EVIL SPIRIT - Organisches Eigenleben ohne Begrenzungen


Aus der Bundeshauptstadt kommt der multi-kulti Dreier von Evil Spirit, der mit seinem aktuellen Album "Cauldron Messiah" mächtig ins Mett gehauen hat. Ohne dass sich der Longplayer exakt auf einen Stil festlegen will, feiern Extremmetaller aller Sparten dieses Teil ab, und das völlig zu recht. CROSSFIRE nahm diesen Enthusiasmus zum Anlass, bei der Band mal anzuklopfen. Drummer und Shouter Marcelo stellte sich den Fragen:

logoJoxe: Bitte stelle für die Leser von CROSSFIRE die Bandmitglieder doch einmal namentlich vor!

Marcelo: Evil Spirit sind: Marcelo Aguirre, Vocals und Schlagzeug, Ari Almeida an der Gitarre und Saäth Nokr am Bass. Ari kommt ursprünglich aus Brasilien und hat in Grindcore-Bands gespielt, von denen eine Facada ist, mit der er 2013 das dritte Album veröffentlicht hat. Saäth kommt aus Deutschland, betreibt unter anderem das Label Of Crawling Shadows und ist aktiv mit seiner anderen Band, Sepulchral Zeal, die bald eine erste Demo rausbringt. Ich komme ursprünglich aus Argentinien und veranstalte Konzerte als Voces de Ultratumba in Berlin. Mein anderes Projekt ist Lightbringer, eine Art One-Man-Band, die momentan keine Releases hat.

Joxe: Ihr habt Euch im Jahre 2010 gegründet. Wie seid Ihr als Band zusammen gekommen?

Marcel: Ari und ich haben die Band gegründet, als wir uns bei einem Konzert der brasilianischen Band Violator in Berlin trafen. Evil Spirit ist direkt danach entstanden. Wir waren ein Duo bis 2013, als Saäth zu uns kam. Vorher hatten wir es mit verschiedenen Bassisten versucht, aber sie sind aus diversen Gründen leider nicht lange geblieben.

evil spiritJoxe: Wolltet ihr schon immer Oldschool Doom spielen, oder wie ist der Gedanke um Evil Spirit entstanden?

Marcelo: Wir haben die Band tatsächlich gegründet mit dem Gedanken, Doom Metal zu spielen, wollten uns aber nicht von vornherein einschränken. Wichtiger ist es für uns, einen eigenen Sound zu kreieren, als den Regeln eines Stils zu folgen. Wir haben ein weites Spektrum an Einflüssen und Inspirationsquellen, die wir fließen lassen, ohne die Identität des Genres zu verlieren oder den Inhalt zu opfern. Das hat sich schon bei der ersten Probe gezeigt, als wir gleich unseren ersten Song, „L'Inferno (Sempiternal Punishment)“, geschrieben haben. Uns war klar, dass unser Stil von Aggressivität und Heaviness geprägt sein soll, mit der Hoffnung, durch verschiedene Einflüsse einen reicheren Sound zu erschaffen. Wir glauben fest an das Experimentieren innerhalb eines gegebenen Spektrums, und haben keine Angst, ins Unbekannte zu gehen…

Joxe: Wie schreibt Ihr Eure Songs, alleine oder zusammen?

Marcelo: Ari und ich schreiben die Songs im Proberaum zusammen. Manchmal kommt Ari mit Riffs, die er alleine geschaffen hat, meistens aber entstehen die Songs durch fokussierte Improvisationen von Gitarre, Schlagzeug und Stimme. Es ist ein sehr organischer Prozess: Wir arbeiten um die Atmosphäre herum, und suchen nach dem, was der Song tatsächlich braucht. Saäth schreibt den Bass dazu und die Texte kommen hinterher, nachdem die Songs ausgereift sind und ein eigenes Leben haben.

Joxe: Euer erstes Demo „Sempiternal Punishment“ ist als Tape und Seven-Inch erschienen. Dann soll es noch ein eigenproduziertes Tape gegeben haben, auf dem ein Track von einundzwanzig Minuten enthalten ist. Ist geplant, den Song mal neu zu veröffentlichen?

