Daniel: Hi Pavel! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Entstehung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Neutral!
Pavel: Hallo Dany! Die ersten Gehversuche der Band gab es nach der Gründung im Jahr 2004. Die meisten von uns waren damals noch in der Schule. Damals lernten und sammelten wir beim Spielen verschiedene Rock-Techniken und im allgemeinen Musikkenntnisse von berühmten Hard Rock- und Metal-Bands, wie zum Beispiel Helloween, Iron Maiden, Hammerfall oder Arakain. Aus der ursprünglichen Besetzung bin ich das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Etwa im Jahr 2009 begann das Schaffen eigenen Songmaterials für Neutral, das später auf unserer bisher einzigen CD „Brána Osudů“ erschien, was auf Deutsch so viel wie „Tor Der Seele“ bedeutet. Diese CD kam am Ende des Jahres 2011 heraus. Ein Jahr später haben wir die digitale Single „V Zajetí Stínů “ („Im Gefängnis der Schatten“) aufgenommen. Seitdem gab es in der Band eine Reihe von Veränderungen. Erst vor kurzem stabilisierte sich unsere Besetzung endlich.
Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?
Pavel: Wie bereits oben erwähnt, beeinflussten uns die ausländischen Bands wie Helloween, Iron Maiden, Hammerfall, Avantasia usw. oder finnische Bands wie Nightwish und Children Of Bodom. Aber auch Bands aus unserem Land, wie Arakain oder Kreyson, spielten eine wichtige Rolle für uns als Einfluss.
Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Und steckt eine gewisse Botschaft in ihnen, die Ihr dem Hörer vermitteln wollt?
Pavel: Unsere Texte handeln meistens von fiktiven Personen und ihren vielfältigen Schicksälen, in denen oft eine Sehnsucht oder eine Qual steckt. Bei dem Lied „Ikarův Plán“ („Plan Des Ikarus“) handelt es sich aber zum Beispiel nicht um Ikarus selbst (obwohl es so zu sein scheint), sondern es geht es um einen Menschen, der große Ziele hat. Dieser Held bemüht sich, diese großen Ziele zu erreichen, trotz aller Missgunst seines Schicksals. Er bemüht sich im wahrsten Sinne des Wortes, „zu den Sternen aufzusteigen“.
Daniel: Eure Texte sind in Eurer tschechischen Landesprache verfasst. Warum? Verstehen Eure Fans die Texte sonst nicht? Ist das in Tschechien heute immer so noch ein Problem?
Pavel: Nein, in Tschechien gibt es natürlich kein Problem mit der englischen Sprache. Wir sind einfach der Meinung, dass fast jeder auf Englisch singen möchte und sich um jeden Preis bemüht, weltoffen zu sein. Wir setzen auf unsere Landesprache, die im Power Metal ein bisschen ungewöhnlich ist, aber umso mehr grenzen wir uns in der Tschechischen Republik auch von der Masse der englisch singenden Bands ab.
Daniel: Glaubt Ihr nicht, dass Ihr mit englischen Texten mehr Leute erreichen könntet?
Pavel: Das ist schwer zu sagen. In der Tschechischen Republik ist es egal, ob man auf Englisch oder auf Deutsch singt. Unserer Meinung nach ist es vor allem wichtig, sich darauf zu konzentrieren, eine gute Show abzuliefern, die Konzerte mit den Fans zu genießen, und sich die Energie gegenseitig zu übergeben. Natürlich findet man die Kritiker, die meinen, dass Metal ohne englische Texte kein echter Metal ist. Aber solche vereinzelten Menschen überzeugt man nur schwer davon, dass Musik nicht abhängig von der Sprache ist.
Daniel: Ihr spielt öfter mit Porta Inferi und Eagleheart zusammen, die englische Texte haben? Könnten sie Euch dabei nicht helfen?
Pavel: Im Grunde genommen haben wir kein Problem damit, unsere Texte ins Englische zu übersetzen. Es geht eher darum, ob uns die englischen Texte geholfen hätten oder nicht. Es ist schwierig, auf eine solche Frage zu antworten. Aber man muss es eben auch mal versuchen. Auf dem nächsten Album werden wir vielleicht auch mal etwas mit englischen Texten aufnehmen. Dann wird man sehen, wie gut Englisch bei den Leuten ankommt.
Daniel: Wo wir gerade bei Sprachen sind: Warum kannst Du überhaupt Deutsch?
Pavel: Ich mag Deutsch und halte es für eine logische Sprache im Vergleich zu Englisch. Im Vergleich zum Englischen hat Deutsch klare Regeln und Satzstellungen. Der Satzbau im Englischen ist meiner Meinung nach etwas chaotisch, haha! Und außerdem studiere ich seit knapp acht Jahren Deutsch als Fremdsprache an der Uni.
