber unter den Tisch gefallen, und so gibt es keine Studioaufnahmen von diesen Songs…

Daniel: Ursprünglich wurdet ihr in Euren Anfangstagen aufgrund Eurer düsteren Texte als Black Metal-Band eingestuft. Danach kam die Beschreibung „Masters Of Black Romantic“ auf. Kam diese Bezeichnung von Euch selbst? Wolltet ihr Euch von der aufkeimenden Black Metal-Welle distanzieren? Fandest Du „Masters Of Black Romantic“ überhaupt passend für Eure Musik? Oder klang Dir das zu „Gothic-mäßig“?

Andy: 'Masters Of Black Romantic' hat uns mal ein Fan genannt, und wir haben das übernommen. Es klang einfach interessant, und von einer Gothic-Szene war damals noch nichts zu spüren.

Daniel: Weißt Du eigentlich, wie das kommt, dass das Label Laserlight Digital das „The Beauty And The Beast“-Album Anfang der 90er mit anderem Cover und anderem Band-Logo für lausige 10-12 DM in Elektrofachmärkten verramscht hat? Es gab auch billige Sampler, auf denen ihr vertreten wart (z. B. die Doppel-CD „European Metal Attack“ oder „Rock Masters“), auf denen auch Bands wie Gravestone, Tyrant, S.D.I., Darkness, High Tension, Tyran´ Pace, Veto usw. drauf waren, denen es ebenso erging… Hattet ihr damals die Rechte an den Alben verloren?

Andy: Gut, dass Du das ansprichst! Warnung an alle jungen Bands! Unterschreibt keine Verträge, ohne sie vorher ausführlich geprüft zu haben! Wir haben damals tatsächlich alle Rechte an Gama verkauft, und Gama hat sie dann in den 90ern an alle mögliche Leute, u.a. Laserlight, weiter verkauft.

Daniel: Auch „The Beauty And The Beast“ wurde 2005 von Battlecry Records wiederveröffentlicht. Als Bonus ist dort ein kompletter Live-Mitschnitt eines Konzertes in Hanau vom 06.10.1990 enthalten. Die Aufnahme ist richtig gut! Wo habt ihr denn diese alte Aufnahme auf einmal hergeholt; noch dazu in dieser Qualität? Lag die noch verstaubt in Deinem Keller? Oder hat die Euch ein Bootleg-Sammler zukommen lassen? Würde mich mal interessieren…

Andy: Ein Fan hatte die Aufnahmen bei sich zu Hause. Auf unsere Fans konnten wir uns schon immer verlassen.

Daniel: Ich habe neulich übrigens bei Ebay eine CD entdeckt, die mir bislang völlig unbekannt war, und die auch nicht bei Metal Archives verzeichnet ist: „Call Of The Wicked“ (soll 2008 erschienen sein). Handelt es sich dabei um eine offizielle Veröffentlichung? „The Beauty And The Beast“ unter einem anderen Titel? Oder ist es eine weitere Compilation? Klär uns doch mal auf!

Andy: Es tauchen immer wieder alte Sachen auf, da die Rechte immer wieder weiter verkauft werden. Wir haben leider keinen Einfluss darauf.

Daniel: Ich würde Dir gerne eine Frage zu „Live In Budapest“ (1989) stellen: Das Publikum ist dort Stadion-mäßig laut. Wie groß wart ihr dort damals? Weißt Du etwas über Eure Platten-Verkäufe in Ungarn? Und wie groß wart ihr hier in Deutschland überhaupt? Im Booklet der „Priest Of Evil“-Compilation (1998) stand, dass ihr in Süddeutschland z. T. vor bis zu 3000 Leuten gespielt habt! Wieso seid ihr dann nie aus dem Underground herausgekommen? Heute spielen Bands wie z. B. Overkill ja noch nicht einmal vor solch einer Kulisse…

Andy: Sehr groß! Wir waren damals in den Jahren 1986, ´87 und ´89 in allen großen Städten in Ungarn. Es gab alle Alben und alle Album-Covers als T-Shirts. Leider alles Schwarzpressungen. Ich schätze, wir haben da viel Geld verloren. Was soll´s. Blöd gelaufen. Weil Gama uns nicht aus dem Vertrag ließen und andererseits auch nichts investieren wollten. Werbung muss eben sein.

Daniel: Von „Live In Budapest“ gab es eine sauteure LP-Version mit einem wunderschönen Fantasy-Cover, die heute auf Metalbörsen etwa 50-60 € kostet, und eine billige CD-Version, die ich mal für 3 € gekauft habe, wo allerdings Pausen zwischen den Tracks sind (wie bei einer schlecht gebrannten CD). Wieso wurde sie 2005 nicht genauso schön und offiziell von Battlecry Records wiederveröffentlicht wie die ersten vier Alben?

Andy: Das ist eine Frage, die nur Battlecry Records beantworten können. Als Künstler kann man es nicht immer beeinflussen, was das Musikgeschäft mit den Sachen macht, die man mal aufgenommen hat.