Marcelo: Unsere zweite Demo, „Phantom der Finsternis“, die aus einem Song besteht, kam raus als reines Sample unseres kompositorischen Prozesses: Der Song ist in Echtzeit erstanden und hat keinerlei Bearbeitung. Da es sich um sehr rohe Aufnahmen handelt, wollten wir sie nur in kleinerem Kreis verbreiten, daher die Limitierung auf 41 Tapes. Zur Zeit haben wir keine weiteren Pläne, die Aufnahmen wieder zu veröffentlichen.

evil spiritJoxe: Euer neues Album „Cauldron Messiah“ ist bei uns bei CROSSFIRE fett eingeschlagen. Erst einmal Herzlichen Glückwunsch dazu! Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Marcelo: Uns hat sehr gefreut, dass es eine positive Rezension des Albums bei Euch gibt! Wir sind mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden! Das Album wurde mit einem begrenzten Budget und sehr schnell aufgenommen. Richard Behrens (Samsara Blues Experiment, Heat) hat uns in seinem Studio Big Snuff, mit Sitz in Berlin, aufgenommen. Das Album wurde live eingespielt, mit Ausnahme von Vocals, ein paar kleinen Gitarren Overdubs und dem ersten Teil des Intros, wo mehrere Stimmen und Gongs zum Einsatz kamen. Es ist alles 100% handgemacht! Die Aufnahmen dauerten insgesamt fünf Tage und der Mix zwei Tage. Die Produktion haben wir in Zusammenarbeit mit Richard übernommen, wir hatten eine Vorstellung, wohin es sich klangmäßig orientieren sollte, aber alles weitere hat sich im Studio erst ergeben. Mastering hat Patrick W. Engel innerhalb von zwei Tagen geliefert. Wir glauben, es repräsentiert unseren echten Sound.

Joxe: Ebenfalls ziemlich cool fiel das Cover aus. Wer war dafür verantwortlich?

Marcelo: Das Cover ist tatsächlich ein Meisterwerk meiner Meinung nach. Dafür verantwortlich ist Simon Turner aus Australien, der auch bei frühen Deströyer 666 und seiner eigenen Band Assaulter (leider R.I.P.) involviert war. Ich hatte manche seiner Werke gesehen, und obwohl er sehr wenige Cover für Alben gemacht hat, fand ich seinen Stil bestechend und das hat mich bewegt, ihn zu bitten, ein Cover für unser Debüt zu machen. Es gab sehr viel Austausch, meistens von Filmplakaten von Kult- und obskuren Genrefilmen, bis wir das Konzept entwickelt haben.

Joxe: Für einige Songs auf dem Album bedient ihr Euch an Growls. Manche stecken Euch deswegen auch in die Death Ecke. Fühlt Ihr Euch dort wohl? Und wie beschreibt Ihr Euren Stil?

Marcelo: Wie bereits gesagt, wir wollen uns nicht begrenzen oder einschränken, es ist die Aufgabe der Hörer zu entscheiden, in welche Schublade man uns stecken kann. Für uns spielt das keine Rolle. Unsere Wurzeln sind ebenfalls im Extreme Metal, sowie auch in traditionelleren Sachen, und es ist unsere Absicht, diese Einflüsse in unserem Sound zu verarbeiten.

evil spiritJoxe: Ihr kommt aus Berlin, von wo derzeit einige doomige Bands auftauchen. Wie ist die Szene überhaupt bei Euch? Habt Ihr vielleicht Kontakt zu Members von Evoke, The Oath, Earthship, oder auch Postmortem?

Marcelo: Unserer Meinung nach gibt es in Berlin keine „Szene“, sondern Bands, die ab und zu auftauchen. Wir sind in Kontakt mit Essenz, The Oath (R.I.P), Drowned, Occvlta, Drengskapur/Rimruna, Albez Duz, Heat, u. a.

Joxe: Habt Ihr Liveaktivitäten geplant?

Marcelo: 2015 sind wir schon auf zwei Festivals eingeladen: Raging Death Date in Neustadt an der Orla, und Metal Magic in Fredericia, Dänemark, wo wir unseren dritten (!!!) Auftritt haben werden. Andere Konzerte sind in Planung, aber wir können keine weiteren Details geben, bis sie bestätigt sind. Weiteres wird auf unserer Seite zu lesen sein: https://www.facebook.com/EvilSpirit.Punishment

Joxe:  Wir kommen zum Schluss des Interviews. An dieser Stelle fragen wir gerne nach den fünf Lieblingsalben für die einsame Insel:

Marcelo: Wie immer eine schwere Entscheidung, nur fünf Platten zu wählen. Paradise Lost - „Gothic“, Master's Hammer - „Ritual“, Legend - „From The Fjörds“, Heavy Load - „Death Or Glory“ und Paul Chain Violet Theatre - „Detaching From Satan“.

Joxe: Okay, Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir!

Marcelo: Danke Euch für den Support und für das Interview! Hails Horror Records!

Fotos: Endrew Stepan/Starspawn Phty

 



Autor: Joxe Schaefer