Daniel: Ich weiß, dass Ihr auch live spielt. Wie wichtig ist es Euch, auch auf der Bühne zu stehen und nicht nur zwischendurch mal im Studio etwas aufzunehmen?
Pavel: Der Kontakt mit unseren Fans ist für uns sehr wichtig! Es ist die beste Art und Weise, eine gute und lang dauernde Beziehung mit unseren Fans zu schaffen. Es ist persönlicher. Von den Menschen bekommt man ein Feedback und es ist sofort erkennbar, ob alles was man macht, bei seinen Fans gut ankommt. Gleichzeitig reisen wir durch eine ganze Reihe von Orten und Städten und geraten so in das Unterbewusstsein der Veranstalter von verschiedenen Veranstaltungen und Konzerten.
Daniel: Habt Ihr denn auch schon einmal außerhalb Tschechiens gespielt?
Pavel: Wir spielten bisher nur bei unseren Brüdern in der Slowakei. Die Planung von Konzerten im Ausland ist für uns verhältnismäßig schwer, weil wir einstweilen keine einflussreichen Kontakte haben.
Daniel: Euer bisher einziges Album “Brána Osudů” ist ohne Plattenfirma in Eigenregie erschienen. Ist das nicht saumäßig teuer gewesen? Und gab es kein Interesse von Labeln?
Pavel: Es war bestimmt nicht billig. Aber auf der anderen Seite bekommen wir das ganze Geld für die CD durch Verkäufe und Merchandise wieder rein; und nicht nur einen prozentualen Anteil.
Daniel: Wenn Ihr eine Plattenfirma hättet, würdet Ihr dann auch eine LP-Version machen?
Pavel: Das ist auch schwer zu sagen. Das ist abhängig davon, wie groß die Resonanz auf das neue Album ist. Und danach kann man über eine LP nachdenken. Das nächste Kriterium stellt die finanzielle Seite dar und auch die Tatsache, welchen Standpunkt eine Plattenfirma eingenommen hätte.
Daniel: Ich mag Euer Cover sehr! Wer hat es gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt getreten?
Pavel: Unser CD-Cover machte ein Prager Designer, den wir im Internet entdeckten. Wir beschrieben ihm unsere Vorstellung und er schickte uns etwas ganz anderes. Aber seine Arbeit gefiel uns derart, dass wir sie akzeptierten.
Daniel: 2012 erschien Eure Single “V Zajetí Stínů“ als Download. Wird der Song auch auf dem nächsten Album enthalten sein? Und wann kommt das neue Album überhaupt? “Brána Osudů” erschien ja bereits 2011...
Pavel: Unsere Single „V Zajetí Stínů“ („In Gefangenschaft der Schatten“) wird sicher auf dem neuen Album landen. An der neuen CD arbeiten wir sehr intensiv und wir möchten nächstes Jahr ins Studio gehen. Wir wissen, dass ziemlich viel Zeit seit der der Veröffentlichung der „Brána Osudů“ vergangen ist, aber wir sind davon überzeugt davon, dass das Resultat sehr gut ausfallen wird!
Daniel: Lass uns mal bitte über die tschechische Metalszene reden, OK? Ich bin nämlich ein großer Fan von Bands wie Arakain, Citron, Titanic, Vitacit, Neutral, Eagleheart, Arkus, Direct, Dux, Sax, Törr, Root, Master´s Hammer, Debustrol, Assesor, Moriorr, Fata Morgana, Old, V.A.R., Tudor usw. Wie denkst Du über die Metalszene in Eurem Land? Unterstützen sich Bands gegenseitig, wenn es z. B. um Konzerte geht? Und hast Du Kontakt zu einigen der aufgelisteten Bands?
Pavel: Die meisten von diesen Bands kennen wir natürlich sehr gut, und mit vielen von ihnen haben wir auch schon mehrmals zusammen gespielt; am meisten vor allem mit Eagleheart, Rimortis, Porta Inferi und Arakain. Die Metal-Szene in Tschechien ist ziemlich klein, und daher kennen sich viele Musiker untereinander; zumindest im gleichen Genre. Wir haben persönlich eine sehr gute Beziehung zu Eagleheart, mit denen wir viel Kontakt haben und Konzerte gemeinsam spielen.
Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Neutral aus?
Pavel: In erster Linie die Arbeit an unserer neuen CD beenden, sie aufnehmen und veröffentlichen. Na, und zwischendurch ein paar Konzerte spielen, damit wir nicht aus der Übung kommen... :-)
Daniel: OK, Pavel! Das Schlusswort gehört Dir!
Pavel: Vielen Dank für das angenehme Interview, Dany!
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