Daniel: Während die Metal-Szene immer heftiger wurde, wurden STORMWITCH mit „Eye Of The Storm“ immer softer. War das damals ein bewusster Schritt? Oder hat sich das so ergeben? War da vielleicht schon die Luft raus und die Trennung von Lee Tarot bereits absehbar?

„Andy: Lee Tarot, also Harald Spengler, wollte das so, wie oben schon erwähnt.

STORMWITCH cover tales INTI 2012Daniel: War Of The Wizards“ bedeutet mir persönlich relativ viel, weil ich durch diese Platte auf STORMWITCH aufmerksam geworden bin. Ein durchschnittliches Review (4/7 Punkten) in meinem ersten selbst gekauften Metal Hammer (1992; damals war ich 13 oder 14) konnten mich nicht daran hindern, in die Platte rein zu hören. Ich fand das Cover irgendwie geil und war davon fasziniert (früher hat man CDs ja noch blind nach Cover gekauft, ohne sie sich vorher anzuhören, hehe!). Im Nachhinein sind dort aber viele  - na ja, wie soll ich sagen – „kitschige“ (nicht negativ gemeint!) Melodien drauf. Die Songs rockten einfach nicht mehr so wie früher. Auf „Shogun“ (1994) habt ihr zwar mit „Stranded“ den wohl härtesten Song der Band-Geschichte geschrieben. Allerdings fehlte diesem Album insgesamt der rote Faden. Wie stehst Du heute zu diesen beiden Scheiben?

Andy: Durch den Weggang von Harald 1989 und dann 1991 von Stefan war künstlerisch erst mal ein Loch entstanden, das so schnell nicht zu stopfen war. Sowas braucht Zeit. Dazu kam, dass der klassische, melodische Metal zu dieser Zeit ganz generell auf dem Tiefpunkt war; auch der METAL-HAMMER wollte sich nicht mehr Metal Hammer nennen. Damir (der Gitarrist auf „War Of The Wizards“; Anm.d.Verf.) brachte dann gerade bei 'Shogun' auch noch ganz neue Einflüsse in die Band. Wie waren in jeder Beziehung in einer Sackgasse. Ich hab's dann auch bleiben lassen, und Damir und Peter haben als The Armada weiter gemacht. Ich hab mich zurückgezogen, in der Hoffnung, dass sich die Zeiten wieder ändern.

Daniel: Wo wir gerade bei Alben sind, die etwas aus dem Rahmen fallen: Bist Du insgesamt mit allen STORMWITCH-Veröffentlichungen zufrieden? Oder gibt es welche, von denen Du denkst, dass sie ganz anders hätten klingen sollen?

Andy: Ich finde alle STORMWITCH-Alben gut. Sie waren zu ihrer Zeit alle richtig, und in jedem steckt sehr viel Idealismus und Herzblut.

Daniel: 1997 hast Du auf dem BANG YOUR HEAD-Festival mit Hammerfall „Ravenlord“ live gespielt, die den Song im selben Jahr auf ihrer Maxi-CD „Glory To The Brave“ veröffentlicht hatten. Viele (vor allem jüngere) Metalheads kannten STORMWITCH vorher gar nicht. Inwieweit sind Hamerfall dafür verantwortlich gewesen, dass Du wieder Bock auf STORMWITCH hattest? Die „Priest Of Evil“ ließ danach ja auch nicht mehr lange auf sich warten und erschien bereits 1998…

Andy: Viele Dinge sind damals nach meinem Auftritt mit Hammerfall parallel passiert:

1. Ich wäre nie mit Hammerfall aufgetreten, wenn wir uns nicht persönlich gekannt und gemocht hätten. Markus Wosgien von Nuclear Blast hatte mich ihnen bekannt gemacht.

2. Bock auf STORMWITCH habe ich wieder bekommen durch den Song ' Dance With The Witches '  - damals noch ohne Text - von Martin Winkler, den er mir in seinem Studio vorgespielt hat.

3. Die ' Priest Of Evil ' ist nicht auf meinem Mist gewachsen! Dies war eine Sache von Harald Spengler und Peter Garattoni (Gama Records-Label-Chef; Anm.d.Verf.). Die beiden wollten wohl primär damit Geld verdienen.

Daniel: Wie kam es eigentlich dazu, dass Du als STORMWITCH alleine weitergeführt hast? Ich meine, Du spielst kein Instrument und die Musik auf den Frühwerken hast Du ja nach Aussagen von Lee Tarot auch nicht geschrieben… Gab es da nie Probleme mit den Namensrechten?

Andy: Hier irrt der Frager: Mein erstes Instrument war Trompete, die ich ganz klassisch, also auch Noten lesen, und nach Noten spielen, gelernt habe. Später hatte ich dann Gitarrenunterricht und mein Lehrer war der Leiter der Schulband, die noch einen Sänger brauchte. Und so wurde ich zum Sänger gemacht. Das Klavier spielen habe ich mir im Laufe der Jahre selbst beigebracht. Wie gesagt, ich habe auch schon früher Songs geschrieben, und auf welchen Namen sie liefen, war und ist mir egal. Ich mag Musik solange ich denken kann, und Ruhm und Reichtum waren mir nie sooo wichtig. Wichtig ist, dass die Musik, die ich mache, was hat und originell ist. Nein, es haben ja alle nach und nach aufgehört und die Band verlassen.

Daniel: Seit der Reunion bist Du allein für die Texte zuständig. Welche Autoren, Bücher oder auch Filme inspirieren Dich?

Andy: Die Texte hat früher Harald geschrieben. Seit dem 'War Of Wizards'-Album schreibe ich die Texte mit meiner Frau. Ich bin für jede Geschichte offen, die einen guten Text ergeben könnte. Autoren: z. B. H. Walpole, Ann Radcliffe oder M.G. Lewis. Filme: ´Les Vampires´ von 1915, ´Das Cabinet des Dr. Caligari´ von 1919 oder ´Der Fuhrmann des Todes´ von 1921.

Daniel: Ihr habt 2004 auf dem KEEP IT TRUE gespielt. Ich war damals auch da und total begeistert von Eurer Spielfreude. Da war gerade das Album „Dance With The Witches“ draußen. Ihr habt den Gig auch in der damaligen Besetzung absolviert. Das KIT ist ja mittlerweile sehr für seine Retro-Gigs bekannt. Haben sie Euch damals vorgeschlagen, in Originalbesetzung zu spielen? Und wenn ja: Warum kam das nicht zustande?

Andy: Nein!

Daniel: Wie bringst Du das als Sänger fertig, jedem neuen Musiker alles zu erklären, was er spielen soll? Ich als Schlagzeuger könnte das bei einem Gitarristen oder Bassisten jedenfalls nicht, weil ich diese Instrumente nicht beherrsche. Wie ist das bei Dir? Spielst Du außerhalb von STORMWITCH ein Instrument?

Andy: Bei den alten Sachen ist es doch einfach: Sie spielen, was sie hören. Bei den neuen Sachen ist es gut, wenn man ein Klavier oder ein Keyboard zur Hand hat - auf der Klaviertastatur kann ich jedem jeden einzelnen Ton zeigen. Was aber bei der jetzigen Truppe zum Glück nicht nötig ist, weil die selber Einiges auf der Pfanne haben.

Daniel: Du hattest auch nach der Reunion immer wieder mit Line-Up-Problemen zu kämpfen. Was baut Dich immer wieder auf? Und warum hast Du immer unter STORMWITCH weitergemacht, ohne das Handtuch zu werfen?

Andy: Ich war schon immer sehr sportbegeistert, und eigentlich ist es mit einer Band wie beim Fußball: Eine Mannschaft hat einen Glauben und ein Ziel. Und manchmal stimmt die Chemie und alles läuft super, und plötzlich geht alles schief und man ist Letzter in der Tabelle. Und dann gewinnt man wieder.

Daniel: Ich habe auf Eurer Homepage gelesen, dass ihr erst neulich wieder in Ungarn gespielt habt. Wie viele Leute zieht ihr da heute noch? Wart ihr Headliner? Oder habt ihr eine ungarische Band dort supportet? Würde mich mal interessieren, da ihr ja auch Euer Live-Album damals dort drüben aufgenommen habt…

Andy: Es war wie in alten Zeiten: Wie haben Samstag abends gespielt, und das Publikum und wir hatten Spaß.

Daniel: Werdet ihr endlich wieder öfter live spielen, wenn das Album draußen ist? Vielleicht auch ein paar kultige Festivals wie das KEEP IT TRUE oder HEADBANGERS OPEN AIR?

Andy: Mehr live spielen wäre schön! Mal schauen...

Daniel: Na gut, Andy! Du bist jetzt endlich von diesem Marathon erlöst, hehe! Die letzten Worte gehören Dir!

Andy: Danke an Dich und an Alle, die uns so lange treu geblieben sind.

Daniel: Ich bin sehr froh, dass das mit dem STORMWITCH-Interview geklappt hat! Stoney (der neue Gitarrist) hatte mir das Interview wohl schon im Juli geschickt. Allerdings ist es irgendwie verloren gegangen. Beim zweiten Versuch kam nur die Hälfte an... . Hier steckt eine Menge Stress, aber auch sehr viel Herzblut drin! Egal, es ist zum Glück alles gut gegangen! Und es ist schön, dass eine der dienstältesten Deutschen Metal-Bands endlich wieder zurück ist! The Witch is alive! Hier noch schnell die Internetseiten der Band:

http://www.stormwitch.de

http://www.myspace.com/183669346

http://www.lastfm.de/music/Stormwitch

 



Autor: Daniel Müller